Mit Mut, Engagement und sicherlich auch finanziellem Risiko haben die neuen Besitzer Friederike Stolz und Roger Rehbein mit Sohn Moritz diesen alten Bauernhof sowohl als Wohngebäude, als auch als Ferienunterkunft wiederbelebt.

PV-Anlage als Brücke zur Zukunft

Dabei wurde nur das Notwendigste verändert um diesem Gebäude sein Gesicht zu erhalten. Lediglich die PV-Anlage auf dem Dach zeigt, dass die neuen Eigentümer auch den Blick in die Zukunft und Nachhaltigkeit fest im Auge haben.

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Das alte Dach ist ein Beispiel dafür, wie man die Geschichte und Zukunft sehr gut miteinander verknüpfen kann. „Das Dach hat sich deutlich nach vorne bewegt“, informiert die 61-jährige studierte Ingenieurin für Kartografie und heutige Lehrerin für Deutsch und Englisch. Für die Handwerker sei nicht nur dieses „Hochdrücken“ eine besondere Herausforderung und Erfahrung gewesen, ergänzt ihr Ehemann, ein 63-jähriger Elektro-Ingenieur.

Das alte Fachwerk ist im Wohnhaus noch überall sichtbar. Friederike Stolz und Roger Rehbein fühlen sich wohl.
Das alte Fachwerk ist im Wohnhaus noch überall sichtbar. Friederike Stolz und Roger Rehbein fühlen sich wohl. | Bild: Silvia Bächle

Bereits in Stuttgart hatte das Paar ein altes Haus umgebaut, doch eine solche Herausforderung wie ihr nun neues Zuhause, davon seien sie weit entfernt gewesen. Ganz bewusst hatten die Neu-Reiselfinger nach einem alten und großen Haus viele Jahre gesucht.

Bed & Breakfast für Gäste

„In diesen alten Hof haben wir uns sofort verliebt, er bot alles, was wir uns erträumten. Ein altes Haus mit Seele und Geschichte in einer gewachsenen Ortsstruktur“, so Roger Rehbein. „Hier können wir die Nachhaltigkeit leben und gleichzeitig in einem Bed-&-Breakfast-Bereich die Hausgeschichte und diese wunderbare Natur auch an andere weitergeben“, so Friederike Stolz, die als Natur- und Umweltpädagogin mit ihren Gästen auch gerne die Gegend bewandern möchte. Auch der 21-jährige Sohn Moritz, der in Bonn Geowissenschaften studiert, steht voll hinter diesem Projekt seiner Eltern.

Die dicken Mauern bieten die Möglichkeit, in die Fensternischen Sitzgelegenheiten einzubauen.
Die dicken Mauern bieten die Möglichkeit, in die Fensternischen Sitzgelegenheiten einzubauen. | Bild: Silvia Bächle

Allerdings war der Weg, bis die Familie im Dezember 2023 hier einziehen und nun das Gästehaus eröffnen konnte, lang und steinig. 2020 hat das Paar den alten Hof gekauft. „In Reiselfingen wurden wir von allen willkommen geheißen, unser Nachbar hat immer nach dem Rechten geschaut, der Ortschaftsrat und auch die Stadt Löffingen haben uns immer unterstützt. Ganz besonders die heimischen Handwerker sind über sich herausgewachsen“, so die Bauherren.

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Weniger erfreulich war Corona und damit die Problematik mit dem Denkmalamt, die keinen Vor-Ort-Termin anbieten konnten. Endlich dann, am 8. März 2023, gab es einen solchen Termin mit fünf Experten aus dem Denkmalamt. Von nun an ging es bergauf.

Ein Wehrmutstropfen war der Mauerbruch der Außenmauer Richtung Kirche wegen der eingetretenen Nässe, „nun mussten wir einfach handeln“. Allerdings war damit auch die Denkmalförderung passé. Die gibt es nur, bevor man mit Maßnahmen beginnt.

