Im Februar gab es eine Hausdurchsuchung in Donaueschingen (wir berichteten).

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Mittlerweile bestätigte die Polizei, dass es sich dabei um einen Einsatz im Bereich der Drogenkriminalität gehandlet hat. „Bei der Durchsuchung wurden geringe Mengen Betäubungsmittel gefunden“, teilt Polizeisprecher Jörg Kluge vom Polizeipräsidium Konstanz auf SÜDKURIER-Nachfrage mit.

Nicht selten erreichen die Redaktion auch Polizeimeldungen, dass Personen unter Drogeneinfluss erwischt wurden, häufig sogar bei Verkehrskontrollen.

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Doch welche Rolle spielt die Drogenkriminalität im Städtedreieck Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen wirklich? Das hat sich die SÜDKURIER-Redaktion Donaueschingen gefragt und sich auf den Weg gemacht, einige Antworten zu finden.

Statistik unauffällig

Erste Anlaufstelle in solchen Fällen ist immer die Kriminalstatistik. Demnach hat sich die Zahl der Drogendelikte in den Jahren von 2016 bis 2020 tendenziell eher rückläufig entwickelt, zumindest in Donaueschingen.

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Hier wurden 2016 insgesamt 147 Straftaten in diesem Bereich festgestellt. In den Jahren darauf waren es 134, 101, 93 und zuletzt 67 Delikte im Jahr 2020, ein stetiger Rückgang also.

In Hüfingen verläuft die Entwicklung nicht ganz linear. 2016 waren es dort 25 Fälle, danach 19, 11, 16 und 17 im Jahr 2020. Hier ist zuletzt ein minimaler Trend nach oben erkennbar.

Ganz ähnlich sieht es in Bräunlingen aus, hier entspricht der Anstieg im Jahr 2020 sogar einer Verdreifachung auf 16 Fälle. Im Vorjahr waren es nur fünf Fälle. Ein Blick zurück relativiert den sprunghaften Anstieg allerdings wieder. 2016 wurden hier 15 Drogendelikte registriert, danach 27, 18 und fünf. Der jüngste Wert bewegt sich demnach nahe am langjährigen Durchschnitt.

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Im Landesvergleich stehen alle drei Baar-Städte ganz gut da. Bei den Drogendelikten pro 1000 Einwohner ergab sich 2019 für Donaueschingen ein Wert von 4,2, was hinter Villingen-Schwenningen der zweithöchste Wert im Landkreis bedeutete und knapp unter dem Landesdurchschnitt von 4,4 lag. Bräunlingen schnitt damals mit nur fünf Fällen und einem Verhältniswert von 0,9 besonders gut ab. Auch in Hüfingen gab es 2019 mit einem Wert von 2,0 vergleichsweise wenige Drogendelikte.

Polizei hält sich bedeckt

Spielen Drogen hier also nur eine untergeordnete Rolle?sind die Zahlen als Erfolg der Ermittlungsarbeit zu sehen, oder werden einfach immer weniger Drogen gehandelt und konsumiert?

Das lässt sich alles nicht Bestimmtheit sagen, so lautet das Fazit der Redaktion nach dem Gespräch mit Jörg Kluge, der bestätigt, dass zumindest keine ansteigende Tendenz bei Drogendelikten erkennbar sei. Aber er sagt auch: „Drogenkriminalität ist latent vorhanden.“

Der Polizeibeamte Hardy Fresen kümmert sich im Revier Donaueschingen um Rauschgiftdelikte. In der Asservatenkammer schaut er sich an, ...
Der Polizeibeamte Hardy Fresen kümmert sich im Revier Donaueschingen um Rauschgiftdelikte. In der Asservatenkammer schaut er sich an, wie eine Drogenlieferung verpackt war. | Bild: Wursthorn, Jens

Auf Detailfragen, zum Beispiel zu möglichen Brennpunkten im Städtedreieck, zu auffälligen Alters- oder Bevölkerungsgruppen und zum Vorhandensein organisierter Kriminalität, lautet die Antwort stets: „Das kann aus ermittlungstaktischen Gründen leider nicht beantwortet werden.“ Laufende Ermittlungen könnten durch solche Informationen beeinträchtigt werden.

Mehr Ermittlungen, mehr Delikte?

Sinkende und niedrige Statistikwerte würden jedoch nicht bedeuten, dass zuletzt weniger in diese Richtung ermittelt wurde. „Ganz im Gegenteil, die Ermittlungen im Drogenbereich sind ständig präsent und die Dienststellen haben extra dafür geschulte Drogensachbearbeiter.“ Vielmehr würden die Werte von mehreren Faktoren abhängen.

Ein erhöhter Ermittlungsdruck etwa bedinge nicht zwangsläufig und alleine eine höhere Aufklärungsquote. Auch verstärkte Kontrollen auf der Straße könnten die Statistik beeinflussen. Außerdem seien Drogendelikte meist nicht regional begrenzt. „Es gibt zwar einen lokalen Bereich der Kleindelikte. Die Grenzen zu organsierten Strukturen sind aber fließend und ziehen sich oftmals über Ländergrenzen hinweg“, erklärt der Polizeisprecher.

Überregionale Strukturen

Die Zerschlagung eines Drogenrings könne auch Auswirkungen auf die Fallzahlen in der Zielregion der Drogen haben, etwa wenn ein Kurierfahrer geschnappt werde. „Wie jüngst der Fall in Rottweil mit der Festnahme eines Drogenrings zeigt, sind nach solchen Aktionen die Zahlen – zumindest eine Zeit lang – niedriger“, so Kluge. Die Drogenbeschaffung verlagere sich und Konsumenten müssten sich neu orientieren.

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Effekte durch Internet und Corona

Zur Bedeutung des Internets für den Drogenhandel sagt Kluge nur: „Im Zuge des technischen Fortschritts, Stichwort Digitalisierung und Darknet, gewinnt natürlich auch der Handel über das Internet allgemein an Bedeutung.“ Ob und in welcher Form das für das Städtedreieck von Bedeutung ist, ließ er offen. Ein coronabedingter Anstieg bei den Delikten sei Anhand der Fallzahlen nicht ohne Weiteres ableitbar.

Welche Art von Drogen hier in der Region im Umlauf sind, werde nicht statistisch erfasst. Allerdings hätten die Beamten mit „dem gesamten Portfolio“ zu tun.

Ein Kuriosum aus der Asservatenkammer: ein vielfältig ausgestatteter Koffer eines Drogenkriminellen.
Ein Kuriosum aus der Asservatenkammer: ein vielfältig ausgestatteter Koffer eines Drogenkriminellen. | Bild: Wursthorn, Jens