Niedereschach – Streift derzeit ein Wolf durch den Wald bei Niedereschach-Fischbach? Die Antwort lautet "Nein". Wie der SÜDKURIER berichtete, nahm am Sonntag vor Silvester eine Wildkamera im Wald bei Fischbach das oben gezeigte Bild auf. Es zeigt schemenhaft ein wolfs- oder hundeähnliches Tier, welches sich einem Futterplatz nähert. Die Kamera war von Jagdpächtern installiert worden, um den Tierbestand im Gebiet zu dokumentieren. Mit einer solchen Aufnahme hatten sie aber wohl nicht gerechnet.

Das könnte Sie auch interessieren

Nach mehreren Wolfssichtungen im vergangenen Jahr im Schwarzwald, sorgte dieses neue Bild zum Jahreswechsel erneut für viel Aufsehen. Bei Facebook spekulierten SÜDKURIER-Leser darüber, was auf dem Bild wirklich zu sehen ist. Die Meinungen gingen weit auseinander. Viele waren der Meinung, dass es ein Hund ist. Andere glaubten an einen Wolf. Auch ein Goldschakal wurde vorgeschlagen.

Schafhalter in der näheren Umgebung machten sich Sorgen um ihre Herden. Jäger deuteten das Fernbleiben von Wildschweinen im Gebiet als Hinweis auf die Anwesenheit eines Wolfes. Um Gewissheit zu erlangen hat der SÜDKURIER bei den Experten von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg (FVA) angefragt und eine eindeutige Antwort bekommen.

Wildtierbiologe Felix Böcker hat die Aufnahme zusammen mit Kollegen analysiert. Die Forscher sind sich einig, dass das Tier auf dem Foto kein Wolf sein kann. "Für uns ist der Fall abgeschlossen", so Böcker, der von mehreren Hinweisgebern auf die Sichtung bei Niedereschach aufmerksam gemacht wurde – unter anderem von den Jagdpächtern selbst.

Weder die Haltung des Tieres, noch der Körperbau würden zu einem Wolf passen. "Da sind wir uns sehr sicher", erklärt er. Auch die Fellfärbung deute nicht auf einen Wolf hin, auch wenn das auf Schwarzweiß-Bildern von Wildkameras schwer zu erkennen sei. Häufig würden Bildbereiche auch überbelichtet sein, was die Analyse ebenfalls erschwere.

Das könnte Sie auch interessieren

Nichtsdestotrotz kann Böcker auch einen Goldschakal ausschließen, aufgrund von deutlichen Unterschieden beim Körperbau und der Färbung. Demnach muss es wohl ein freilaufender Hund gewesen sein, der am Sonntag, 30. Dezember, um kurz nach 19 Uhr in die Fotofalle tappte.

Hundebesitzer gesucht

Die betroffenen Jagdpächter sind einerseits froh, andererseits stellt das fotografierte Tier ein Problem für sie dar. "Im Revier stimmt was nicht, das haben wir seit Tagen bemerkt", sagt der Jagdpächter. Er fragt sich nun, wem der Hund gehört, der sich dort ganz offensichtlich widerrechtlich und unbeaufsichtigt aufhält und vermutlich auch wildert. Er und seine Kollegen wollen alles daran setzen, den Halter zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Einem solchen Hund, allein, mitten im Wald zu begegnen, sei nicht gerade angenehm. Diese Einschätzung teilt auch eine Joggerin aus Niedereschach, die vermutlich demselben Tier vor einigen Wochen im Wald begegnet ist. Das Tier sei jedoch nicht aggressiv gewesen und war geflüchtet. Deshalb hatte sie den Vorfall auch wieder "abgehakt". (aba)

Wildtiermonitoring

"Bei Sichtungen und Bildern, bei denen wir uns nicht so sicher sind, wie in diesem Fall sind, nehmen wir Kontakt mit den Personen auf, um weitere Informationen zu sammeln", erklärt Böcker. Die Forscher fordern dann Vergleichsbilder der Kamera an, um die Größenverhältnisse auf dem Bild besser einschätzen zu können. Werden Spuren, Fell, Kot, oder verendete Tiere gefunden, werden diese im Labor untersucht. In der FVA-Datenbank sind bereits 12¦000 Nachweise zu seltenen Tierarten gespeichert.

Über das Netzwerk der Wildtierbeauftragten werden Hinweise zu seltenen Wildtierarten auf Landkreisebene gesammelt und in Absprache mit der FVA einer Überprüfung unterzogen. Die Kontaktadressen zu den Wildtierbeauftragen in der jeweiligen Region finden Sie auf der Internetseite www.wildtiermonitoring.de.

Wie der Nachweis und die Beurteilung der Qualität von Sichtungen seltener Tierarten funktioniert, können Sie hier nachlesen.

Wölfe in der Region

Immer wieder wurde in der Region Schwarzwald und Baar in den letzten Jahren Wölfe gesichtet. Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Raubtiere auch hier wieder heimisch werden.

  • Wolf-Sichtung bei Hausen vor Wald? Anfang März 2018 hat eine Autofahrerin um 11 Uhr ein Tier nahe an der Straße in Richtung Hüfingen gesehen. Eine Bestätigung oder ein Bild gibt es zu dieser Sichtung nicht. Hier geht’s zum Artikel.
  • Im Dezember 2017 wurde ein Wolf bei Vöhrenbach gesichtet. Ein Touristenpaar aus dem Saarland entdeckte das zumindest wolfsähnliche Tier und fotografiert es, als es die Straße nach Vöhrenbach überquert hatte. Hier geht‘s zum Artikel.
    Der Saarländer Patrik Wagner hat bei einem Schwarzwald-Urlaub im Dezember 2017 offenbar einen Wolf bei Vöhrenbach gesichtet und ...
    Der Saarländer Patrik Wagner hat bei einem Schwarzwald-Urlaub im Dezember 2017 offenbar einen Wolf bei Vöhrenbach gesichtet und fotografiert. | Bild: Patrick Wagner
  • Im August 2017 wurde auf der Gemarkung Geisingen ein Wolf gesichtet. Ein Jäger hat einen Wolf in seinem Revier bei Kirchen-Hausen beobachtet und drei Tage später wurde er von Arbeitern im Bereich zwischen Langensteig (Roßhütte) und dem Amtenhauser Tal beobachtet. Hier geht‘s zum Artikel. 
  • Im Juni 2017 wurde der Wolf vom Bodensee auch bei Bad Dürrheim gesichtet. Das Landesumweltministerium bestätigte aufgrund eines Fotonachweises, dass ein junger Wolfsrüde östlich der Kurstadt beobachtet wurde. Das folgende Bild hat ein Mann am Montagabend in der beginnenden Dunkelheit bei Öfingen mit seinem Handy geschossen. Hier geht‘s zum Artikel.
    Ist das der Bodensee-Wolf? Dieses Bild hat Manuel Buschle am Montagabend in der beginnenden Dunkelheit bei Öfingen mit seinem Handy ...
    Ist das der Bodensee-Wolf? Dieses Bild hat Manuel Buschle am Montagabend in der beginnenden Dunkelheit bei Öfingen mit seinem Handy geschossen. | Bild: Manuel Buschle
  • Im Frühjahr 2016 häuften sich die Meldungen, dass ein Wolf in der Nähe der Bundesstraße 27 gesichtet wurde – und gehinkt haben soll. Der Unterhölzer Wald bietet gute Voraussetzungen für den Wolf, denn hier gibt es nahrhaftes Dammwild. Ein Spaziergänger hat den Wolf sogar gefilmt. Hier geht‘s zum Artikel. Das Video können Sie hier anschauen:
Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren