Vereine sind in kleinen Gemeinden fester Bestandteil des öffentlichen Lebens. Aber ohne ihre Aktivposten wären die Clubs rasch auf verlorenem Posten. Zwei Beispiele aus dem Brigachtal verdeutlichen dies.

Marius Effinger: Ein Leben für zwei Vereine und die Auswirkungen

Sein halbes Leben hat er der Landjugend im Brigachtal bislang gewidmet. Marius Effinger hat für den Verein sogar den schönsten Tag seines Lebens untergeordnet. Das Gute daran: Ein großes Landjugendfest und seine Hochzeit stehen jetzt noch bevor.

Der 29-Jährige ist mit seinem Heimatort vielfältig verwoben. Schon als Elfjähriger trat er in die Feuerwehr ein. Und: Als in die Geschäftsführung eingebundener Prokurist wirkt er in der Leitung des Metallbau-Betriebs Roth und Effinger an der Gewerbestraße mit.

In seinem Büro sitzt er vor drei Bildschirmen. Er erklärt: „Posteingang, CAD, Angebote schreiben. So habe ich den besten Überblick.“ Der Betrieb, beschäftige derzeit 35 Mitarbeiter.

Marius Effinger bei der Rapsernte.
Marius Effinger bei der Rapsernte. | Bild: Trippl, Norbert

Der studierte Maschinenbauer lebt wesentlich mit den Aufgaben seiner beiden Vereine. „Vier Stunden die Woche für die Feuerwehr und drei Stunden die Woche für die Landjugend“ sei der Stundenschnitt im Jahr, den er im Ehrenamt einbringe.

Anerkennung und Dank für das Engagement im Ort? Er beantwortet das so: „Das erwarte ich gar nicht. Das gibt es zwar ab und zu, aber für mich zählt bei Landjugend und Feuerwehr das Miteinander.“ Er erklärt das auch im Detail: „Bei der Landjugend beispielsweise treffen wir uns einmal die Woche. Es gibt dann Spieleabende oder Ausflüge.“ Den errechneten Zeitaufwand „merke ich hier gar nicht, das ist meine Freizeit“.

Für die Landjugend ist er eigentlich schon ein bisschen zu alt. Er wirkt hier noch aus besonderem Grund mit: „Vom 3. bis 7. Oktober findet das 63. Kreiserntedankfest bei uns im Brigachtal statt“, erklärt er. Die Planungen liefen seit Monaten. Trachten, Umzug, Festzelt, alles muss dann sitzen. Effinger ist mit seiner Organisations-Erfahrung jetzt noch einmal mit dabei im Team.

Tagsüber wirkt Marius Effinger als Prokurist und in der Geschäftsführung von Roth und Effinger mit.
Tagsüber wirkt Marius Effinger als Prokurist und in der Geschäftsführung von Roth und Effinger mit. | Bild: Trippl, Norbert

Wegen des großen Termins habe er auch seine eigene Hochzeit mit seiner Verlobten Linda Dietsche „um rund ein Jahr verschoben“. Er ist ihr dankbar, dass seine künftige Ehefrau dafür Verständnis zeige. „Wir wollten beide nicht, dass unser privates Fest in dem Rummel des Erntedanks untergeht.“

In der Landjugend mit Überzeugung dabei sei er „aufgrund der Tradition. Das muss einfach erhalten bleiben“, sagt er mit Verweis etwa auf die Tracht.

Für die Zeit nach dem Kreiserntedankfest hat er bereits einen Plan. „Ich kann mich dann mehr auf mein neues Mandat im Gemeinderat konzentrieren.“ Und natürlich: Der Termin für die Hochzeit steht. Alles will präzise vorbereitet sein.

Kapitän Dennis Kleiser umsorgt seinen Heimatverein

Engagement und Freude mit Sport und am Miteinander prägen den FC Brigachtal. Eine kontinuierliche Jugendarbeit ist einer der Erfolgsgaranten. Dafür steht auch Dennis Kleiser. Er kümmert sich um die A- und B-Jugendlichen und deren Einbindung bei den Aktiven.

