Wer kürzlich eine Dampflok über die malerische Brücke bei Epfenhofen dampfen sehen und fotografieren wollte, hat möglicherweise eine Überraschung erlebt. Anstelle der erwarteten Dampflokomotive DB-50 2988 war ein normaler Güterzug zu sehen, der statt Dampf in die Luft zu blasen eine lange Kette fensterloser Waggons mitführte.

Verlagerung auf die Schiene

Grund für die Aufnahme von Güterzügen auf der historischen Strecke ist die Streckensperrung der Rheintalbahn bei Rastatt. Diese wurde aufgrund von Bauarbeiten im Zusammenhang mit der Bergung einer Tunnelbohrmaschine, die vor Jahren dort havariert war, nötig. Um den Warenverkehr in der Region dennoch sicherzustellen, werden nun Züge über alternative Routen umgeleitet – eine davon ist die Strecke, auf der sonst nur die Sauschwänzlebahn ihre Kreise zieht.

„Seit vorletzter Woche nutzen wir die Strecke als Umleitungsroute für den Güterverkehr“, so Brinkmann. Vier Züge des Unternehmens Stock Transport seien bereits über die Gleise gerollt, um die Industrie am Hochrhein zu versorgen. Dabei handle es sich überwiegend um Recyclingmaterialien, die aufgrund ihres geringen Gewichts von den historischen Brücken entlang der Strecke getragen werden können.

Sicherheit steht an erster Stelle

Das Thema Sicherheit spielte bei der Entscheidung für den Güterverkehr eine zentrale Rolle. „Wir haben uns gefragt, ob die Brücken das zusätzliche Gewicht der Güterzüge aushalten können“, berichtete Brinkmann. Nach eingehenden Untersuchungen und Gutachten eines Brückenexperten der Deutschen Bahn gab es grünes Licht. Allerdings wurden strikte Auflagen erteilt: „Ganz schwere Container dürfen nicht über die Brücken fahren“, stellte Brinkmann klar.

Trotz der positiven Bewertungen betonte Brinkmann, dass zusätzliche Belastungen auf Dauer Auswirkungen haben könnten. „Mit jeder Tonne, die mehr über die Brücken fährt, sinkt deren Lebensdauer – zumindest theoretisch“, erklärte er. Daher wird der Güterverkehr auf ein bis zwei Züge pro Woche beschränkt, was für die Anwohner eine gewisse Beruhigung sein dürfte.

Auf der Wutachtalbahn verkehren wieder Güterzüge. Hier bei der ersten Fahrt in Richtung Blumberg, zwischen Oberlauchringen und ...
Auf der Wutachtalbahn verkehren wieder Güterzüge. Hier bei der ersten Fahrt in Richtung Blumberg, zwischen Oberlauchringen und Wutöschingen-Horheim. | Bild: Gerhard Klaus

Mit der Aufnahme des Güterverkehrs eröffnen sich für die Sauschwänzlebahn neue Möglichkeiten. „Museumsbahnen werden nicht so gefördert wie normale Strecken“, erklärte Brinkmann. Durch die Nutzung als Gütertransportweg erhalte die Strecke einen anderen Status beim Landesverkehrsministerium und könne für Infrastruktursanierungen besser gefördert werden. Dies sei auch der Grund, warum der Güterverkehr für die Sauschwänzlebahn überhaupt infrage kam.

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Der Betrieb von Güterzügen auf der Strecke bringe jedoch auch bürokratische Herausforderungen mit sich. „Wir müssen die Trassenpreise von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen und eine diskriminierungsfreie Nutzung unserer Strecke gewährleisten“, erklärte Brinkmann. Dies bedeutet, dass die Strecke von jedem genutzt werden darf, der die technischen Anforderungen erfüllt. Die Sauschwänzlebahn hat keine rechtliche Möglichkeit, bestimmte Unternehmen oder Transporte auszuschließen.

Rücksicht auf die Anwohner

Ein wichtiges Thema ist der potenzielle Lärm und die zusätzliche Belastung durch die Güterzüge für die Anwohner. Brinkmann versicherte, dass Güterverkehr grundsätzlich nur tagsüber stattfinden werde.

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Bisher habe es nur vereinzelt Rückmeldungen von Anwohnern gegeben. Eine systematische Information über die neue Nutzung der Strecke sei jedoch noch nicht erfolgt. „Es ist uns selbst noch nicht klar, wie regelmäßig die Güterzüge fahren werden“, so Brinkmann. Eine hohe Frequenz sei jedoch nicht zu erwarten.

Brinkmann beruhigt

Die Sauschwänzlebahnstrecke bleibt in erster Linie eine Museumsbahn, doch die Aufnahme von Gütertransporten bietet wirtschaftliche Vorteile und sichert gleichzeitig auch den Erhalt der historischen Strecke. „Es wird nicht so sein, dass hier bald alle fünf Minuten ein Güterzug fährt“, beruhigte Brinkmann. Der Betrieb werde sich auf ein bis zwei Zugpaare pro Woche beschränken.

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