Bad Säckingen, Donaueschingen, Berlin. Viel besser kann man eine politische Karriere auch am Reißbrett nicht entwerfen, als den Werdegang, den Thorsten Frei hingelegt hat. Aus dem Säckinger Gemeinderat ging es für ihn über die Rathaus-Spitze in der Quellstadt und schließlich in den Bundestag. Jetzt bekommt der 52-Jährige einen Ministerposten im Kabinett des designierten Bundeskanzlers Friedrich Merz.
Seit Wochen wird bereits über die Position des ehemaligen Oberbürgermeisters von Donaueschingen in der kommenden Bundesregierung gemunkelt. Wirklich überraschend kommt die Entscheidung nicht, doch jetzt hat es die Union offiziell gemacht: Frei soll Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes werden.
Wichtige Schaltstelle in der Regierung
Der CDU-Politiker und bisherige erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag soll dem Kanzler dabei helfen, die Zusammenarbeit mit den einzelnen Ministerien zu koordinieren und die Interessen innerhalb der Regierung zusammenzubringen.
„Ich kenne Thorsten Frei als meinen Fraktionssprecher im Kreistag und würde mir wünschen, dass jeder Bundespolitiker auch nur annähernd so viel Erfahrung aus der Kommunalpolitik mitbringt, wie er“, sagt Erik Pauly, Freis OB-Nachfolger in Donaueschingen.
Dass er für den Job als Kanzleramtschef geeignet ist, steht für Pauly außer Frage. Frei kenne die Fraktionsarbeit schon durch seine Erfahrung auf kommunaler Ebene aus dem Effeff und bringe viel mit, um Interessen zu einen und Verbindungen herzustellen.
Karriere überrascht Weggefährten nicht
Für Pauly ist der Weg von Frei vom Hochrhein an die Spree beispielhaft: „Das ist eine phänomenale Karriere. Es ist beeindruckend, aus der Kommunalpolitik in so eine Position zu kommen. Aber nicht überraschend, wenn man ihn kennt.“
Einer, der Thorsten Frei sehr gut kennt und viele Jahre mit ihm zusammengearbeitet hat, ist Bernhard Kaiser. 36 Jahre war Kaiser Bürgermeister von Donaueschingen, auch unter dem damaligen OB Frei: „Ich freue mich für ihn. Es ist ein Resultat seiner hervorragenden politischen Arbeit, seit er in Berlin ist.“
Die Position des Kanzleramtsministers sei immens wichtig für Deutschland. „Ich bin mir sicher, dass er der richtige Mann an der richtigen Stelle ist“, so Bernhard Kaiser.
Überraschend kommt Freis Aufstieg in die Bundespolitik auch für seinen alten Weggefährten nicht. „Das war schnell zu spüren. Er hat sich mit unendlichem Einsatz für Donaueschingen eingebracht.“ Dieses Engagement, so Kaiser, zeige er nun auch in anderen Positionen.
Und Kaiser dachte sich auch bereits, dass der Schritt in den Bundestag 2013 nicht der letzte in der Karriere von Thorsten Frei bleiben würde. „Mir war klar, dass er nicht nur Abgeordneter bleibt, sondern weiter wachsen wird.“
„Der richtige Mann am richtigen Ort“
Auch Marcus Greiner, CDU-Fraktionssprecher im Gemeinderat, ist voller Lob für den neuen Kanzleramtschef: „Ich zweifle nicht daran, dass er der richtige Mann am richtigen Ort ist.“ Bereits in seiner Zeit als Oberbürgermeister sei Frei allseits beliebt gewesen. Greiner, der seinen Parteikollegen zwischen 2009 und 2013 im Gemeinderat erlebt hatte, hebt vor allem seine Geradlinigkeit hervor.
Diese habe sich insbesondere in den finanziell schwierigen Jahren gezeigt, als Frei sofort erkennt habe, was nötig ist, wie Greiner betont. Dies könne angesichts des klammen Bundeshaushalts nur von Vorteil sein.
Als CDU-Mitglied hofft Greiner vor allem, dass Frei möglichst viele Forderungen seiner Partei aus dem Wahlkampf umsetzen kann. „Es ist klar, dass er nicht alles umsetzen kann, was man sich wünscht. Aber eine Handschrift sollte schon erkennbar sein.“
Greiner sieht dem jedoch positiv entgegen: „Frei ist einer, der integrieren kann, der Probleme erkennt und widerstrebende Auffassungen zusammenbringen kann, aber trotzdem kommunikativ ist. Man muss lange suchen, um so jemanden zu finden.“
Kritik an Rechtsruck
Auch Michael Blaurock, der als langjähriger Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Gemeinderat einige Bürgerentscheide gegen Frei geführt hat, freut sich für den ehemaligen OB.
„Thorsten Frei ist sehr präzise, arbeitet sich schnell in Themen ein und auf seine Aussagen ist zu 100 Prozent Verlass.“ Er sei ein homo politicus aus dem ländlichen Bereich, der sehr begabt sei.
Dennoch: Blaurock, der Freis Nominierung zum Bundestagskandidaten damals selbst beiwohnte, kritisiert den CDU-Mann auch. Er sieht bei Frei einen „Rechtsruck in den vergangenen zwei, drei Jahren“.
Lob für John Wayne aus Südbaden
Zu Beginn der neun Jahre, die die Beiden zusammenarbeiteten, habe Blaurock Frei als jugendlichen OB erlebt, der Charme und Ausstrahlung hatte. „Diese Eigenschaften hat er noch heute.“ Schnell habe der CDU-Politiker die Führungsposition eingenommen und auch unpopuläre Entscheidungen getroffen.
„Ich habe ihn immer als John Wayne beschrieben: Vorne auf dem Pferd mit der Trompete und der Fahne sitzend und dem Motto: Mir nach! Er hat die Bereitschaft, vorzugeben, wo es langgeht“, sagt Michael Blaurock.