Bei der Kollision eines Motorflugzeugs mit einem Segelflieger im Luftraum über dem Segeflugplatz Klippeneck auf der Schwäbischen Alb verunglückten am 12. August ein 14-jähriger Flugschüler aus Villingen-Schwenningen und sein 56-jähriger Ausbilder aus eine Umlandgemeinde tödlich.

Unfallsachverständige der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) haben jetzt einen Zwischenbericht zu diesem Unglück vorgelegt. Dabei wurden die letzten Flugminuten der beiden beteiligten Flugzeuge minutiös aufgezeichnet.

Datenauswertung aus den Kollionswarnern

Möglich wurde dies, weil beide Luftfahrzeuge jeweils mit einem Kollisionswarngerät der Firma Flarm Technology ausgerüstet waren, welche den Unfallexperten zur Auswertung vorlagen. Die Geräte bestimmen die eigene Position des jeweiligen Flugzeugs und tauscht sich mit Geräten anderer Flugzeuge aus, um vor gefährlichen Annäherungen zu warnen.

Die Daten des Motorflugzeugs, eines Ultraleichtflugzeugs vom Typ TL 96 Sting, das vom Aeroclub Klippeneck genutzt wird, um Segelflugzeuge an einem Seil angehängt in die Höhe zu schleppen, lagen den Experten zur Auswertung vor.

Das Kollisionswarngerät des Segelfliegers wurde allerdings beim Absturz der Maschine schwer beschädigt, heißt es in dem veröffentlichen Zwischenbericht. So standen den Sachverständigen nur jene Daten des Warngerätes zur Verfügung, die an die Bodenstation gesendet wurden.

Um 14.03 und fünf Sekunden knallte es

Gleichwohl gelang es den Behörden-Mitarbeitern, mit diesen Daten die letzten Flugminuten beider Luftfahrzeuge bis zur Kollision um 14.03 Uhr und fünf Sekunden minutiös nachzuzeichnen.

So verlief der Kollisionskurs der beiden Flugzeuge am Klippeneck.
So verlief der Kollisionskurs der beiden Flugzeuge am Klippeneck. | Bild: Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung

Das Motorflugzeug, das von einem Segelflugzeug-Schlepp zurückkam, meldete laut Zeugenaussagen gegen 14.03 Uhr seine Position zum bevorstehenden Seilabwurf über dem Platz. „Kurz danach kollidierte das Ultraleichtflugzeug aus Süden kommend mit dem Segelflugzeug, das aus Osten kommend in Richtung Position der Segelplatzrunde flog“, heißt es in dem Bericht.

Unten auf dem Platz war ein lauter Knall zu hören. „Gemäß Spuren an den Luftfahrzeugwracks hatte das Ultraleichtflugzeug im Sinkflug von hinten links kommend zunächst das Höhenleitwerk und kurz darauf die rechte Tragfläche des Segelflugzeuges mit seiner rechten Tragfläche berührt und ein etwa 2,5 Meter großes Stück abgetrennt.“

Diese Schulungsmaschine, ein Segelflugzeug vom Typ Grob G 103 Twin, stürzte bei dem Flugunfall ab.
Diese Schulungsmaschine, ein Segelflugzeug vom Typ Grob G 103 Twin, stürzte bei dem Flugunfall ab. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Segelflieger verliert seine Tragfläche

Daraufhin stürzten beide Maschinen ab. „Das Segelflugzeug geriet in eine unkontrollierte Fluglage und verlor eine Tragfläche, bevor es in einen Wald auf dem Boden aufprallte. Die beiden Insassen wurden tödlich verletzt und das Segelflugzeug wurde zerstört“, heißt es in dem Bericht.

Bei der Bergung der Opfer wurde festgesellt, so heißt es weiter, dass der hinten sitzende Insasse, in diesem Falle der Fluglehrer, „nicht angeschnallt war“. Der Flugschüler hatte Becken- und Schultergurte angelegt.

So wurde das Wrack des Segelflugzeugs in einem Wald neben dem Flugplatz Klippeneck gefunden.
So wurde das Wrack des Segelflugzeugs in einem Wald neben dem Flugplatz Klippeneck gefunden. | Bild: Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung

Der 62-jährige erfahrene Pilot des Ultraleichtflugzeugs, der seit 42 Jahren eine Privatpilotenlizenz hat, löste das Rettungsgerät seiner Maschine aus und das Flugzeug fiel, von Fallschirmen getragen, in Rückenlage in einen Wald. Dem Rettungsgerät verdankt er wohl sein Leben. Der Pilot wurde nur leicht verletzt und konnte das Wrack des schwer beschädigten Sportflugzeuges selbstständig verlassen.

Die Flugunfall-Sachverständigen haben neben den Flugdaten auch die Wracks, die Wetterbedingungen, die Flugzeugtypen, die Qualifikation der Piloten, die Aussagen von Augenzeugen und des Notarztes untersucht und ausgewertet. Die Sichtbedingungen an diesem Sommertag waren bestens.

Funkverkehr nicht aufgezeichnet

Zum Funkverkehr gibt es in dem Zwischenbericht indes nur eine negative Aussage: Die Besatzungen beider Luftfahrzeuge hätten Funkkontakt mit der Bodenstation des Segelflugplatzes gehabt. „Der Funkverkehr wurde nicht aufgezeichnet“, heißt es dazu.

Diese Aufnahme zeigt den Segelflugplatz auf dem Klippeneck auf der Schwäbischen Alb bei Geisingen.
Diese Aufnahme zeigt den Segelflugplatz auf dem Klippeneck auf der Schwäbischen Alb bei Geisingen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Wesentliche Fragen zum Unglück bleiben in diesem Zwischenbericht noch unbeantwortet. Was ist die Ursache, oder was sind die Ursachen des Absturzes? Gab es hier hier einen tödlichen Fehler? Und warum konnten die Kollisionswarner den Zusammenstoß nicht verhindern?

Unfallursache erst im Schlussbericht

Derlei Fragen sind, soweit sie von den Sachverständigen beantwortet werden können, Gegenstand des Abschlussberichts durch die BFU. „Der Abschlussbericht kommt, allerdings kann ich nicht sagen, wann“, sagte dazu Germont Freitag, Pressesprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. „Das kann noch eine Weile dauern, vielleicht einige Monate.“

Im Abschlussbericht soll dann auch die Absturzursache benannt werden. Sollten beispielsweise Sicherheitsmängel irgendwelcher Art festgestellt werden, kann die BFU auch Sicherheitsempfehlungen aussprechen, betonte der Behördensprecher. Diese werden dann in der Regel mit den Verantwortlichen umgesetzt.

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