„Im nächsten Schuljahr wird unsere Schule vor allem in den Winterblöcken randvoll sein“, sagt Robert Fechteler. Er ist Schulleiter an der Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe, kurz HOGA, in Villingen-Schwenningen. Für das kommende Schuljahr rechnet er mit rund 1600 Schülerinnen und Schülern.
Damit steigt die Schülerzahl bereits das dritte Mal in Folge – anders als bei anderen beruflichen Schulen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Diese müssen teilweise Klassen und Fachrichtungen streichen, weil nicht genügend Schüler zusammenkommen. Was also macht die HOGA anders?
Wandel der Branche spürbar
Einen Grund für die steigenden Zahlen sieht Robert Fechteler darin, dass die Betriebe verstärkt Akquise im Ausland betreiben. Allein im letzten Schuljahr hatten 40 Prozent seiner Schüler einen ausländischen Pass. Auch in anderen Bereichen setzen immer mehr Ausbildungsbetriebe auf Unterstützung aus dem Ausland.

Darüber hinaus hat Robert Fechteler über die letzten Jahre einen positiven Wandel der Anerkennung der Branche festgestellt – insbesondere während der Corona-Pandemie.
Ansehen der Gastronomie ist gestiegen
Auf der einen Seite sei die Anerkennung bei den Gästen wieder gestiegen. „Die Leute haben gemerkt, wenn ein offenes Hotel oder eine offene Wirtschaft mit gutem Service wegfallen, ist das Leben irgendwie ärmer“, sagt Robert Fechteler.
Auf der anderen Seiten haben sich auch viele Gastronomie- und Hotelbetriebe durchgekämpft. „Obwohl sie nicht mehr Unterstützung bekommen haben als andere, haben die Gastronomen weitergemacht und sich durchgewurstelt“, sagt Fechteler, der seit über 25 Jahren an der HOGA ist.
„Es sind wieder coole Berufe“
Auch die Ausbildungen seien währenddessen nicht zu kurz gekommen. Dass Ausbildungsverträge aufgelöst wurden, habe er kaum gehabt. Eher haben Betriebe Festangestellte in Kurzarbeit geschickt.
Allgemein habe sich das Ansehen der Berufe im Hotel- und Gaststättengewerbe über die letzten Jahre deutlich verbessert. „Wenn heute jemand sagt ‚Ich lerne in der Gastronomie‘ heißt es nicht mehr ‚Hast du nichts Besseres bekommen?“, sagt Fechteler. „Es sind wieder coole Berufe.“
Azubis kennen ihren Wert
Dazu beitragen haben seiner Meinung nach auch die Arbeitsbedingungen, die deutlich besser geworden sind. „Die Gehälter sind deutlich gestiegen“, sagt Robert Fechteler. „Und es wird mehr auf die Leute eingegangen.“ Früher sei es unvorstellbar gewesen, dass ein Azubi während der Hauptsaison Urlaub nehmen darf. „Heute ist das teilweise kein Problem mehr.“

Auch seitens der Schüler stellt Robert Fechteler eine Veränderung fest. „Sie sind gut ausgebildet, selbstbewusst und wissen, was sie wert sind.“ Das sei aber auch kein Fehler, findet er. „Wir werden unsere Versprechen einhalten müssen.“
In Schule und Internat fehlt es an Platz
Mit dem Selbstbewusstsein der Azubis steigen auch die Ansprüche, wie Fechteler erklärt. Das stellt die HOGA gleichzeitig vor neue Herausforderungen: Der Platz geht allmählich aus. „Wir belegen gerade wieder Fachräume als Klassenräume“, sagt der Schulleiter. „Wer hätte das gedacht, vor ein paar Jahren?“
Auch im angegliederten Internat wird es eng: „Eine Zweierbelegung können wir momentan aufgrund der Schülerzahlen nicht bieten.“ Das könne sich langfristig negativ auf die Attraktivität des Ausbildungsstandorts für nachfolgende Azubis auswirken.

Um dem entgegenzuwirken, hat der Landkreis Schwarzwald-Baar ein Architekturbüro damit beauftragt, nach möglichen Erweiterungen des Internats zu suchen. Die Ideen und entsprechenden Kosten sollen in der nächsten Ausschusssitzung für Bildung und Soziales im Kreistag vorgestellt werden.
Gastronomie kann noch nicht aufatmen
Auch für das übernächste Schuljahr erwarte er eher steigende, statt sinkende Schülerzahlen. Trotzdem könne sich die Branche nicht auf den guten Schülerzahlen ausruhen. „Wir werden weiterhin um Mitarbeiter buhlen müssen“, sagt Robert Fechteler.
Denn nicht alle Schülerinnen und Schüler bleiben nach erfolgreichem Abschluss in Deutschland, geschweige denn in der Branche. Einige kehren zurück in ihr Heimatland, andere machen etwas komplett anderes, wie Fechteler erzählt.
„Ich persönlich finde es gar nicht schlimm, wenn ein Teil der Auszubildenden nicht in ihrem Beruf bleibt“, sagt er. Denn das Verständnis für die Branche, die Dienstleistungsbereitschaft und die Orientierung am Gast bleibe und könne auch in anderen Berufsfeldern weitergegeben werden.