Verschreibungen schnell und unkompliziert via Smartphone oder Versichertenkarte einlösen. Das ist die Idee hinter elektronischen Rezepten. Doch wie wird diese Möglichkeit von Patienten und Arztpraxen in und um Donaueschingen genutzt? In der Praxis zeigt sich vor allem, dass sie derzeit kurioserweise vorwiegend in Papierform auftritt.

Nachfrage durchwachsen

„Eine Handvoll E-Rezepte kommen derzeit im Monat rein“, zieht Apotheker Florian Meess von der Hofapotheke ernüchtert Bilanz. Seit zwei Jahren steht ein Kartenlesegerät ungenutzt neben einer der Kassen. An diesem sollen eigentlich E-Rezepte vom Chip der Versichertenkarte ausgelesen werden. Das sei technisch im Rahmen des E-Rezepts jedoch bis heute noch nicht möglich, so Meess.

In der Hofapotheke Donaueschingen bleibt das Kartenlesegerät (unten links), um Rezepte vom Chip der Versichertenkarte zu lesen, ...
In der Hofapotheke Donaueschingen bleibt das Kartenlesegerät (unten links), um Rezepte vom Chip der Versichertenkarte zu lesen, ungenutzt und setzt Staub an. | Bild: Daniel Vedder

Apotheker Valon Tolaj berichtet zumindest von ein paar Ärzten aus dem Umkreis, die schon regelmäßig Patienten mit E-Rezepten in die Rathaus- und Sonnenapotheke schicken. Für ein Fazit, da sind sich beide einig, ist die Nachfrage insgesamt noch zu gering.

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E-Rezept gibt es nur auf Papier

Drei Wege soll es geben, die elektronischen Rezepte auszustellen. Per App, auf der Versichertenkarte oder per ausgedrucktem QR-Code. Von Patienten, die ihr E-Rezept per App auf dem Smartphone einlösen wollen, konnten beide Apotheker noch nicht berichten. Hier sei der Prozess der Identifikation von Ärzten und Patienten noch zu aufwändig und der Papierweg schlicht unkomplizierter, so Tolaj.

Ein Eindruck, der sich in Arztpraxen bestätigt. In der Zahnarztpraxis Christian Stoll in Donaueschingen wurde der Umstieg auf E-Rezepte zum 1. Januar vollzogen. Die zahnmedizinischen Fachangestellten Evelin Stoll und Silvia Walzer können auf keine Nachfrage nach der App-Variante bei Patienten seitdem verweisen. Was ausgestellt werde, das seien ausschließlich ausgedruckte QR-Codes.

Apotheker Valon Tolaj von Rathaus- und Sonnenapotheke bekommt schon einige E-Rezepte vorgelegt. Diese müssen bis auf Weiteres in ...
Apotheker Valon Tolaj von Rathaus- und Sonnenapotheke bekommt schon einige E-Rezepte vorgelegt. Diese müssen bis auf Weiteres in Papierform gescannt werden. | Bild: Valon Tolaj

Die Ironie der Situation, dass ein elektronisches Rezept hauptsächlich in Papierform ausgegeben wird, bleibt den Patienten nicht verborgen, wie Tolaj berichtet. Die Toleranz für den gedruckten Code sei bei Patienten nicht gegeben. „Das genügt dem Begriff E-Rezept in der Form nicht.“

Hoffnung sei es laut Landesapothekerverband (LAV), dass die Übertragung der Daten auf die Chips der Versichertenkarten im Laufe des Jahres möglich wird.

Auf einem Lesegerät wie diesem in der Hofapotheke sollten Rezepte vom Chip der Versichertenkarte gelesen werden. Bis heute technisch ...
Auf einem Lesegerät wie diesem in der Hofapotheke sollten Rezepte vom Chip der Versichertenkarte gelesen werden. Bis heute technisch nicht möglich. Dies soll sich noch dieses Jahr ändern. | Bild: Daniel Vedder

Hoher Aufwand für Ärzte

Viele Arztpraxen haben aufgrund der Ausbleibenden Nachfrage durch Patienten das E-Rezept noch nicht ins Auge gefasst. „Technisch wären wir vorbereitet, momentan ist die Nachfrage von Patienten aber noch sehr gering“, beschreibt Karin Rosenstiel, medizinische Fachangestellte und für die IT Zuständige in der Arztpraxis Stuff in Donaueschingen, die aktuelle Zurückhaltung der Praxis.

In der Zahnarztpraxis von Christian Stoll werden E-Rezepte seit dem 1. Januar verschrieben. Das bedeutet bisher mehr Aufwand und mehr ...
In der Zahnarztpraxis von Christian Stoll werden E-Rezepte seit dem 1. Januar verschrieben. Das bedeutet bisher mehr Aufwand und mehr Papierverbrauch für die Praxis. | Bild: Daniel Vedder

Die Umstellung auf digitale Prozesse bedeutet in erster Konsequenz häufig Mehraufwand und Unsicherheit für Praxen, statt Effizienz und Zuverlässigkeit. Der in der Zahnarztpraxis dominante QR-Ausdruck sei doppelt so groß wie der rosa Zettel und es dauere doppelt so lange ihn anzufertigen, beklagt Stoll den noch papierlastigen Prozess.

Valon Tolaj bleibt indes trotz der bisherigen Probleme weiter positiv gestimmt und hofft auf die Zukunft: „Ich freue mich auf die Chancen, die sich uns als Apotheke, sowie allen Akteuren im Gesundheitssystem bieten, wenn das E-Rezept in seinem künftigen Leistungsspektrum adäquat bespielt wird.“

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