Auf mehr als 400 Tiere wird der Bestand an Grau- und Nilgänsen am Kirnbergsee geschätzt: Geflügel, das bei Erholungssuchenden und Badegästen in Verruf gekommen ist. Weil die Gänse Uferbereiche und Liegewiesen verkoten und dabei auch zu viele sind, hat der Gemeinderat reagiert. Ende Oktober wurde beschlossen, dem Problem mit dem Gewehr beizukommen. Jäger sollen den Bestand dezimieren.

Peta schreibt an Gemeinderäte

Diese Lösung spült Bürgermeister Micha Bächle und den Gemeinderatsfraktionen Post ins ins E-Mail-Fach: Die Tierschutzorganisation Peta, nach eigenen Angaben von Bürgern aus der Umgebung dazu aufgefordert, appelliert an die Entscheidungsträge, „von der Tötung der Gänse abzusehen und stattdessen noch stärker auf tierfreundliche, nicht-letale Maßnahmen zu setzen“.

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Die Jagd sei grundsätzlich nicht geeignet, um Wildtierpopulationen zu regulieren. Mittlerweile habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Bejagung von Gänsen kontraproduktiv sei. Solange die Flächen einen attraktiven Lebensraum darstellen, würden sich immer wieder Tiere dort ansiedeln.

Ist friedliches Zusammenleben möglich?

Peta verweist auf Olaf Geiter, Leiter des bundesweiten Beringungsprogrammes für Gänse. Der Experte setze auf ein effektives tierfreundliches Gänsemanagement: Betroffene Flächen würden für Gänse unattraktiver gestaltet, unter anderem mithilfe von durchzusetzenden Fütterungsverboten und spezieller Bepflanzung. Gleichzeitig würden attraktive Ausweichflächen als Rückzugsorte geschaffen. Auf diese Weise ist ein friedliches Zusammenleben mit den Gänsen möglich.

Freizeitnutzung kontra Natur: Ganz ungeniert kreuzt 2022 eine Familie Nilgänse um Uferbereich den Weg des letzten Teilnehmers beim ...
Freizeitnutzung kontra Natur: Ganz ungeniert kreuzt 2022 eine Familie Nilgänse um Uferbereich den Weg des letzten Teilnehmers beim Hobby-Triathlon „Laien Man“. | Bild: Lutz Rademacher

Die Jagd dagegen gehe mit erheblichem Leid für die Tiere einher. Aufgrund häufiger Fehlschüsse auf flüchtiges Wild sterben viele Tiere langsam und qualvoll.

Nur geringe Infektionsgefahr

Nicht bekannt sei auch, dass Menschen durch den Kot von Gänsen erkranken. Die Infektionsgefahr für den Menschen sei als gering einzuschätzen, zitiert Peta eine Aussage der baden-württembergischen Landesregierung.

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Eine vermeintliche Gesundheitsgefahr werde vielerorts gerne vorgeschoben, um die Tötung der Tiere zu rechtfertigen. „In Wahrheit werden sie meist getötet, weil sich einige Menschen wie beispielsweise Badegäste an den Hinterlassenschaften stören“, schreibt Peta.

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Dabei wäre das Kot-Problem mit einem vergleichsweise geringen und modernen Aufwand zu lösen: Die Stadt Heidelberg beispielsweise setze von April bis September auf eine Saugmaschine, die neben dem Kot auch den Müll der Menschen beseitigt. Mit guten Ergebnissen, lässt Peta Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamts in Heidelberg zu Wort kommen.