Pünktlich auf die Minute rollen die beiden schweren E-Limousinen an den vereinbarten Treffpunkt bei Bad Dürrheim. Bundesagrarminister Cem Özdemir steigt aus einem der Wagen und begrüßt die Organisatoren des Treffens. Darunter Bernhard Bolkart, Präsident des Badisch-landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV). Der BLHV war zusammen mit dem Landesnaturschutzverband die einladende Organisation.
Die Begrüßung ist freundschaftlich. Nichts erinnert daran, dass noch im Januar dieses Jahres die Bauern mit Traktorprotesten gegen geplante Agrarkürzungen protestierten, die das Bundeskabinett beschließen wollte.
Termin vorab nicht groß publiziert
Aber der Kurztermin auf der Baar war wohl auch nicht die richtige Umgebung, um diese Debatte auflodern zu lassen. Vielleicht auch vorsorglich wurden der Termin und der Treffpunkt im Vorfeld nicht groß publiziert.
Zunächst ließ sich der Bundesagrarminister das Konzept der Büffelweide in Bad Dürrheim erläutern. Dort wird eine Moorweide seit Jahren extensiv von einer Herde Wasserbüffel beweidet.
„Die sind genügsam mit dem spärlichen Futter auf dieser Weide. Für unsere Hochleistungskühe wäre das allerdings nichts“, erklärte Otto Körner. Die Beweidung durch die Büffel sei hervorragend für die Biodiversität und wirke sich positiv auf die Artenvielfalt aus.
Größtes Kiebitzvorkommen im Land
Körner stellte auch das Artenschutzprojekt für Kiebitze vor. Dass in Bad Dürrheim eines der größten Kiebitzvorkommen in ganz Baden-Württemberg ist, wusste Özdemir. „Das weiß man sogar bei uns in Berlin“, sagte er. Und verriet sogleich, woher er so gut informiert ist. „Ihr habt hier eine tolle Fürsprecherin für euren Landkreis“, sagte der Minister mit Blick auf die SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur.

An der zweiten Station demonstrierte Professor Markus Röhl von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen und Planer des Moorrenaturierungsprojekts Moor in der Flur „See“. Und verwies auf die Bedeutung des Moores als wertvollen Kohlenstoffspeicher.

Das Projekt wurde 2017 mit Unterstützung der Volksbank Schwarzwald-Baar-Hegau umgesetzt. Dabei legte der Bundesminister auch selbst Hand an und trieb eine Bohle zum Verschließen von Entwässerungsgräben in die Erde.
Gentechnik und Lebensmittel
Zwischen den einzelnen Besichtigungsorten nutzte der Bad Dürrheimer Gemeinderat Christoph Trütken (LBU) die Gelegenheit, Özdemir bei einem stärkenden Vesper auf die geplante Gentechnikregelung anzusprechen.
Özdemir sagte, er befürworte die Koexistenz zwischen gentechnikfreien und konventionellen Lebensmittelproduktionen. „Immer wird gefordert, dass der Bürger selbst entscheiden kann. Hier wird ein politisches Eingreifen gefordert.“
Der Verbraucher solle die Eigenverantwortung haben, selbst zu entscheiden, welche wie produzierten Lebensmittel er haben möchte.

Der letzte Punkt der 90-minütigen Stippvisite war die Besichtigung der Agri-Photovoltaikanlage in Donaueschingen-Aasen. Die Besonderheit dieser Anlage ist, dass die Solarmodule waagrecht stehen.
So bleibt der Flächenverlust gering und die Fläche zwischen den Modulreihen kann bewirtschaftet werden. Heiko Hildebrandt von der Firma Next2Sun und Klaus Hall als Vertreter des Bewirtschafters der Anlage erläuterten die Vorteile dieser Anlage.
Was hat der Besuch gebracht?
Nach eineinhalb Stunden entschwand Bundesagrarminister Cem Özdemir, der sich von den gezeigten Projekten sehr beeindruckt zeigte und lobende Worte für die Akteure hatte.
Was hat die Stippvisite des Ministers jetzt gebracht? „Sich einmal intensiver kennenzulernen und einen besseren Draht zueinander finden“, so Bernhard Bolkart.
Bolkart wies den Minister bei der letzten Station darauf hin, dass die derzeitige Einspeisevergütung bei einer Agri-PV-Anlage „nicht passt.“ Er sei der Meinung, dass eine Kombination aus Agri-PV mit Weidehaltung eine Biodiversitätssteigerung ud einen auskömmlichen Ertrag für die Landwirte darstellt.