Schwarzwald-Baar – Das Schwarzwald-Baar Klinikum möchte gerne viel umfangreicher als bisher in die Ausbildung von Ärzten einsteigen: Die jungen Frauen und Männer sollen in Zukunft einen Großteil ihres Studiums im Klinikum des Schwarzwald-Baar-Kreises absolvieren können. „Kürzlich“ haben man ein entsprechendes Interesse beim Land angemeldet, bestätigte das Klinikum auf Anfrage.
Bislang können Medizinstudenten bereits das vorgeschriebene praktische Jahr am Ende ihres Studiums am Schwarzwald-Baar Klinikum absolvieren, das offiziell Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Freiburg ist. Künftig soll zusätzlich auch der praxisnahe, sechssemestrige klinische Teil des Studiums am Schwarzwald-Baar Klinikum möglich werden, so die Hoffnung.
„Die Idee ist, dabei mit einer der etablierten Universitäten zusammenzuarbeiten“, wird Klinikum-Geschäftsführer Matthias Geiser in der Stellungnahme zitiert. „Erste konzeptionelle Möglichkeiten haben wir dem Ministerpräsidenten zukommen lassen. Was die weitere Ausgestaltung betrifft, sind wir für Gespräche bereit.“
Das Klinikum erhofft sich, auf diese Weise junge Mediziner aus den Uni-Städten zu holen und an den ländlichen Raum zu binden. „Mit dem Engagement in der Ausbildung könnte ein Beitrag dazu geleistet werden, Mediziner mit den bestehenden Anforderungen bei der Versorgung im ländlichen Raum vertraut zu machen. Denn die medizinische Versorgung hier funktioniert nur mit Ärzten, die den Versorgungsbereich kennen und sich darauf einlassen“, so Geiser.
Den Anstoß für diese Initiative gab die Diskussion um die Erweiterung der Studienmöglichkeiten für Mediziner in Baden-Württemberg. „Wir begrüßen, dass das Land darüber nachdenkt, zusätzliche Kapazitäten für die Medizinerausbildung zur Verfügung zu stellen“, betont der Klinikum-Chef. Und wenn dabei auch Ausbildung im ländlichen Raum angedacht werde, „dann wäre das im Schwarzwald-Baar Klinikum auch richtig angesiedelt.“
Zum einen, weil das eine Chance sei, „Identifikation der angehenden Ärzte mit dem ländlichen Raum zu schaffen.“ Und zum anderen, weil es sinnvoll sei, Versorgungskrankenhäuser in die medizinische Ausbildung zu integrieren – also die Ausbildung nicht auf Universitätskliniken zu beschränken. „Diese Form der Ausbildungskooperation wird in anderen Bundesländern bereits praktiziert“, so der Hinweis von Geiser.
Insbesondere sei das „Schwarzwald-Baar Klinikum als großer öffentlicher Klinikträger der Zentralversorgung im ländlichen Raum“ für so ein Projekt „ebenso gut wie die Kliniken in Stuttgart oder in Karlsruhe dazu geeignet.“
Dies dürfte ein Hinweis darauf sein, dass es laut Medienberichten Überlegungen in Teilen der Landesregierung gibt, mehr Kapazitäten für die Medizinerausbildung im Land zu schaffen und dafür auch zusätzliche Standorte zu finden. Dabei seien unter anderem die Kliniken in Stuttgart und Karlsruhe genannt worden. Der Status einer Universitätsklinik bringe unter anderem größere Attraktivität für Patienten und mehr Geld vom Land, etwa für die Notaufnahmen.
Doch schon hat sich Widerstand gegen diese Überlegungen formiert. Die Spitzen der fünf medizinischen Fakultäten im Land (Freiburg, Tübingen, Ulm, Heidelberg und Mannheim haben sich Breichten zufolge in einem Brandbrief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann und die beteiligten Ministerien strikt gegen neue Standorte ausgesprochen.
Wenn die Ausbildungskapazitäten schon ausgeweitet werden sollten, dann nur an den bestehenden Unikliniken, wo dies kostengünstig, flexibel und schnell machbar sei.
Medizinstudium
Grundsätzlich geht ein Medizinstudium über die Regelstudienzeit von zwölf Semestern und teilt sich in drei große Abschnitte: Am Anfang steht der vorklinische Teil (vier Semester), in dem insbesondere theoretische Grundlagen im Vordergrund stehen, weniger die Praxis. Diese ist dann das große Thema im zweiten, dem klinischen Teil des Studiums (sechs Semester), zu dem noch das praktische Jahr kommt (zwei Semester).