Seit genau 40 Jahren gehört die Tanz AG mit dem anschließenden Tanzabschluss zu den wichtigen Ereignissen in Löffingen. Damit ist die Realschule Löffingen, heute in den Schulverbund eingebettet, die einzige Schule, die so lange und intensiv klassischen Paartanz anbietet.
Zusatzunterricht am Freitagnachmittag
Doch kann man sich fragen: Ist Paartanz heute überhaupt noch angesagt? Nehmen die Jugendlichen den Zusatzunterricht am Freitagnachmittag gerne an? Oder hängt die Schule nur an einer alten Tradition?
Mit Blick auf Raum und Beteiligte beim Tanzschulabschluss bringt es Konrektorin Sibylle Streibel auf den Punkt: „Der Tanzabschluss ist nach wie vor ein schulisch-kulturelles Ereignis, was die volle Festhalle zeigt. Die Schülerinnen und Schüler sind in ihren Ballkleidern und High Heels sowie Anzug oder Fliege kaum wiederzuerkennen.“ „Obwohl es keine Pflicht ist, sind fast alle Entlassschüler mit dabei,“ freut sich Rektorin Silke Keller.
Weiterbildung über neue Medien
Auch was das Tanzen selbst anlangt, kommt ein Lob von Tanzlehrer Kersten Steinbach: „Viele Schüler haben sich über die neuen Medien noch weitergebildet und zeigen heute Figuren wie Brezeln oder Schmetterling“.
So bewegten sich die Jugendlichen schon sehr gekonnt übers Parkett bei Live-Musik der Band Holiday. Sie spielen Walzer, langsamer Walzer, Disco-Fox, Cha-Cha-Cha, Rumbo oder Jive. Auch das Servicepersonal der Klasse 9b erstaunte mit ihrem Show-Tanz und die Tanzschüler setzten als Endpunkt einer mehr als gelungenen Veranstaltung mit ihrer Linedance-Aktion noch einen weiteren Höhepunkt ihres Tanzvergnügens.
Und wie kam der Abend bei den Tänzern an? „Dieser Unterricht macht richtig Spaß. Ich freue mich nun, beim Tanzabschluss mit meiner Mutter tanzen zu können, erklärt Jan Jehle. Marvin Kramer ergänzt: „Hier lernen wir auch die anderen Schüler aus der Parallelklasse besser kennen“.
„Tanzen ist ein wichtige Kultur“
Seit zwei Jahren ist Oleksii Panchenko aus der Ukraine in Löffingen. „Ich freue mich wahnsinnig und habe richtig Spaß. Tanzen ist eine wichtige Kultur“. Auf jeden Fall wird Elias Geng das Gelernte an Fastnacht umsetzen und auch Paul Kühn, weiß genau, wo er mit dem Gelernten auf sich aufmerksam machen kann.
Interessanterweise gebe es für Schüler mit Migrationshintergrund keinerlei Bedenken wegen des Tanzens ergänzt Rektorin Keller. „Wir haben zwei Mädchen, die nicht gerne mit Jungs tanzen, deshalb bilden diese beide ein Tanzpaar“, sagt Tanzlehrerin Corinne Knittel.
„Tanzen ist mehr als Bewegung“
„Tanzen bedeutet nicht nur Bewegung nach der Musik, sondern auch führen und führen lassen“, sagt Kersten Steinbach. Seine Schüler setzen das um. „Da muss man auch lernen sich führen zu lassen, loszulassen und zu vertrauen“, weiß Emilia Hettich. Ihre Klassenkameradin Marie Mutzbauer kann dies nur bestätigen. „Denn Tanzen ist weit aus mehr als Bewegung und der Spaß dabei ist richtig groß.“
Schülersprecherin Elisa Herr aus Unadingen sieht im Tanzkurs viele Vorteile. „Man tanzt ja auch an Hochzeiten und Festen und jetzt vor allem an Fastnacht.“ Für Lea Kramer ist der Tanzunterricht kein Muss, sondern Spaß. „Natürlich könnte ich am Freitagmittag auch was anderes machen, aber ich hätte nicht diesen Tanzunterricht verzichten wollen“, sagt sie.
Und manchmal werden beim Tanzkurs Familienerinnerungen wach. “Mein Papa denkt heute noch an den Tanzabschluss mit der Rose“, verrät Schulsprecher Robin Wider. Natürlich hat auch er die Rose formvollendet überreicht.
Und mit dem Tanzen ist es nicht vorbei. „Hier im Tanzkurs wird nicht nur Tanzen gelernt, sondern auch eine gewisse Etikette“, so Tanzlehrerin Corinne Knittel. Sie und Kersten Steinbach sind eigentlich Pädagogen, geben aber ihre Leidenschaft zum Tanzen gerne an die Schüler weiter. „Wir lieben das Tanzen und machen ständige private Tanzkurse mit unsren Partnern, damit wir up-to-date sind“, so Corinne Knittel.