Gäbe es genügend Impfstoff, wären alle ein gehöriges Stück weiter. Tatsächlich aber ist die Lage auch kurz vor Beginn des Monats Juni noch immer unübersichtlich und schwierig. Bestes Beispiel: Der Politikerstreit. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt in einem Interview, in Baden-Württemberg lagerten seiner Kenntnis nach noch unzugeteilte Impfstoffe. Am Pfingstwochenende geht Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha sofort in die Verteidigung. Das sei mitnichten so, alles werde verteilt und ständig würden bestmöglichste Lösungen gesucht.

Landratsamt bestätigt Problem

Eingeräumt wurde von einer Sprecherin des Landratsamtes, dass es zuletzt aufwändig ein offensichtlicher Systemfehler bei der Impfterminvergabe über die zentrale Internetseite kam. Wer, teils nach tagelangen Versuchen, ein Terminangebot in einem umliegenden Impfzentrum auf dieser Webseite angeboten bekommen hatte, wurde öfters mit einem nicht auf den ersten Blick erkennbaren Problem konfrontiert: Es war in offenbar zahlreichen Fällen so, dass die eigentlich sofort zu erfolgende Buchung des zweiten Impftermins nicht möglich war.

Teilweise war es so, dass zwar zwei Termine auf der Seite ausgewiesen wurde und der Ersttermin auch regulär für Bürger buchbar war. Der Fehler wurde dann beim nächsten Schritt offenkundig. Teilweise lagen angebotene Zweittermine am selben Tag wie Impftermin eins und nur wenige Stunden auseinander.

Piks: Eine Impfspritze wird gleich im Schwenninger Kreisimpfzentrum angesetzt. Bild: Norbert Trippl
Piks: Eine Impfspritze wird gleich im Schwenninger Kreisimpfzentrum angesetzt. Bild: Norbert Trippl | Bild: Trippl, Norbert

Viele Bürger verhielten sich richtig und buchten zumindest Termin eins. Die Buchung des falsch angebotenen Zweittermins war auch technisch überhaupt nicht möglich. Mittlerweile wissen auch alle, dass zwischen erster und zweiter Impfung mehrere Wochen liegen sollen. Das Technikproblem musste dann vom Kreisimpfzentrum wie in Villingen-Schwenningen gelöst werden.

Viel Zusatzaufwand als Lösung

Das funktionierte auch reibungslos, erhöhte allerdings den Personalaufwand. Im Kreisimpfzentrum erhielten Bürger beim Eichecken zu Termin eins eine Mailadresse. Hier sollte zunächst das Problem geschildert werden und um einen zeitlich ordentlich abgestimmten Zweittermin gebeten werden. Innerhalb von 24 Stunden kam dann – ausnahmsweise aus dem Kreisimpfzentrum Villingen-Schwenningen – der Zweittermin per E-Mail.

Daniel Springmann leitet das Kreisimpfzentrum. Er verwaltet auch den Ultra-Kühlschrank für die Impfstoffe. Bilder: Norbert Trippl
Daniel Springmann leitet das Kreisimpfzentrum. Er verwaltet auch den Ultra-Kühlschrank für die Impfstoffe. Bilder: Norbert Trippl | Bild: Trippl, Norbert

Es gelang in VS nach Kenntnis dieser Redaktion, dabei auch weitgehend Terminwünsche zu berücksichtigen. Kreisimpfzentren wie in VS sollen bei normal funktionierenden Abläufen keine Termine vergeben. Diese Regel wurde in diesem Falle aufgehoben, um das Problem auch für die Bürger verlässlich erledigen zu können. Der Mehraufwand für die örtliche Behörde bestand im zusätzlichen Prüfen der Impfberechtigung, im Finden eines Zweittermins sowie im Schreiben einer Email als Antwort auf die Anfrage von Betroffenen. Eine Sprecherin des Landratsamtes bestätigte zuletzt diese Vorgänge. Es seien „zahlreiche“ Einzelfallabwicklungen wie geschildert bewältigt worden.

Das könnte Sie auch interessieren

Insgesamt wurden im Schwarzwald-Baar-Kreis im Kreisimpfzentrum, durch mobile Impfteams sowie durch die niedergelassenen Ärzte, seit Impfbeginn 92.848 Impfungen durchgeführt, ein Plus von 13.121 Impfungen im Vergleich zur Vorwoche. Somit seien zum Stichtag 24. Mai und seit Impfbeginn 70.858 Personen erstmals und 21.990 Personen zum zweiten Mal geimpft worden. Hinzu kämen Bürger, die im Schwarzwald-Baar-Kreis wohnen und die Coronaschutzimpfung in einem Zentralen Impfzentrum oder in einem anderen Kreisimpfzentrum erhalten haben, diese Anzahl werde nicht auf Kreisebene erfasst.

