Es hustet, schnieft und krächzt überall: Gefühlt ist derzeit fast jeder krank. Zahlen der Robert-Koch-Instituts (RKI) untermauern diese gefühlte Wahrheit. Anfang Oktober vermeldete das RKI einen Höchststand bei akuten Atemwegsinfekten im Vergleich zu den Vorjahren. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung ergab sich demnach eine Zahl von bundesweit 7,4 Millionen Erkrankten.
Leichte Entspannung – aber trotzdem sind viele krank
Zuletzt hat sich die Lage nach RKI-Angaben wieder etwas entspannt, doch sei die Zahl der Kranken weiterhin auf einem hohen Niveau.
Das bestätigt auch Apotheker Bernhard Lobmeier von der Rathaus-Apotheke in St. Georgen. Zuletzt sei die Zahl der Kunden, die sich mit Erkältungsmedikamenten eindecken, so hoch gewesen wie es ansonsten nach der Fastnacht der Fall sei.
Viele Patienten bekommen Antibiotika
Dabei seien sehr viele klassische Erkältungen mit viel Husten, aber auch Covid-19 sei vermutlich oft dabei. Auch bekämen derzeit relativ viele Patienten Antibiotika verschrieben, die bei bakteriellen Infektionen zum Einsatz kommen.
Immerhin: Die zuletzt immer wieder auftretende Antibiotika-Knappheit sei momentan nicht so dramatisch. „Zumindest haben wir nicht einen solchen Engpass, dass wir Wirkstoffe tauschen müssten“, so der Apotheker.
„Ich habe mich genügend bevorratet, jetzt hoffe ich, dass wir damit durch den Winter kommen.“Bernhard Lobmeier, Apotheker aus St. Georgen
Auch einen Engpass bei anderen Medikamentengruppen bemerke er momentan nicht. Allerdings deute sich an, dass sich die Situation wieder verschärfe. Lobmeier hat vorgesorgt: „Ich habe mich genügend bevorratet, jetzt hoffe ich, dass wir damit durch den Winter kommen.“
Wird der Fiebersaft wieder knapp?
Zuletzt seien drohende Engpässe bei Fiebersäften für Kinder wieder im Gespräch gewesen. „Im Moment ist das aber noch Spekulation“, sagt der Apotheker. Zumal er keinen Einblick in die Lagerbestände der Lieferanten habe: „Wir können nur sehen, ob etwas verfügbar ist oder nicht.“
Prognosen sind nur schwer zu treffen
Wie die Erkältungssaison weiter verlaufe – das könne man nur schwer voraussagen. „Das ist letztlich ein Blick in die Glaskugel.“ Würden die Erreger gleich bleiben, seien viele, die jetzt krank sind oder waren, immunisiert. Es könne aber genauso gut sein, dass sich wieder andere Viren breit machen.
Wie geht es dem Schwarzwald-Baar-Klinikum als großem Arbeitgeber mit mehr als 3000 Beschäftigten einerseits und als Zentralversorger andererseits?
„Der Krankenstand bei den Mitarbeitern ist auf normalem Niveau, es sind auch keine Betten aufgrund des Krankenstands geschlossen“, berichtet Kliniksprecherin Sandra Adams auf Anfrage.
Mykoplasmen auf dem Vormarsch
Was die Atemwegsinfekte betrifft, verzeichnet das Klinikum eine vermehrte Anzahl von Patienten mit Lungenentzündungen, die durch Mykoplasmen – also Bakterien – ausgelöst werden. Darunter seien schwer erkrankte junge Erwachsene im Alter zwischen 25 und 40 Jahren.
Entwarnung kann Adams beim Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) geben: Anders als im Vorjahr gebe es in der Kinderklinik keine RSV-Fälle. 2023 mussten mehrere kleine RSV-Patienten stationär aufgenommen werden.
Neu: Klinik impft Neugeborene gegen RSV
Hier gibt es seit Kurzem eine effektive Gegenmaßnahme: Als eine der ersten Kliniken in Süddeutschland folge das Schwarzwald-Baar Klinikum der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) und impft Neugeborene gegen RSV.

Seit Kurzem werden Babys, die im Schwarzwald-Baar Klinikum auf die Welt kommen, auf Wunsch der Eltern in den ersten Tagen nach der Geburt gegen RSV geimpft, teilt das Klinikum mit. Die Schutzimpfung erfolge noch vor der Entlassung aus der Geburtsklinik.
Stiko empfiehlt Impfung für Herbst- und Winter-Babys
„Durch die Schutzimpfung erfolgt eine Immunisierung der Kinder, die im Herbst oder Winter auf die Welt kommen und praktisch gleich nach der Geburt ihre erste RSV-Saison erleben“, erklärt Christoph Domschke, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Auf diese Weise können wir die Babys, deren Immunsystem noch nicht voll entwickelt ist, besser vor schweren Krankheitsverläufen schützen.“
Die Stiko empfiehlt eine Immunisierung für Kinder aus den Geburtsmonaten September bis März, um schwere Erkrankungen im ersten Lebensjahr möglichst zu verhindern. Denn bei einer RSV-Infektion können nur die Symptome gelindert werden, eine heilende Behandlung gibt es bislang nicht.