Bei zwei großen Villinger Arbeitgebern ist einiges in Bewegung: Im Februar hatte die Continental AG bekanntgegeben, am Standort Villingen 80 Stellen abzubauen. Hier arbeiten etwa 1200 Menschen.
Mitte April wurde zudem bekannt, dass sich Kendrion komplett von seiner Automotive-Sparte in Europa und den USA trennen werde. Am Standort Villingen beschäftigt Kendrion etwa 440 Mitarbeiter. 180 davon betrifft die Abspaltung des Automotive-Bereichs. Wie geht es in den beiden Unternehmen weiter?

„Nach aktuellem Stand sind immer noch 80 Stellen betroffen, und zwar über alle Zentralfunktionen hinweg. Unser oberstes Ziel ist es, den Abbau so sozialverträglich wie möglich umzusetzen, unter anderem mit natürlicher Fluktuation, einem Freiwilligenprogramm oder über Altersteilzeit“, so ein Unternehmenssprecher auf SÜDKURIER-Anfrage.
Verhandelt wird woanders
Der Stellenabbau bei Continental werde auf höherer Ebene – mit dem Gesamt- und dem Konzernbetriebsrat – verhandelt, berichtet Thomas Bleile, Erster Bevollmächtigter der IG Metall. Da von dem neuerlichen Sparprogramm mehrere Standorte unterschiedlich betroffen seien – der Standort im hessischen Wetzlar beispielsweise soll schließen – solle für sie ein Rahmeninteressenausgleich getroffen werden.
Die Gewerkschaft fordere dabei für jeden Standort eine Perspektive und einen Standort-Steckbrief, in dem Stärken, Perspektiven und dort mögliche Investitionen und künftige Produkte dargestellt werden sollen.
Gewerkschaft mahnt Gesamtstrategie an
Was die Gewerkschaft kritisiert: „Wir vermissen die Gesamtstrategie“, sagt Thomas Bleile. Obwohl der Standort Villingen gut laufe und man „Aufträge bis unters Dach“ habe, hätten vor drei Jahren 120 Mitarbeiter gehen müssen; nun sollen weitere 80 folgen. „Wir fordern von der Arbeitgeberseite eine Strategie, wohin die Reise geht“, sagt Bleile. „Für mich sieht das ein bisschen nach Salamitaktik aus.“

Bei der jüngsten Betriebsversammlung habe der neue Standortleiter Ulrich Rothe neue Produkte und Projekte präsentiert. Dabei sei aber nicht klar geworden, wie nachhaltig das sei, sodass in den nächsten fünf Jahren nichts anbrenne.
Optimismus bei Kendrion-Gesprächen
Bei einer Kendrion-Betriebsversammlung im April hatten sich die Geschäftsführer optimistisch gezeigt; von Entlassungen war damals nicht die Rede. Optimistisch gibt sich auch Thomas Bleile im Hinblick auf die laufenden Gespräche. „Nach jetzigem Stand bleiben tatsächlich alle Beschäftigten am Standort im Haus“, berichtet Bleile.
Klärungsbedarf gebe es allerdings bei der Frage, welche Mitarbeiter konkret zu Solero wechseln. Dabei habe man die eine oder andere Schwachstelle identifiziert, bei der Personen, die zu Solero wechseln würden, eigentlich für den Bereich Industrial Brakes bei Kendrion wichtig wären.
Tarifbindung treibt Gewerkschaft um
Ein großes Thema ist auch die Tarif-Frage: Die IG Metall habe die beiden Übernehmer – Solero Technologies und den dahinter stehenden Geldgeber Atar Capital – angemahnt, sich zum Thema Tarifbindung zu äußern.
Für die Kendrion-Beschäftigten gilt der Tarifvertrag der IG Metall. Mit dem Herauskauf eines Firmenanteils gehe der Tarifvertrag nicht automatisch über, erläutert Bleile. „Dafür muss der Übernehmer aktiv eintreten.“
Solero ist bislang in Europa nicht vertreten. Der Kauf des Automotive-Geschäfts von Kendrion war für das Unternehmen der erste Schritt, um sich in Europa zu etablieren. Die Gewerkschaft fürchtet, dass die neuen Eigentümer den herausgekauften Bereich tariflos halten wollen und sich die Bedingungen der Beschäftigten verschlechtern.