Als Martin Schiele vor Kurzem auf der Facebookseite von Ivo Baldovinos Carleo zu Besuch war, staunte er nicht schlecht: Der Professor für Grafikdesign hatte dort die Liste derjenigen Künstler veröffentlicht, deren Plakat Teil der internationalen Ausstellung „Ruta Ancestral“ (“Ahnenroute“) im Museo Romántico in Barranquilla (Kolumbien) sein werden. Einer der 33 ausgewählten Künstler: Martin Schiele.

Motiv stammt vom Zähringer Narrentreffen

Sein Motiv: Ein Neuenburger Altstadtglunki, den er 2017 im Rahmen des Zähringer-Narrentreffens in Villingen fotografierte. Aus diesem Foto entstand im ersten Corona-Lockdown 2020 eine Zeichnung – und die ist nun in Südamerika zu sehen.

Martin Schiele freut sich, mit seinem Plakat Teil der internationalen Ausstellung zu sein.
Martin Schiele freut sich, mit seinem Plakat Teil der internationalen Ausstellung zu sein. | Bild: Martin Schiele

„Man wird von der Jury und den Organisatoren nicht immer angeschrieben. Oft muss man selbst schauen, ob man Teil einer Ausstellung ist“, sagt der gebürtige Villinger, der in Donaueschingen aufgewachsen ist. Inzwischen lebt er in Ottobrunn bei München, wo er eine Designagentur betreibt.

Seine Lieblingsfigur ist der Narro

Als die Zeichnung, auf der sein Plakat basiert, entstand, hatte der Kommunikationsdesigner nicht unbedingt im Sinn, sich damit irgendwann für eine Ausstellung zu bewerben. „Sonst hätte ich vermutlich meine Lieblingsfigur, den Villinger Narro, gezeichnet“, sagt er und lacht.

Bild entstand in der Niederen Straße

So ist es eben ein Neuenburger Altstadtglunki geworden – aber immerhin stammt auch dieser aus einer Zähringerstadt.

Martin Schiele weiß noch genau, wo er das Foto beim Zähringer Narrentreffen vor acht Jahren aufgenommen hat: In der Niederen Straße, gegenüber vom Eiscafé Venezia.

Spaß am Zeichnen wiedergefunden

Auf der Basis dieses Fotos entstand die Illustration. „Früher habe ich gerne gezeichnet“, sagt Schiele. „Die Lust daran wurde – zumindest mir – im Studium allerdings genommen.“

Während der ersten Corona-Welle 2020 habe er das Zeichnen wieder für sich entdeckt und sich in dieser Zeit mit verschiedenen Techniken an Motiven versucht.

Viele Glöckchen und noch mehr Fleckle

Eines davon: der Neuenburger Altstadtglunki. 450 Fleckle aus Stoff und 60 Glöckchen sind die Kernelemente ihres rot-gelben Häs. Seit 1986 ist die Narrenfigur in Neuenburg am Rhein im Nachbarlandkreis Breisgau-Hochschwarzwald unterwegs.

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Für die vor fünf Jahren entstandene Illustration hat Martin Schiele unter anderem Pastellkreide, klassische Kreide und Kaffee benutzt.

Aus der Schublade ins Museum

Als er 2024 den Aufruf für die internationale Ausstellung zum Thema Karneval las, entschied er sich spontan, teilzunehmen und die seit Langem in der Schublade liegende Zeichnung digital weiter zu entwickeln und für den Wettbewerb einzureichen. Die Jury sei hochkarätig besetzt gewesen, unter anderem mit Ivo Baldovinos Carleo, der als Professor an der Universität von Panama arbeite.

Bunte Stimmung statt kühlem Design

„Ich wollte kein klassisches Grafikdesign einreichen, sondern bunt und farbig die besondere Stimmung an Fasnet rüberbringen“, erklärt Schiele. Das kam offenbar auch bei der Jury gut an: Nun hängt das Plakat zusammen mit 32 weiteren Werken im Museo Romántico in Barranquilla, der mit rund 1,3 Millionen Einwohnern viertgrößten Stadt Kolumbiens.