Sie ist weit, sie ist kuschelig, sie ist bequem – und sie ist womöglich auch im dritten Jahr der Pandemie wieder das meistgetragene Kleidungsstück in deutschen Wohnzimmern. Es geht um die Jogginghose: dieses Garderobenstück aus Baumwollfasern und Polyester, das für mehr Beinfreiheit unter dem Schreibtisch sorgt, als bei einem der 18.000 Leerflüge der Lufthansa.

Die Jogginghose – das muss man so klar sagen – ist die Gewinnerin der Corona-Pandemie und während der vergangenen zwei Jahre die beste Begleiterin des „Homo Homeoffice“ geworden. Oben Hemd, unten Jogginghose, ein klassisches Bild der Arbeitswelt im Jahr 2022. Denn jenseits der Zoom-Kacheln regiert nur die Schlabberhose.

Aktionstag wird seit 2010 gefeiert

Damit das Kleidungsstück an einem Tag im Jahr aber auch international Anerkennung erhält, haben vier österreichische Gymnasiasten bereits im Jahr 2010 mit einer Facebook-Gruppe den Aktionstag ins Leben gerufen. Im ersten Jahr fanden sich laut den Begründern bereits rund 130.000 Teilnehmer, die fleißig Fotos von sich in ihren Kleidungsstücken in den Sozialen Medien teilten. 2011 stieg die Zahl auf über 600.000 Teilnehmer.

Darf in Zeiten der Pandemie in keiner Garderobe fehlen: Die Jogginghose.
Darf in Zeiten der Pandemie in keiner Garderobe fehlen: Die Jogginghose. | Bild: Cian Hartung

Wie hoch die Zahl der Teilnehmer in den vergangenem Jahren gewesen ist, dazu gibt es keine belastbaren Zahlen. Doch auf Instagram lassen sich unter dem Hashtag „#jogginghosentag“ mehrere tausend Einträge der vergangenen Jahre finden: Jogginghosen im Büro, im Supermarkt oder im Homeoffice. Mittlerweile ist der Jogginghosen-Tag sogar im Mainstream angekommen: Führungskräfte-Akademien warben im Vorfeld des 21. Januars mit digitalen Vorstellungsgesprächen in Jogginghose.

Karl Lagerfeld: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“

Aber warum der ganze Spaß? „Damit das praktische und überaus bequeme Kleidungsstück zumindest an einem Tag im Jahr kein Schattendasein führen muss“, schreiben die Begründer auf ihrer Webseite „www.jogginghosentag.de“. Immerhin sei die Jogginghose zu lange als Modesünde abgestempelt worden. Dabei sei ihr „einziges Vergehen, dass sie weder zwickt noch zwackt, sondern einfach nur bequem zu tragen ist“.

Sorgt für Wärme und Geborgenheit in unvorhersehbaren Zeiten – und beim Zappen auf dem Sofa (Symbolbild).
Sorgt für Wärme und Geborgenheit in unvorhersehbaren Zeiten – und beim Zappen auf dem Sofa (Symbolbild). | Bild: Christoph Schmidt

Deshalb dürfe sich die Jogginghose an diesem Tag überall auf dem Planeten zeigen: in Paris auf dem Champs-Élysées, auf der New Yorker 5th Avenue und überall dort, wo sonst die Haute Couture getragen wird“, heißt es, möglicherweise zum Leidwesen einiger besonders modebewusster Persönlichkeiten. Und hier muss einmal mehr das Zitat von Karl Lagerfeld rausgeholt werden. Bei Markus Lanz sagte er: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“

Der Jogginghose sei Ehre gebührt

Nun, ja. Gott habe Karl Lagerfeld selig. Doch trotz tödlicher Pandemie und einer Arbeitswelt voller Jogginghosenträger ist die Welt noch nicht gänzlich aus den Fugen geraten. Dazu könnte die Jogginghose auch ihren Beitrag geleistet haben. Wenn der Anzug früher die Rüstung des Arbeitnehmers war, ist die Jogginghose nun die weiche Hülle in einem harten Alltag, in einer Zeit voller Unsicherheiten und Unwägbarkeiten.

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Daher: Ehre, wem Ehre gebührt! Der Jogginghose, dieser stetigen Begleiterin in den vergangenen beiden Jahren, sei ein Dank ausgesprochen. Für selbstlose Wärme und knöchellange Geborgenheit. Für Flexibilität in der Bauchregion trotz steigender Kilos. Für die Tatsache, dass sie immer für einen da ist, ganz egal, ob die aktuelle Corona-Variante nun Alpha, Delta oder Omikron heißt.