Hätte Elmar Dressel einen Wunsch beim Kultusministerium frei, wäre es der nach frühzeitiger Handlungssicherheit. „Sie können sich nicht vorstellen, wie letzte Woche die Telefondrähte zwischen uns Schulleitern geglüht haben“, sagt der Rektor der Villinger Südstadtschule. Der Grund: Aus dem Stuttgarter Kultusministerium gab es bis dahin keinerlei Empfehlungen, wie mit den Einschulungsfeiern verfahren werden soll. „Wir haben dann recherchiert, uns belesen und mit gesundem Menschenverstand zusammen überlegt, wie es gehen kann“, sagt er. Am Montag dann sei ein Schreiben aus Stuttgart gekommen. „Zum Glück stand genau das darin, was wir uns selbst überlegt hatten,“ sagt er.

Schulleiter Elmar Dressel von der Villinger Südstadtschule.
Schulleiter Elmar Dressel von der Villinger Südstadtschule. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Dem dritten Schuljahr unter Pandemie-Bedingungen blickt der Schulleiter optimistisch entgegen. Das komplette Kollegium – 24 Lehrerinnen und Lehrer – sei geimpft. „Und wir sind ja weiter als am Anfang der Krise, als uns Corona alle überrascht hat. Viele sind geimpft, die Masken erzeugen einen gewissen Schutz – da habe ich schon die Hoffnung, dass die Schulen nicht zumachen müssen.“

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Viele Abläufe hätten sich größtenteils eingespielt, so etwa das Testen zu Hause oder eben auch die Maskenpflicht. „Die Kinder machen das ganz toll“, sagt der Schulleiter. Man versuche, so viel maskenfreie Zeit wie möglich zu bieten: „Die Klassen gehen oft raus, man kann auch mal eine Unterrichtsstunde im Freien abhalten und die Ganztagskinder gehen ohnehin immer viel raus.“

Was sich im vergangenen Schuljahr bewährt habe – die Aufteilung in vier Pausenhöfe – werde fortgesetzt. In jedem Bereich gibt es andere Angebote. Damit es nicht langweilig wird, legt ein Plan fest, wann welche Klasse auf welchem Hof Pause macht.

Dem Schulleiter fehlt die Konstanz

Was Elmar Dressel jedoch stört: die Ansage des Kultusministeriums vor den Ferien, dass nach dem Sommer lediglich zwei Wochen Maskenpflicht im Unterricht gelte, der Reiserückkehrer wegen. Kurz vor Ferienende wurde umgeschwenkt: Die Maskenpflicht im Unterricht bleibt bis auf Weiteres erhalten. „Da fehlt mir so ein bisschen die Konstanz. Es wäre schön gewesen, wenn man das gleich gesagt hätte“, sagt der Schulleiter.

„Das ist dann jedes Mal ein großer Rummel, weil wir dann die Eltern anrufen und herbitten müssen, um den Test nachzuholen.“
Elmar Dressel, Leiter Südstadtschule Villingen

Oft sei es schwierig, die plötzlichen Richtungswechsel der Politik an die Eltern zu kommunizieren. So wie auch die Testpflicht: „Vor den Ferien konnten wir den Eltern sagen, dass ab September weiterhin zweimal wöchentlich getestet werden muss. Nun müssen die Kinder ab 20. September dreimal wöchentlich getestet werden.“ Er rechnet schon jetzt mit einer steigenden Zahl vergessener Tests. „Das ist dann jedes Mal ein großer Rummel, weil wir dann die Eltern anrufen und herbitten müssen, um den Test nachzuholen.“

Kein Unterschied zwischen kleinen und großen Grundschulen

Während in der Südstadtschule rund 350 Schüler unterrichtet werden, sind es in der kleinen Dorfschule im Donaueschinger Ortsteil Wolterdingen rund 73 Schüler. Die Corona-Regeln, die gelten, sind die gleichen wie bei einer großen Schule. „Die Anweisen sind nicht wirklich konkret“, sagt Regina Kanstinger, die die Schule leitet. Während es in der Vergangenheit konkrete Vorgaben wie beispielsweise Laufwege gab, müssen nun einfach gewisse Punkte eingehalten werden.