Tausende Ziegel werden von Hand gebürstet

Trotzdem hat sich die Bauherren-Familie in Vielem mit dem Denkmalamt abgesprochen. So wurden beispielsweise die Tausende Ziegel, aus einer Ziegelfabrik, die bereits 1933 geschlossen wurde, von Hand gebürstet, um sie danach wieder zum Eindecken zu benutzen.

Um die Böden mit Höhenunterschieden von einem bis 25 Zentimeter auszugleichen und die Fußbodenheizung einzubauen, wurden drei Sattelschlepper an Material benötigt. 4,5 Kilometer lang sind die Heizschlangen, zwei Siloladungen Putz nur für den Innenbereich des Wohnhauses wurden benötigt und das Dach wurde an manchen Stellen um viele Zentimeter geschoben, gehoben und gedrückt.

Der alte Kelnhof aus dem 14. Jahrhundert, Schwarz Buure, ist nun wieder mit Leben gefüllt. Die Familie Stolz/Rehbein hat die alte und ...
Der alte Kelnhof aus dem 14. Jahrhundert, Schwarz Buure, ist nun wieder mit Leben gefüllt. Die Familie Stolz/Rehbein hat die alte und neue Architektur perfekt miteinander verbunden. | Bild: Silvia Bächle

Die Geschichte der Schwarz Buure ist überall sichtbar. Etwa ein einzigartiges Fachwerk an der Trennwand zum Ökonomieteil. Wahrscheinlich, so vermuten die Bauherren und der Bauhistoriker, habe hier der reiche Bauer ganz bewusst dieses als Einmaligkeit einbauen lassen. Natürlich wurde dies ebenso erhalten wie das gesamte Fachwerk, die Deckenbalken, der alte noch funktionsfähige Kachelofen aus dem 19. Jahrhundert und vieles mehr.

Herausforderungen für die Handwerker

Gegebenheiten an vorgefundenen Materialien, Höhenunterschieden innerhalb der Stockwerke oder bereits nicht mehr vorhandenen Böden und Wänden stellten eine große Herausforderung für alle beteiligten Handwerker dar, die so mal richtig ihre Handwerkskunst zeigen durften, selbst dabei auch viel Spaß hatten und viel – auch über die anderen Gewerke – gelernt haben.

Der Ökonomieteil, das jetzige Gästehaus, bekommt in seine leere Hülle ein neues Haus eingebaut. Die Verbindung zwischen Alt und Neu ist ...
Der Ökonomieteil, das jetzige Gästehaus, bekommt in seine leere Hülle ein neues Haus eingebaut. Die Verbindung zwischen Alt und Neu ist ein kleiner Balkon an dem Zimmer. Moritz Rehbein ist begeistert. | Bild: Silvia Bächle

Der Ökonomieteil, das jetzige Gästehaus, bekam in seine leere Hülle ein neues Haus eingebaut. Durch dieses „neue Haus“ war auch gleich die den Bauherren sehr wichtige energetisch moderne Hülle zusätzlich zur PV-Anlage, der Wärmepumpe und der rückbaubaren Fußbodenheizung geschaffen.

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Finanziert hat das Paar seinen Traum durch ein Erbe, Hausverkauf, Kreditaufnahme und die Förderungen durch ELR und KfW. Dazu haben die gesamte Familie und Freunde sehr viel Zeit und Arbeit investiert, sei es allein schon durch das ständige Saubermachen und Material schleppen, weder Wochenende noch Urlaub oder Freizeit hätte es gegeben.

Fördergelder erst nach der Abnahme

Die Familie und Freunde konnte, durch Zwischenkredite immer wieder unterstützt, die Handwerkerrechnungen bezahlen. „Leider gibt es die Fördergelder erst nach Beendigung und Abnahme“, so Roger Rehbein, solange könnten die Handwerker nicht warten. „Trotz aller Probleme würden wir jedem raten, ein altes Haus einem Neubau vorzuziehen“, so das Fazit von Friederike Stolz und Roger Rehbein.