Neuer Anblick: Rottweiler Testturm erhält bald textile Fassade
Rohbau hat seine vorgesehene Höhe von 244 Metern erreicht Rottweiler Gigant erhält bald textile Fassade. 240 Tonnen schweres Pendel im Turm installiert.
Nach oben hin nahezu transparent: So soll der Testturm aussehen.
| Bild: Thyssenkrupp
Jürgen Dreher
Es geht voran beim riesigen Aufzugtestturm in Rottweil – auch wenn der Eindruck von außen momentan noch täuschen mag. Seit der Rohbau seine vorgesehene Höhe von 244 Metern erreicht hat, konzentrieren sich die Arbeiten zum einen auf den Innenausbau. Und zum anderen soll sich der Anblick des Giganten schon bald auf eindrucksvolle und unübersehbare Weise wandeln.
Der Grund: Noch im Laufe dieses Monats sollen die Arbeiten zur endgültigen Verkleidung der bislang rohbau-grauen Betonröhre beginnen entsprechend den Planungen. Das bestätigte die Bauherrin Thyssenkrupp Elevator AG gestern auf Anfrage.
Für die Fassade haben sich die Stararchitekten Helmut Jahn und Werner Sobek etwas Besonderes ausgedacht: Sie soll aus einem Glasfasergewebe bestehen, das auf umlaufenden Stahlrohren den Turm umspannen wird. 17 000 Quadratmeter dieses hochkomplexen Gewebes werden nötig sein, um den Turm ganz zu umhüllen. Das langlebige Glasfasergewebe wird eigens beschichtet, um selbstreinigende Eigenschaften zu erzielen. Von unten nach oben soll das Textil zudem immer transparenter werden und sich zugleich spiralförmig um den Beton-Kern winden, um ein dynamisches Erscheinungsbild zu erreichen und zugleich „immer neue Lichteinfälle im Inneren des Turms“ zu ermöglichen, wie es Werner Sobek beschreibt. Der Sinn der Konstruktion liegt aber nicht nur in der Ästhetik: Das Gewebe soll die Beton-Konstruktion vor Witterungseinflüssen wie starker Sonneneinstrahlung schützen und auftreffende Winde mildern.
Die Winde sind übrigens ein wichtiger Faktor für den künftigen Betrieb des Turms: Starke Böen können das höchste Gebäude Baden-Württembergs durchaus in merkliche Schwankungen versetzen. Daher wurde jetzt bereits eine raffinierte Konstruktion mit einem 240 Tonnen schweren Pendel auf 193 Metern Höhe in den Testturm installiert. Das Pendel wird von elektromagnetischen Linearmotoren gehalten und kann nun zweierlei – je nach Bedarf: Einerseits kann es die wetterbedingten Bewegungen des Rottweiler Turmes ausgleichen. Und andererseits kann es Schwingungen anderer Gebäude absichtlich simulieren und sonst aufwändige Tests reduzieren. In der Kombination aus aktiver und passiver Bewegung gilt es als weltweit einmalig.