Seit nahezu 45 Jahren zählt der Zugbetrieb auf der Schwarzwaldbahn mit Elektro-Lokomotiven zum gewohnten Bild. Am 20. September 1977 traf, begrüßt durch Salutschüsse der Bundeswehr, der erste mit Strom betriebene Zug im Bahnhof Immendingen ein.
Sonderzug hält neun Minuten in Immendingen
Es spielten der Fanfarenzug Hintschingen und die Immendinger Alphornbläser. Der Präsident der Bundesbahndirektion Karlsruhe begrüßte die Ehrengäste. Bürgermeister Helmut Mahler sprach ein Grußwort. 16 Schüler der drei Immendinger Schulen durften an der Sonderfahrt teilnehmen. Unter den Klängen der Gemeindemusikkapelle verließ der Zug den Bahnhof in Richtung Konstanz.
1868 wird ein richtiges Volksfest gefeiert
Weitaus länger und größer wurde die Eröffnung der Bahnstrecke Engen – Donaueschingen gefeiert. Dieses Teilstück, der in Abschnitten gebauten Schwarzwaldbahn, war im Jahr 1868 fertiggestellt. Das Eintreffen des ersten Zuges im Immendinger Bahnhof gestaltete sich zu einem Volksfest.
Immendingen putzt sich so richtig heraus
Im Höhgauer Erzähler, dem Verkündigungsblatt des damals für Immendingen zuständigen Bezirksamtes Engen, wird über die Festlichkeiten aus Anlass zur Eröffnung der Bahnstrecke Engen – Donaueschingen am 14. Juni 1868 berichtet: „Mit der Morgendämmerung verkündeten Böllerschüsse den festlichen Tag. Der Bahnhof war einfach, aber geschmackvoll verziert. Lustig flatterten die vielen aufgesteckten Fahnen im Wind. Auch der hiesige Ort hatte sich in ein festliches Gewand geworfen. Viele Häuser waren beflaggt und mit Kränzen und Girlanden verziert.“
Feuerwehrmusik und Gesangverein marschieren zum Bahnhof
Des Weiteren ist in dem Bericht zu lesen, dass mit fliegender Fahne die Feuerwehrmusik der Nachbarstadt Möhringen erschien und unter Vorantritt des hiesigen Gesangvereins, einen Marsch spielend, zum Bahnhof marschierte.
Hier hatten sich die Immendinger Gemeinderäte und diejenigen einiger Nachbarorte aufgestellt, an welche sich die hiesigen Schulkinder mit Blumensträußchen geschmückt, anreiten. Um hab elf Uhr ertönten Böllerschüsse und einige Minuten darauf fuhr der festlich geschmückte Festzug heran und wurde mit lautem Hurra und Hoch von der versammelten Menge begrüßt.
Pfarrer Maier von Immendingen begrüßte im Namen der Gemeinde die Angekommenen, sprach über die Bedeutung des festlichen Tages. Er endete mit der Aufforderung an die Anwesenden mit ihm auf „Seine Königliche Hoheit“, den Großherzog Friedrich I. von Baden, ein Hoch auszubringen, in welches die Versammelten kräftig einstimmten. Nachdem die Feuerwehrmusik von Möhringen einige Stücke vorgetragen und auch der Gesangverein ein Lied gesungen hatte, ertönte der Pfiff der Lokomotive und bald darauf setzte der Zug seine Fahrt weiter fort.
Damit war die Festlichkeit jedoch keineswegs beendet. Anschließend ging es gleich weiter. Wie berichtet wird, verlief auch der Nachmittag in heiterer Stimmung. Hierzu trugen die an verschiedenen Orten von der ausgezeichneten Feuerwehrmusik von Möhringen vorgetragenen Stücke wesentlich bei. Zudem begünstigte herrliches Wetter die Feier, die noch lange im freundlichen Andenken der hiesigen Einwohner bleiben wird, so der Bericht.
Der Anschluss des Ortes an das neu geschaffene Eisenbahnnetz gab der Bevölkerung Anlass zur Freude, welche in dem ausgeprägten Festtag zum Ausdruck kam. Man konnte nun zumindest auf Teilstrecken den Zug benutzen und war nicht mehr darauf angewiesen Entfernungen mühsam zu Fuß zurücklegen zu müssen.
Eisenbahn legt Grundstein für Immendinger Entwicklung
Zudem gab die Eisenbahn wichtige Impulse für den wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinde. Eine ganze Anzahl Einwohner, auch aus dem Umland, fanden bei der Bahn Arbeit und konnten sich eine Existenz aufbauen. Die Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke legte quasi den Grundstein für die spätere Entwicklung von Immendingen zu einer Drehscheibe des südwestdeutschen Eisenbahnverkehrs.