Jürgen Dreher

Rund 40 Millionen Euro hat Thyssenkrupp in den Aufzugtestturm in Rottweil investiert – und am Donnerstag hat sich gezeigt, dass sich dies bereits rentiert. Zumindest, wenn man das große Interesse deutscher und internationaler Medien sowie potenzieller Kunden und weiterer Gäste an dem revolutionären neuen Aufzugsystem Multi als Maßstab nimmt, das nun offiziell vorgestellt wurde.

Mehr als 150 Besucher nahmen an der aufwändigen Präsentation dieser neuartigen Technologie teil, für deren Perfektionierung der 246 Meter hohe Testturm unter anderem gebaut worden ist. Das Besondere daran: Die einzelnen Aufzugkabinen werden nicht mehr an Stahlseilen in senkrechten Schächten hinauf- und hinunterbewegt. Sie laufen statt dessen an Schienen, die an der Wand befestigt sind, und werden durch wandernde Magnetfelder bewegt. Diese Technik wird schon in Magnetschwebebahnen eingesetzt. Und das ermöglicht den eigentlichen Clou: Die Kabinen können sich nicht nur senkrecht, sondern auch waagerecht bewegen, obendrein können mehrere Kabinen denselben Schacht gleichzeitig nutzen. Architekten müssen so in den Wolkenkratzern deutlich weniger Raum für Aufzugtechnik freihalten und haben viel mehr Freiheiten bei der Gestaltung der Gebäude.

Die Gäste wurden in kleinen Gruppen durch den Turm geführt und konnten staunend sehen, wie eine Modellkabine in dem breiten Testschacht die neuen Bewegungsmöglichkeiten vorführte. Insbesondere in Rottweil soll die Technologie bis Ende des Jahrzehnts marktreif gemacht werden.

Der Multi-Aufzug sei „so etwas wie der heilige Gral“ der Branche, pries der US-Professor und Hochhausexperte Anthony Wood den Multi-Aufzug in einer vorgeschalteten Präsentation. Die Technologie begründet große geschäftliche Hoffnungen, machte der Chef der Thyssenkrupp Elevator AG, Andreas Schierenbeck, deutlich. Denn die Urbanisierung schreite weltweit voran, es werde immer höher gebaut – und folglich seien moderne Liftsysteme nötig. Ein erster Einsatzort ist dem Vernehmen nach gefunden: der künftige East Side Tower in Berlin.