Die Stadt bekommt das Bauwerk quasi zum Nulltarif: Eberhardt will 6 Millionen Euro investieren und braucht von der Stadt lediglich das Nutzungsrecht für städtisches Gelände. Die Brücke soll pro Jahr 100 000 Besucher anziehen, die zu den bislang von der Stadt gezählten 800 000 Tagesgästen pro Jahr in der Stadt dazukämen. Eine Mehrheit der Rottweiler, der Gemeinderat und Oberbürgermeister Ralf Broß (parteilos) sehen nach dessen Angaben das Projekt positiv. „Ich sehe durch den Turm und die Hängebrücke die Chance, dass wir als Tourismus- und Wirtschaftsstandort attraktiver werden“, sagt das Stadtoberhaupt. Die Brücke könne eine Chance sein, den Tourismus anzukurbeln, Rottweil bekannter zu machen und eine Attraktion auch für die Einheimischen zu schaffen. Beschlossen ist allerdings noch nichts. Der Gemeinderat stimmt nach Angaben der Stadt voraussichtlich im Herbst über die Hängebrücke ab.
Für Pfarrerin Esther Kuhn-Lutz klingen die Pläne nicht so toll. „Als die Idee mit der Hängebrücke aufkam, konnte ich mir nicht vorstellen, dass das Realität wird“, sagt sie.
Mehrere Anlieger des Brücken-Anlegeplatzes sind gegen das Bauwerk. Von ihnen geäußerten Forderungen nach einem Bürgerentscheid folgt die Stadt bisher nicht. Stattdessen setzt die Verwaltung ein paar Stufen niedriger an und hat einen Bürgerdialog organisiert. Der Investor, Gegner und Befürworter sollen zu Wort kommen. Fragen der Kritiker, etwa wie Rottweil die Besucherströme verkraften könne, will Broß erstnehmen. Es werde schon geprüft, ob mehr Parkplätze oder ein Parkleitsystem in der Stadt benötigt würden.
Die Stadt knüpft aber eine gegenteilige Hoffnung an das Brückenprojekt, das auch den Grünen im Gemeinderat gut gefällt: Die Besucher fahren zunächst zum Turm, parken ihr Auto dort und gehen nach der Besichtigung über die Brücke in die Stadt.
Der Turm werde ein Besuchermagnet, da ist sich Investor Eberhardt aus Hohentengen (Kreis Sigmaringen) sicher, weil Türme die Menschen faszinierten - auch ihn, der für den Turmbau zu Rottweil Stahlteile zur Stabilität geliefert hat. Er sieht es als Notwendigkeit, eine Verbindung vom Turm - „der an sich schon eine sensationelle Sache ist“ - zur Stadt herzustellen. Zur Befürchtung, dass Menschenmassen in die Stadt einfallen, gibt er zu bedenken: Die 100 000 Besucher verteilten sich übers Jahr.
Nun werde er von manchen als Spinner hingestellt, von anderen als mutig gelobt. „Man muss was riskieren, aber nicht zu viel - wie bei der Brücke: Man muss erstmal den Mut haben, darauf zu gehen“, sagt er. Er wolle mit der Brücke sogar eine gesellschaftliche Botschaft verbinden: „Nicht immer nur sagen: Des goht it“, sagt er. „Wenn das jemand sagt, wird es für mich interessant.“