Wo eigentlich Spieler trainieren und Turniere ausgetragen werden, dominierte etliche Monate fast nur noch das Coronavirus. Die Schwenninger Tennishalle hatte von Ende März bis Ende Juli als Fieberambulanz gedient, um Hausarztpraxen im Schwarzwald-Baar-Kreis zu entlasten. In der großen Halle wurden Patienten untersucht, zum Teil erhielten sie auch Rezepte. Organisiert war der Ablauf in der Fieberambulanz ähnlich wie einer Arztpraxis – mit Ärzten und Helfern. Anfang August hatten dann verschiedene Corona-Schwerpunktpraxen im Kreis diese Aufgabe übernommen. Mittlerweile gibt es 18 von ihnen.
Nun soll die Tennishalle erneut im Kampf gegen die Pandemie helfen – und zwar als Kreisimpfzentrum (KIZ) gegen eine Infektion mit dem Corona-Virus. Das hat der SÜDKURIER erfahren.
Das Landratsamt bestätigte am Montagnachmittag auf Nachfrage, dass der Kreis die Tennishalle vorgeschlagen hat. In der Antwort von Pressesprecherin Heike Frank wird Landrat Sven Hinterseh wie folgt zitiert: „Dieser Standort hat sich bereits bei der ersten Welle der Corona-Pandemie bewährt, als wir dort die zentrale Fieberambulanz mit Abstrichstelle zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung betrieben haben.“ Man sei dem Tennisclub sehr dankbar, dass dieser die eigenen Interesse zurückstelle. Die Rahmenbedingungen innerhalb und außerhalb der Tennishalle seien optimal, um pro Tag mehrere hundert Impfungen vornehmen zu können.
Das Sozialministerium, so das Landratsamt weiter, plane kurzfristig ab dem 15. Dezember sogenannte Zentrale Impfzentren (ZIZ) pro Regierungsbezirk – also Freiburg, Stuttgart, Karlsruhe und Tübingen – einzurichten, bis die jeweiligen Kreisimpfzentren arbeitsfähig sind. In VS-Schwenninen soll das KIZ für den Schwarzwald-Baar-Kreis nach den jetzigen Vorgaben des Landes bis spätestens 15. Januar betriebsbereit sein. Neben dem festen Kreisimpfzentrum sieht das Land außerdem vor, dass möglichst pro Landkreis auch bis zu zwei mobile Impfteams eingesetzt werden können.
Noch aber, so antwortet das Landratsamt, seien viele organisatorische Fragen offen. Diese werden zwischen dem Landeskreistag – der Interessensvertretung der Landkreise – und den zuständigen Ministerien in Stuttgart abgestimmt. Die Impfreihenfolge werde von der ständigen Impfkommission des Bundes festgelegt. Einen Impfzwang werde es nicht geben – ob bei den mobilen Impfteams oder beim KIZ in der Schwenninger Tennishalle.
Verein sieht sich in Verantwortung
Für den Tennisclub bestanden nach der Landrat-Anfrage keine Zweifel: „Wir sind ein gemeinnütziger Verein und wollen unserer Verantwortung, in dieser Jahrhundert-Pandemie zu helfen, nachkommen. Wir alle haben eine Verpflichtung für die Allgemeinheit“, sagt Peter Hesselbach, Vorstandssprecher des Vereins, auf Nachfrage.
Klar ist: Während die Halle zum Impfzentrum wird, kann kein Tennis in ihr gespielt werden. Das gelte sowohl für die etwa 300 Tennisclub-Mitglieder, als auch für andere Vereine, die die Halle nutzen. „Wir müssen auch den württembergischen Tennisverband informieren, dass dann keine Turniere mehr möglich sind“, so Hesselbach weiter.
Wie jeder, der die Halle anmietet, zahlt auch das Land Baden-Württemberg eine Gebühr. Der finanzielle Aspekt, so der Vorstandssprecher, stehe aber nicht im Vordergrund. Im Vorstand war der Entschluss pro Impfzentrum einstimmig gefällt worden, von einigen Mitgliedern, die per Newsletter darüber informiert worden waren, gab es Kritik. Hesselbach versteht das, sagt aber auch, dass sich die Halle in den vergangenen Monate bewährt hat. Daher müsse man in der jetzigen Phase ans Allgemeinwohl denken.