Fortschritt in Zahlen

Im Kreisimpfzentrum Schwarzwald-Baar-Kreis wurden in der Kalenderwoche 20 insgesamt 5.786 Impfungen durchgeführt: 5016 Impfungen mit dem Impfstoff vonBiontech Pfizer (3.056 Erst- und 1.960 Zweitimpfungen) sowie 428 mit dem Impfstoff von Astrazeneca (428 Zweitimpfungen) und 342 Impfungen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, heißt es zu den Details.

Im Schwarzwald-Baar-Kreis seien durch die niedergelassenen Ärzte mit Stand zum 21. Mai 27.786 erstgeimpft und 5.101 zweitgeimpft, also insgesamt 32.887 Impfungen.

Biontech: Der bevorzugte Stoff für alle Impfwilligen ist knapp in Schwarzwald-Baar. Bild: Norbert Trippl
Biontech: Der bevorzugte Stoff für alle Impfwilligen ist knapp in Schwarzwald-Baar. Bild: Norbert Trippl | Bild: Trippl, Norbert

Auf Nachfrage bestätigt wird vom Landratsamt, dass sich bei der Belieferung des Landkreises mit Impfstoff eine Veränderung ergeben habe. „Die Grundliefermenge des Impfstoffs ist seit wenigen Wochen konstant und das Sozialministerium variiert kurzfristig mit Zumengen, um Terminschwankungen abzufedern“, so eine Sprecherin.

Etwas mehr gibt es nun

Zur Frage dieser Redaktion, ob nun offenbar erhöhte Liefermengen der Bevölkerungszahl im Kreis gerecht werden oder oder nicht, heißt es: „Die Anzahl der Impfdosen, die an uns geliefert werden, erfahren wir durch das Sozialministerium stets von Woche zu Woche. Die Situation ist äußert dynamisch, allerdings sind die Zweit-Impfungen und die damit verbundenen Impfdosen bislang gesichert.“ Bis zuletzt gab es aus Schwarzwald-Baar Proteste in Stuttgart, dass kleinere Kreise mengenmäßig wie größere beliefert würden.

Zu überregionalen Berichten, wonach Erstimpfungen mit Biontech aktuell eingestellt werden, um verfügbaren Impfstoff für terminierte Zweitimpfungen verwenden zu können, sagt eine Landratsamts-Sprecherin: „Aktuell ist dies in unserem Kreisimpfzentrum noch kein Thema. Das Sozialministerium ist bestrebt, solche Situationen abzufedern.“

Der Impfstoff steht parat. Auch Ende Mai ist es viel zu wenig für die 213.000 Bürger von Schwarzwald-Baar. Bild: Norbert Trippl
Der Impfstoff steht parat. Auch Ende Mai ist es viel zu wenig für die 213.000 Bürger von Schwarzwald-Baar. Bild: Norbert Trippl | Bild: Trippl, Norbert

Dass die niedergelassenen Ärzte nun ebenfalls impfen, sei „für den Impffortschritt im Schwarzwald-Baar-Kreis enorm wichtig. Auswirkungen auf das Kreisimpfzentrum gebe es „hierdurch nicht, weil die Impfnachfrage insgesamt noch sehr hoch ist“.

Sieht aus wie ein Kunstwerk ist aber Müll, besonderer Müll. Leere Biontech-Flaschen müssen gesondert entsorgt werden. Bild: Norbert Trippl
Sieht aus wie ein Kunstwerk ist aber Müll, besonderer Müll. Leere Biontech-Flaschen müssen gesondert entsorgt werden. Bild: Norbert Trippl | Bild: Trippl, Norbert

Immer wieder ist deutschlandweit die Rede von einer dritten Impfung für die Bürger, um auf Mutationen gezielt reagieren zu können. Bereitet sich das Kreisimpfzentrum am Ende gar schon auf eine weitere Spritzenrunde vor? „Hierzu ist uns aktuell nichts bekannt“, teilte das Landratsamt jetzt mit.

Die Selbstinitiative

Einige Gemeinden planen im Kreis alternative Impfaktionen. Zur Impfstoff-Herkunft sagt die Kreisverwaltung: „Die Impfaktion in Mönchweiler ist eine Aktion der dort ansässigen Ärzte sowie der Kommune und ist nicht durch den Landkreis organisiert, wir begrüßen solche Aktionen aber ausdrücklich.“

Das könnte Sie auch interessieren

Eine Impfaktion, die durch den Landkreis mitorganisiert wird, ist ein sogenannte Pop-Up in Furtwangen. Hier haben sich die Stadt Furtwangen und die Gemeinden Schonach, Schönwald und Gütenbach zusammengeschlossen. An zwei Tagen sollen in Furtwangen für Bürger der genannten Gemeinden über 1000 Impfungen durch das Zentrale Impfzentrum Offenburg durchgeführt werden.

Das könnte Sie auch interessieren