Was für ein spannender Wahlabend: Während alles auf die Zahlen der Bundestags-Wahlen wartete, schaute Hüfingen gleichsam gebannt auf die Ergebnisse des Bürgerentscheides rund um die Wiedereinführung der unechten Teilortswahl.

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Bis zum Schluss blieb die Auszählung spannend. Die Rede ist hier nicht etwa von den abgegebenen Wählerstimmen für die Bundestagswahl in Hüfingen, sondern für jene des Bürgerentscheides rund um die Wiedereinführung der unechten Teilortswahl. Die soll es nach dem Willen der Bürger bei der kommenden Kommunalwahl im Jahr 2024 auch wieder geben. 53,86 Prozent der Wähler haben mit „Ja“ gestimmt, 46,14 Prozent stimmten dagegen.

Jubel im Baptistle

Besonders groß war der Jubel im Restaurant Baptistle. Dort hatten sich Mitglieder der Ja-Initiative versammelt, die sich im Vorfeld für eine Wiedereinführung stark gemacht hatte. „Die Vernunft hat gesiegt. Wir sind überglücklich! Mein persönlicher Dank geht heute insbesondere an das große Vertrauen der Kernstadt-Wähler“, so Michael Steinemann, der Sprecher der BFSO/Die Grünen-Fraktion und Initiator der Wiedereinführung der unechten Teilortswahl.

Große Freude

„Großartig. Ich kann es kaum fassen“, sagt Christina Meckes, Sprecherin der Ja-Initiative. „Wir haben uns über Monate mit dem Thema beschäftigt. Um das zu realisieren, müssen wir das erst mal sacken lassen, glaube ich.“ Die Entscheidung sei „ein echtes Geschenk.“

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Bei der Abstimmung gingen die Ja-Stimmen direkt mit einem großen Vorsprung in Führung. Der schrumpfte jedoch im Laufe der Zeit. Die Spannung blieb bis zum Schluss. „Es kommt auf die Kernstadt-Stimmen an, das war klar. Das war auch bei der letzten Gemeinderatswahl so“, sagt Meckes. Man sei überall mit den Menschen ins Gespräch gekommen: „Dass das Ergebnis dennoch so hoch ausfällt, damit haben wir nicht gerechnet.“

Ja zur unechten Teilortswahl in Hüfingen: Dafür plädieren Christina Meckes und Michael Jerg. Sie sind Sprecher der Ja-Initiative, die ...
Ja zur unechten Teilortswahl in Hüfingen: Dafür plädieren Christina Meckes und Michael Jerg. Sie sind Sprecher der Ja-Initiative, die sich der Aufklärung und Information rund um das Thema verschrieben hat. | Bild: Bürgerinitiative unechte Teilortswahl

Andere Initiative

Dass direkt eine Gegen-Initiative gegründet worden sei, „das hat uns überrascht.“ Das habe den Prozess nicht einfacher gemacht. „Wir sehen es so, dass da Themen nach oben kamen, die schon länger schwelen“, so Meckes. Die müsse man sich jetzt gemeinsam anschauen: „Wir müssen schauen was schwierig war und was es heißt, transparent zu arbeiten.“

Gemeinsamen Weg finden

„Jetzt müssen wir aufeinander zugehen und was Gutes für die Stadt rausbringen. Ich denke, es liegt allen am Herzen, das wir das Beste rausholen.“ Dafür müsse man einen gemeinsamen Weg finden.

Überraschung und Kopfschütteln

„Das Ergebnis hat bei uns für Überraschung und Kopfschütteln gesorgt“, sagt Markus Leichenauer, Sprecher des interfraktionellen Bündnisses „Wir ALLE sind Hüfingen“, das sich gegen eine Wiedereinführung ausgesprochen hat. Das sieht auch SPD-Fraktionssprecherin Kerstin Skodell so. „Der Bürger hat gewählt und wir haben einen fairen Wahlkampf geführt“, so Skodell. Jetzt gehe es darum, den Bürgerwillen zu akzeptieren und Ruhe in die Sache reinzubekommen: „Und wieder gemeinsam für Hüfingen zu arbeiten.“

Markus Leichenauer, Sprecher des interfraktionellen Bündnisses „Wir ALLE sind Hüfingen“.
Markus Leichenauer, Sprecher des interfraktionellen Bündnisses „Wir ALLE sind Hüfingen“. | Bild: Simon Wöhrle
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„Das ist ein Rückschritt“

„Wir akzeptieren das Ergebnis“, sagt Leichenauer. Dennoch sei es kein guter Tag für Hüfingen. „Das ist ein Rückschritt in die Zerstückelung. Wir haben nicht genug Menschen über die unechte Teilortswahl aufklären können“, sagt er. Aber man habe fair gearbeitet und keinen Wahlkampf „über emotionale und fragwürdige Botschaften gemacht.“ Mit Spannung wolle man jetzt sehen, wie die Befürworter mit der Situation umgehen, und ob die Zerstückelung weiter zunehmen werde.

Eine weitere Initiative rund um den Bürgerentscheid zur unechten Teilortswahl hat sich gegründet: Adolf Baumann (von links), Kerstin ...
Eine weitere Initiative rund um den Bürgerentscheid zur unechten Teilortswahl hat sich gegründet: Adolf Baumann (von links), Kerstin Skodell und Harald Weh plädieren gegen eine Wiedereinführung. | Bild: Simon, Guy

Eine Frage des ‚Wie‘

„Die Form unserer Initiative hat gezeigt, welche Form ein gutes Miteinander für Hüfingen schafft“, so Leichenauer. Jetzt seien wieder viele Ressourcen frei, sich dem zuzuwenden. „Der Prozess hat Hüfingen gelähmt. Und die Stimmung wollten die Bürger nicht haben. Wir freuen uns, dass dieser Spuk jetzt vorbei ist“, so Leichenauer und Skodell. Dass die Ortsteile genauso mitreden sollen und dürfen, daran nehme niemand Anstoß: „Es ging hier lediglich um die Frage des ‚Wie‘. Ob es demokratisch geschieht oder über ein bestimmtes System“, so Leichenauer.