Der FC Brigachtal will seine „Herrenmannschaften mit eigenen Jugendspielern besetzen“, sagt Vorsitzender Andreas Klink. Das Rezept dazu: 2021 habe der Verein den Jugendleiter-Posten um Jugendkoordinatoren wie Dennis Kleiser ergänzt, so Klink weiter. Kleiser ist nicht irgendwer im Verein, sondern der Mittelstürmer und Kapitän der ersten Mannschaft.

Auf den Punkt: Dennis Kleiser ist beim FC Brigachtal zuständig für die Weiterentwicklung der A- und B- Jugendspieler.
Auf den Punkt: Dennis Kleiser ist beim FC Brigachtal zuständig für die Weiterentwicklung der A- und B- Jugendspieler. | Bild: Trippl, Norbert

200 Jugendspieler und 30 Trainer kümmern sich hier um die Teams. Dennis Kleiser kickt seit 1998 und startete seinerzeit in Überauchen. Seit 2018 ist er beim Brigachtaler FC. „Das ist mein Heimatverein“, sagt der gebürtige Donaueschinger, der längst im Brigachtal wohnt.

Bei der Betreuung der jungen Spieler hat er es mit allen Modeerscheinungen zu tun, welche die Jungs von heute im Profifußball oft abschauen würden: Frisuren, Torjubel und vieles mehr. Der 30-Jährige wirkt auch aufgrund eigener Erlebnisse. An seine A-Jugendzeit kann er sich noch gut erinnern, will dem Nachwuchs im Brigachtal genau das geben, was ihm damals gefehlt oder auch gutgetan hat. Der Trossinger Realschul-Lehrer (Sport, Mathematik, Geografie) sagt: „Es geht bei der Weiterentwicklung unserer Jugend natürlich ums Sportliche. Aber auch um die Gesamtperformance, zum Beispiel, wie sich einer im Verein insgesamt einbringt.“

Kleiser versichert, dass er zu „100 Prozent ehrenamtlich tätig“ sei. „Auch als Spieler“, betont er. Er lässt durchblicken, dass Kicken für Geld nicht sein Ding ist.

Das Runde muss ins Eckige: Dennis Kleiser ist auf dem Platz Mittelstürmer und Kapitän der ersten Mannschaft.
Das Runde muss ins Eckige: Dennis Kleiser ist auf dem Platz Mittelstürmer und Kapitän der ersten Mannschaft. | Bild: Trippl, Norbert

Sein Engagement ist beträchtlich. „April bis Juni wöchentlich neun Stunden – wegen der Saisonvorbereitungen.“ Den Rest des Jahres beziffert er mit 7,5 Stunden je Woche. Bei der Rechnung hat er Zusatzaufwand wie Fahrten zu Auswärtsspielen der Kreisliga A einfach vergessen. Er betont: „Bei diesen Angaben sind „Training und Spielzeiten mit drin. Das sind rund sieben Stunden die Woche.“

Dank und Anerkennung? „Ja, gibt es. Vom Verein, den Zuschauern und ab und zu auch mal von einem Fußball-Papa, der unser Konzept lobt“, schildert er – und freut sich erkennbar auch beim Erzählen.

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Brigachtal in Zahlen, Daten, Fakten

Fläche in ha: 2280

Einwohner: 4976

Einwohner pro km²: 218

Durchschnittsalter: 44,8

Miete pro qm: 6,14

Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro 2400,47

Haus Kaufpreis pro qm in Euro 3227,24

Auspendler: 2418

Einpendler: 464

Bildung: Grundschule (1)

Bautätigkeiten: Aktuell stehen keine kommunalen Grundstücke zur Verfügung. Das Neubaugebiet Arenberg in Klengen ist mit rund 30 Bauplätzen derzeit in Planung, so Hauptamtsleiter Martin Weißhaar.

Bild 5: So machen wir Brigachtal besser
Bild: Kerstan

Fernverkehr: nein

Regionalbahn: ja

Nahversorgung: Supermarkt, Discounter, Hofladen

Schwimmbäder: nein

Gastro: ja

Hausärzte: 3

Pflegeheime/Seniorenzentren ja

Kitaplätze: U3: 76 Betreuungsplätze, davon 60 belegt, Betreuungsquote 62,3 Prozent; Ü3: 260 Kitaplätze, davon 217 belegt, Betreuungsquote 103,2 Prozent.

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