Das Gefühl trügt nicht: Viele Landesstraßen im Schwarzwald-Baar-Kreis sind in schlechtem Zustand. Der aus Villingen-Schwenningen kommende FDP-Landtagsabgeordnete Frank Bonath wollte es genau wissen und schickte an das Verkehrsministerium eine Kleine Anfrage.
Nun hat er es schwarz auf weiß. Rund ein Viertel der Verbindungen sind so marode, dass sie einen Warnwert überschreiten und bauliche oder verkehrsbeschränkende Maßnahmen eingeleitet werden müssen, heißt es in der Antwort von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).
Bonaths Kommentar dazu: „Leider hat meine Anfrage beim Verkehrsministerium genau das aufgezeigt, was von vielen Autofahrern aus dem Kreis subjektiv wahrgenommen wird.“ 19,3 Prozent der Landesstraßen stünden aufgrund schlechten Zustands unter Beobachtung und bei 24,4 Prozent bestehe akuter Handlungsbedarf, am besten durch bauliche Maßnahmen, erklärt der Landtagsabgeordnete.
Im aktuellen Sanierungsprogramm 2022 seien nur zwei Maßnahmen enthalten, bestätigt eine Sprecherin des Verkehrsministeriums: Die Ortsdurchfahrt Hammereisenbach der Landesstraße 172 soll für eine halbe Million Euro erneuert werden.
Die Landesstraße 181 zwischen Bräunlingen und Hüfingen wird für geschätzte 600.000 Euro saniert. Zu Arbeiten mit einem Baubeginn ab 2023, was ein Großteil der Straßen betrifft, können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben gemacht werden.
Diese Fahrbahnen sind schlecht
Doch welches sind die schlimmsten Landesstraßen? Die längsten Strecken befinden sich direkt im Schwarzwald. Dort nagen offensichtlich Schnee und Salz an den Oberflächen. Das Verkehrsministerium von Baden-Württemberg hat die Straßen aufgelistet.
Zwischen Eisenbach und Vöhrenbach

Diese Landesstraße, die 172, ist die längste, die auf der Liste des Verkehrsministeriums steht. Über 5,5 Kilometer müssen saniert werden, allerdings befinden sich nur ein Teil auf der Fläche des Schwarzwald-Baar-Kreises, der andere liegt im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald.
Zwischen Vöhrenbach und Furtwangen

Entlang der Breg führt diese Straße. 3,3 Kilometer müssen saniert werden. Für Autofahrer ist es eine wahre Holperstrecke. Die Fahrbahn ist vor allem entlang der Ränder regelrecht ausgebrochen.
Zwischen Donaueschingen und Villingen
Die Landesstraße 178 muss in zwei Abschnitten saniert werden. Einer, genau ein Kilometer lang, befindet sich direkt nach der Stadtausfahrt von Donaueschingen. Der zweite liegt bei Grüningen und ist 2,6 Kilometer lang.
Zwischen Königsfeld und Peterzell
Es ist der kürzeste Abschnitt, der saniert werden muss: rund 940 Meter. Allerdings ist dieser Bereich derzeit ohnehin stark belastet, weil über ihn die Umleitung für die Bundesstraße 33 verläuft, die derzeit erneuert wird. Es ist also gut möglich, dass danach eine Instandsetzung eines Teils der Landesstraße 177 noch dringender notwendig ist.
Zwischen Niedereschach und Fischbach

Diese kurvenreiche Strecke im Villinger Umland ist ohnehin sehr unfallträchtig. Knapp 1,2 Kilometer müssen hier saniert werden.
Wie werden schlechte Straßen erfasst?
Die Straßenbauverwaltung Baden-Württemberg hat zuletzt im Jahr 2020 den Zustand der Landesstraßen in Baden-Württemberg erfasst. Dabei wird angegeben, wie stark die Substanz einer Straße angegriffen sei, teilt eine Sprecherin des Verkehrsministeriums mit.
Zudem werde ein Gebrauchswert ermittelt, der die allgemeine Unebenheit, fiktive Wassertiefe und Griffigkeit ermittle. Substanz- und Gebrauchswerte ergeben eine Gesamtgröße, die belegt, dass im Schwarzwald-Baar-Kreis bei 24,4 Prozent bauliche oder verkehrsbeschränkende Maßnahmen erforderlich seien.
Neuerdings würden auch Straßenabschnitte mit oberflächlichen Schädigungen der Asphaltschicht betrachtet. Denn mithilfe einer einfachen Belagserneuerung zum richtigen Zeitpunkt könne die Lebensdauer einer Straße deutlich verlängert werden, heißt es weiter.
Gibt es nur marode Strecken?
Nein, auch das wird in der Antwort des Verkehrsministeriums deutlich: Im Schwarzwald-Baar-Kreis seien 15,9 Prozent der Landesstraßen in neuwertigem Zustand. Bei 25,8 Prozent sei die Beschaffenheit „sehr gut bis gut“ und bei 14,5 Prozent „gut bis mittel“.