Der Leiter des VS-Forstamtes, Tobias Kühn, äußerte am Mittwoch auf Anfrage des SÜDKURIER Zweifel an der Vermutung, dass ein Wolf durch den Wald bei Niedereschach streifen könnte. Kühn bewertet das Foto einer Wildkamera grundsätzlich offen. "Das kann einerseits ein Wolf sein, aber durchaus auch ein großer Hund", führte er aus.
Einen neuen Betrachtungsmaßstab legt der erfahrene Förster zudem an: "Interessant bei der Frage, ob es sich um einen Hund handeln könne, sei die Uhrzeit, zu der das Foto aufgenommen wurde. Das Bild der automatisch auslösenden Kamera trägt auch tatsächlich einen Zeitstempel. Am 30. Dezember um 19.12 Uhr wurde die Aufnahme demnach fotografiert. Für Kühn nicht unbedingt eine Zeit, in der sich ein Hund normalerweise im Wald aufhalten könnte.
Den von Jägern beobachteten Umstand, wonach neuerdings in dem Waldgebiet plötzlich keine dort sonst anzutreffenden Wildschweinrotten mehr zu sehen sind, entwertet Tobias Kühn definitiv. "Ein einzelner Wolf hat mit mehreren Wildschweinen ein Problem aber nicht umgekehrt", erklärte er jetzt weiter. Zahlreiche Leser glauben, auf dem Foto ein Halsband an dem Tier erkannt zu haben. Dies allerdings lässt sich im Originalbild bei erheblicher Vergrößerung nicht als solches erkennen. Dieser Bereich des Tieres sieht struppig aus, was für eine unterschiedliche Fellstruktur spricht. Entscheidend für eine Bewertung der Aufnahme seien schlussendlich jedoch echte Spuren, so Forstamtsleiter Kühn.
Würde es sich um einen Wolf handeln, dann ist sich der Experte recht sicher, dass demnächst im Gebiet Niedereschach-Villingen entsprechend zugerichtete Rehkadaver zu finden sein werden. In der Region Schwarzwald-Baar wurde im Mai 2016 bei Bad Dürrheim ein Wolf gesichtet und fotografiert. Am ersten Weihnachtsfeiertag 2017 war es bei Vöhrenbach soweit. Urlauber fotografierten dort ein solches Tier in freier Wildbahn. Im Juli 2017 wurde ein toter Wolf aus dem Schluchsee gefischt. Das Tier wurde erschossen. Untersuchungen ergaben, dass der Rüde über Niedersachsen nach Süden zog.