Irgendeine Klinik irgendwo im Land. Plötzlich klagt ein Patient nach dem anderen über eine rätselhafte Krankheit. Dass der Ausbruch an Legionellen aus einer mobilen Klimaanlage liegt, stellt sich erst nach zahlreichen und komplizierten Tests heraus. Künftig soll dies schneller und einfacher funktionieren – wenn es nach dem Schwenninger Gründer Marian Freisleben geht.

Gefährlichen und neuen Bakterien auf der Spur

Der 26-Jährige wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule Furtwangen hat eine Software namens Phylotrace entwickelt. Was diese kann? Sie ermöglicht es, in Laborproben schnell und benutzerfreundlich die Verwandtschaft von Bakterien zu überprüfen, bringt Freisleben die Sache auf den Punkt. Bilden sich neue, gefährliche Varianten? Entwickeln die Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika? Woher stammen die Erreger? Solche und ähnliche Fragen könnten mit Phylotrace beantwortet werden.

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„Bakterien sind unter den Top fünf der häufigsten Todesursachen – und das Problem wird immer größer“, sagt Marian Freisleben. Daher mache es Sinn, die Erreger genauer unter die Lupe zu nehmen. Dies sei zwar auch bislang möglich gewesen, habe aber mehrere Programme, ein sehr großes Computerwissen und ganz viel Zeit erfordert.

Wenn das Labor seine Ergebnisse geliefert hat, fängt die Arbeit von Phylotrace an: Die neue Software liefert einfach und schnell ...
Wenn das Labor seine Ergebnisse geliefert hat, fängt die Arbeit von Phylotrace an: Die neue Software liefert einfach und schnell Ergebnisse zu Verwandtschaft von Bakterien. | Bild: Sebastian Gollnow

Genau dieses Problem plagt auch die Mitarbeiter der medizinischen Universität in Graz, die eine enge Partnerschaft mit der Hochschule Furtwangen hat. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe wird deswegen gebildet, ein Mitglied ist Marian Freisleben. Das Thema fasziniert ihn. Als Masterarbeit schreibt er schließlich das Computerprogramm, das vom Laborergebnis bis zur finalen Auswertung alles übernimmt – und das auch noch benutzerfreundlich, wie er betont.

„Ich habe mich da voll reingehängt, das war mehr als eine Masterarbeit“, sagt er 26-Jährige, der sich das Programmieren selbst beigebracht hat, heute über diese Zeit. Studium, Hobby, Freizeit, Arbeit – das Projekt Phylotrace ist ein Jahr lang all dies für ihn. „Supergern“ arbeitet und feilt er an daran. „Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas Bedeutungsvolles mache, das der Welt etwas bringt“, betont er.

Irgendwann kommt Marian Freisleben noch ein anderer Gedanke: „Wenn die Grazer das brauchen, brauchen es auch andere“, lautet dieser. Universitäten, Kliniken, Labore gehören zu den potentiellen Kunden, aber auch Einrichtungen der Lebensmittelsicherheit, die etwa auf der Suche nach gefährlichen Bakterien in verdorbenem Essen sind. Gemeinsam mit seinem guten Freund Filip Pascali, ebenfalls Mitglied der Arbeitsgruppe, sowie dem früheren Hochschul-Dekan Matthias Kohl steht der Schwenninger nun kurz vor der Gründung einer eigenen Firma.

„Orion Bioinformatics“ soll die GmbH heißen und sich unter anderem um die Vermarktung von Phylotrace kümmern. Der Code des Programms ist öffentlich einsehbar und darf von jedermann kostenlos genutzt werden. Es könne aber eine Art kostenpflichtige „Goldmitgliedschaft“ mit zusätzlichen Services abgeschlossen werden. Zudem will das Trio weitere benutzerfreundliche Programme in dem Bereich kreieren und betreuen.

Ein großer Auftrag, weiß Marian Freisleben. „Die Medizin der Zukunft ist davon abhängig, ob wir in der Lage sind, Laborergebnisse auszuwerten“, betont der junge Schwenninger.

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