Furtwangen – Optimismus und Pessimismus klangen gleichermaßen aus der traditionellen Ansprache von Bürgermeister Josef Herdner beim Neujahrskonzert der Stadtkapelle Furtwangen. Er rief die Bürger zu Zusammenhalt und Gelassenheit auf. Er sehe positive Entwicklungen in der Stadt durch ein lebendiges Vereinsleben ebenso wie durch die erfolgreichen Kommunalwahlen. Problematisch aber sei die Situation allgemein für die Kommunen und damit auch für Furtwangen. Die Gemeinden bekämen neue Aufgaben aufgezwungen, für die sie aber eigentlich nicht zuständig seien. Zu Beginn galt Herdners besonderer Dank den jungen Musikern der Jugendkapelle, die das Neujahrskonzert glanzvoll eröffnet hatten.
Im vergangenen Jahr habe er angemahnt, dass man mehr „gute Nachrichten“ haben sollte. Dies habe man im vergangenen Jahr auch tatsächlich realisieren können. Er erinnere sich dabei an die Vereinsjubiläen, bei denen viele Helfer und auch andere Vereine mit angepackt hätten, damit diese Feste zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Bevölkerung wurden.
Und hier richtete er auch seinen Blick auf das kommende Jahr: 2026 kann gleich zu Jahresbeginn die Narrenzunft Furtwangen als besonderen Höhepunkt ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern, wozu wieder viele helfende Hände gebraucht werden. Daher gelte sein Dank allen, die sich in irgendeiner Form für das Wohl der Bevölkerung einsetzen.
Ähnlich positiv sieht er auch die kommunale Gremienarbeit. Er sei dankbar, dass es den Parteien und Wählervereinigungen gelungen sei, dass sich Menschen für die Kommunalwahlen im Juni zur Verfügung stellten. Positiv sei, dass im neuen Gemeinderat neun neue Mitglieder aktiv sind, ein kleiner Generationenwechsel. Er ging auch auf das von SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz in der Weihnachtsausgabe dieser Zeitung kritisierte „Weltuntergangsgeschrei“ und das „ewige Jammern, und dies auf hohem Niveau“ ein. Man müsse sich von der Fixierung auf einzelne Probleme lösen, um in die Zukunft zu sehen und Antworten für neue Fragen zu finden: „Wir brauchen mehr Charisma in Politik, Wirtschaft und allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Dieser Mix mit einem Schuss guter Gelassenheit wäre ein Rezept, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten.“
Kritisch sieht er allerdings die Leistungsfähigkeit der Kommunen: Die Kommunalverbände mahnen: „Kommunalfinanzen auch für 2025 im freien Fall“. Als Beispiel nannte er den Landkreis, bei dem ein Anstieg der Verschuldung von aktuell 16 Millionen Euro auf etwa 76 Millionen Euro im Jahr 2028 geplant sei. Die Kommunen würden zunehmend mit Aufgaben konfrontiert, für die sie nicht zuständig wären.
Ein Beispiel ist der aktuell notwendige Aufbau eines Medizinischen Versorgungszentrums für Furtwangen. Zusehends werden weniger Mittel für den Erhalt von Infrastrukturen zur Verfügung stehen. Ein Problem habe er aber dann, wenn ihm der finanzielle und personelle Gestaltungsspielraum genommen werde, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Denn dieser sei das Fundament der Demokratie. Herdner schloss mit der Aufforderung an die Bürger von Furtwangen: „Lassen wir uns also auch 2025 nicht unterkriegen. Nehmen wir die Herausforderungen mit viel Gelassenheit und Zuversicht an und setzen auf unsere konstruktiven Kräfte.“