Seit 2019 ist Michael Huschens Leiter Technik und Chefbraumeister der Fürstlich Fürstenbergischen Brauerei. Er kennt sich also bestens aus mit Bieren und dem Brauen, welche Zutaten sich wie auf den Geschmack auswirken und wie man beim Brauprozess einen Fehlgeschmack erkennen und diesem entgegenwirken kann.

Und Michael Huschens ist auch Biersommelier. Bedeutet: Er hat einen Kurs absolviert, bei dem man lernt, die Besonderheiten der unterschiedlichen Biere und Bierstile herauszuschmecken und dieses Geschmackserlebnis detailliert in Worte zu fassen.

„Eigenschaften positiv und wohlwollend zu beschreiben“, so Huschens, sei gar nicht so einfach. Und für ihn eine ganz andere Herangehensweise an das Thema Bier.

Beim Brauen stünde meist das Ziel im Vordergrund: „Wo will ich hin?“. Ein Biersommelier dagegen beschreibt und bewertet dann die fertigen Produkte und gibt auch Empfehlungen, zu welchen Anlässen und Mahlzeiten die einzelnen Biere aufgrund ihrer Eigenschaften passen könnten.

Das könnte Sie auch interessieren

Bald ist Weihnachten. Die Menschen stecken bereits in Vorbereitungen für ihr Weihnachtsmenü. Der SÜDKURIER hat Michael Huschens daher gefragt, welches Bier er zu den gängigen Gerichten empfehlen kann, und warum.

Bier als Begleiter und Unterstützter

„Was ist der Star des Essens?“, stellt der Braumeister die entscheidende Frage. Es gehe darum, dass Getränke das Gericht unterstützen und begleiten, nicht im Vordergrund stehen und abschwächen.

Gerade bei Wild- und Schmorgerichten oder zu einer Maronensuppe würden dunkle, kräftige Biere passen. Vor allem dann, wenn die Hauptgerichte mit dunklen Soßen serviert würden.

Das könnte Sie auch interessieren

„Zum Beispiel unser Winterbier“, so Huschens. In diesem Jahr habe man dem kastanienbraunen Saisonbier mit verschiedenen Malzen eine gewisse Schoko- und Keksnote sowie Röstaromen verliehen, ähnlich den dunklen bayrischen Bieren. „Diese Noten ergänzen solche Gerichte hervorragend. Zu einer Ente in Orangensoße würde ich aber etwas anderes empfehlen.“

Außerdem harmoniere das Winterbier zu Käse oder zu einem Schokokuchen als Dessert, ebenso zu den Weihnachtsklassikern wie Raclette und Fondue. Mit Export und Landbier nennt Huschens weitere passende Alternativen.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Universalbegleiter

Und was passt zu Fisch? „Kein Pils!“, sagt der Bierexperte, und fügt hinzu: „Die Hopfenbittere von Pils ist zu dominant, auch für viele Desserts.“ Vielmehr empfiehlt Huschens für Fisch ein Weißbier. Eine Biersorte, die er als „Universalbegleiter“ einstuft und nicht zu dominant daherkomme.

„Weißbier kann man zu vielen Gerichten genießen.“ Zu Vorspeisen wie Suppen und Salaten sei ein Helles eine gute Wahl.

Eine Karte im Brauwerk der Fürstenberg Brauerei listet die verschiedene Biersorten und Bierstile auf.
Eine Karte im Brauwerk der Fürstenberg Brauerei listet die verschiedene Biersorten und Bierstile auf. | Bild: Fröhlich, Jens

Klassiker zu Klassiker

Und Pils? Gibt es überhaupt Gerichte, zu denen dieses klassische, herbe Bier passt? Ja, die gibt es, weiß der Biersommelier. Zum Beispiel Gerichte mit hellerem Fleisch und helleren Soßen. „Hähnchen oder Pute“, nennt er mögliche Fleischsorten.

Und nicht zu vergessen das wohl beliebteste Weihnachtsessen vieler Menschen: Wienerle mit Kartoffelsalat. Auch hier passe Pils sehr gut, wie auch ein Export oder ein Weißbier.

Das könnte Sie auch interessieren

Harmoniert mit Curry und Schärfe

Im Brauwerk der Fürstenberg-Brauerei werden oft in kleinerem Maßstab alte Rezepte nachgebraut und neu interpretiert. Heraus kommen exklusive Bierspezialitäten in limitierter Auflage.

Das könnte Sie auch interessieren

Jüngstes Mitglied dieser Bierreihe ist ein Weizen-Doppelbock mit 7,8 Volumenprozent Alkohol. „Mit fruchtigen Noten wie Banane und Aprikose, aber auch mit einer deutlichen Hopfenbittere“, erklärt Huschens.

Ein Bier dieser Art mit intensivem und kräftigem Geschmack empfiehlt Huschens zu Salaten und fruchtigen Nachspeisen, weniger zu Hauptgängen und Wildgerichten. „Aber zu scharfen, asiatischen Gerichten und Curry könnte es gut passen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Was beim Braumeister auf den Tisch kommt

Und was gibt es bei Bierexperte Michael Huschen an Heiligabend? „Rehrücken in Haselnusskruste, Blaukraut und Kartoffelknödeln“, verrät Huschens. Und damit steht auch die Bierauswahl bereits fest. „Es gibt natürlich unser Winterbier dazu“, ist er sich sicher.

Wichtig sei aber auch das richtige Glas. Jedes Bier habe sein eigenes Glas, weiß er. Dunkle, kräftige Biere würden in bauchigen, weiten Gläsern ausgeschenkt, „damit sich das Aroma entfalten kann. Wie bei Wein“, erklärt Huschens.

Die Sonne scheint durch das kastanienbraun Fürstenberg Winterbier.
Die Sonne scheint durch das kastanienbraun Fürstenberg Winterbier. | Bild: Fröhlich, Jens