Cannabis – auf der einen Seite die meist verbreitete illegale Droge, auf der anderen Seite ein Medikament, das seit rund zweieinhalb Jahren legal in der Schmertherapie eingesetzt werden kann. Dass sich Schmerzpatienten dabei nicht allein auf die schmerzlindernde Wirkung von Cannabis verlassen dürfen und weshalb Cannabis nicht der Heilige Gral in der Schmerztherapie ist, darüber informierte der Mediziner Michael Trick bei einer Veranstaltung im Landratsamt. Trick ist Leitender Oberarzt der Abteilung für Anaesthesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Klinikum Konstanz.

Michael Trick
Michael Trick

Der Mediziner nahm den Zuhörern, darunter einige, die von starken, chronischen Schmerzen betroffen sind, die Illusion: „Cannabis ist kein alleiniges Allheilmittel.“ Vielmehr könne das aus der Hanfpflanze gewonnene Cannabinoid Tetrahydrocannabiol (THC), Cannabinol (CBN) und Cannabidol (CBD) ergänzend zu einer konservativen Schmerztherapie eingesetzt werden.

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Wenngleich der Wirkstoff für nahezu 50 Erkrankungen schmerztherapeutische Wirkung hat, unter anderem bei Multipler Sklerose (MS), sind die Verordnungen bislang noch immer eine Einzelfallentscheidung. Im ersten Jahr, nachdem medizinisches Cannabis von Hausärzten legal verschrieben werden darf, wurden bundesweit 16 000 Anträge gestellt. 60 Prozent davon wurden genehmigt. Die hohe Ablehnungsquote resultiert laut Trick aus banalen Diagnosen, aber auch aus unvollständig ausgefüllten Anträgen. Derzeit gibt es in Deutschland rund 50 000 Patienten, die medizinisches Cannabis anwenden. Er rechnet in den kommenden Jahren mit einer deutlichen Zunahme von Verordnungen.

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Trick zeigte die verschiedenen Darreichungsformen von Cannabis auf. Von der Blüte bis zu Fertigarzneimitteln und Kapseln oder öligen Emulsionen, in denen das extrahierte THC präzise dosiert ist, reichen die Präparate.

Auch der wirtschaftliche Aspekt ist nicht zu vernachlässigen. Prognosen gehen davon aus, dass das Marktvolumen bei EU-weiter Legalisierung pro Jahr auf bis zu 58 Milliarden Euro steigt. In Deutschland könnte der noch verhältnismäßig kleine Markt in den kommenden zehn Jahren auf rund 13 Milliarden Euro wachsen. Nur die Zigarettenindustrie habe mit 20 Milliarden Euro einen größeren Umsatz.

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Dies brachte Trick auch zu den Kosten einer Cannabistherapie. Die liegen pro Monat je nach verwendeter Darreichungsform zwischen knapp 100 bis über 2000 Euro. Schon deshalb müssten die Hausärzte „einen wirtschaftlich verantwortungsbewussten Umgang mit diesem Arzneimittel pflegen“, so der Konstanzer Mediziner.