Regina Kanstinger kann an der Grundschule Wolterdingen auf bereits bestehende Konzepte zurückgreifen.
Regina Kanstinger kann an der Grundschule Wolterdingen auf bereits bestehende Konzepte zurückgreifen.

„Wir fangen einfach wieder so an, wie wir im alten Schuljahr aufgehört haben“, erklärt die Schulleiterin.“ Nur das mit der Maskenpflicht ist anders. Im vergangenen Schuljahr musste sie in der Klasse nicht getragen werden, nun müssen die Kinder sie auch während des Unterrichtes aufbehalten. Diskussionen gibt es nicht. Das sei im vergangenen Schuljahr noch anders gewesen. Als die Eltern die Wahl hatten und es keine Präsenzpflicht gegeben hat, hätten das doch ein paar in Anspruch genommen.

„Wir müssen in der Pause Kindern sogar sagen, dass sie auf dem Pausenhof die Maske auch abnehmen können.“
Regina Kanstinger, Leiterin Grundschule Wolterdingen

„Nun ist es aber kein Thema mehr“, sagt Kanstinger. Bei den Eltern nicht und bei den Schülern erst recht nicht. „Das Tragen einer Maske ist für uns Erwachsene ganz anders. Den Kindern macht das nicht so viel aus. Wir müssen in der Pause Kindern sogar sagen, dass sie auf dem Pausenhof die Maske auch abnehmen können“, sagt die Schulleiterin. Im Unterricht müssten die Kinder so gut wie nie ermahnt werden, ihre Maske aufzusetzen.

Die kleine Schule bringt auch einen Vorteil mit sich

Während große Schulen gleiche mehre Klassen pro Jahrgang haben, wird in Wolterdingen auch jahrgangsübergreifend unterrichtet. Die erste und die zweite Klasse werden für dieses Schuljahr getrennt unterrichtet, die Schülerzahlen reichen dafür aus. Aber Jahrgang drei und vier bilden eine Klasse. In Pandemiezeiten auch ein Vorteil: „Wir mussten die Klassen dann nicht extra trennen“, sagt die Schulleiterin.

Die Einschulung läuft alles andere als gewohnt ab

Neu in diesem Schuljahr ist allerdings, dass die Lehrkräfte vor dem Elternabend kontrollieren müssen, ob die Teilnehmer getestet, geimpft und genesen sind. Und auch auf die Einschulungsfeier hat die Pandemie Auswirkungen. „Die läuft alles andere als normal ab“, sagt Kanstinger. Es gelten nicht nur die Drei-G-Regeln, sondern pro Kind können zwei Erwachsene mitkommen – und kleine Geschwister, wenn die in der Zeit nicht im Kindergarten betreut werden können. Und natürlich muss die ganze Zeit die Maske getragen werden – das gilt auch für die Kinder, die das Programm mit ihren Beiträgen gestalten.

In Wolterdingen ist die Welt noch ein Stück weit in Ordnung

„Wir hatten bislang keine Probleme“, sagt Kanstinger und hofft, dass das so bleibt. Die Kinder kommen mit Masken und haben auch Ersatzmasken dabei. Es habe bislang keine Sondertestungen gegeben und auch keine Quarantäne. Es konnte unterrichtet werden und auch für das neue Schuljahr sieht es gut aus. Alle Stellen sind besetzt, alle Lehrer sind da, alle Stunden können stattfinden.

Kinder können einfach zum Luftschnappen

„So wie die Kinder während des Unterrichts auf die Toilette dürfen, so können sie nun zum Luftschnappen“, sagt die Schulleiterin. Ein bestimmtes Handzeichen genügt und der Lehrer weiß Bescheid. Der Schüler darf dann hinaus auf den Pausenhof, die Maske abziehen und ein paar tiefe Luftzüge holen.