Wie abergläubig sind die Doppelstädter? Das zeigt sich nicht nur im Verborgenen, sondern auch ganz konkret im Bereich Wohnen. So fehlt in einigen Straßen in der Doppelstadt die Hausnummer 13, etwa im Schwenninger Wohngebiet Strangen in der Esslinger Straße, oder im Villinger Welvert-Quartier im Alfred-Grosser-Weg. Woran liegt das?

Wohnt es sich so viel unglücklicher in der Hausnummer 13? Oder gehen einem dort gar als Unternehmer die Kunden flöten, wenn das Gewerbe in der 13 angesiedelt ist? Und trauen sich die Patienten nicht auf den Arztstuhl, wenn dieser unter der 13 praktiziert? Der SÜDKURIER hat nachgefragt.

Die Hausbesitzer

Wenn überhaupt, dann ist die Zahl 13 für Familie Bammert eine Glückszahl – schließlich wurde ihre Tochter an einem Freitag, den 13. geboren. Als ihnen dann vor 50 Jahren ein Haus in der Südstadt zum Kauf angeboten wurde, war es für Erich Bammert daher völlig zweitrangig, welche Zahl auf dem Haus stand. „Wir waren froh, dass wir überhaupt ein Haus gefunden haben. Und dann auch noch in so einer tollen Lage mit Garten.“

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Auch von Freunden und der Familie seien sie nie auf ihre Hausnummer 13 angesprochen worden.

Dass es Straßen gibt, in denen die 13 weggelassen werde, können die Eheleute nicht verstehen. „Das ist ein Aberglaube, daran glauben wir nicht“, sagt Gesine Bammert.

Die Zahnärztin

„Unsere Hausnummer war nie ein Thema“, sagt Zahnärztin Dietlinde Scott. Sie betreibt mit ihrem Mann zusammen seit 25 Jahren eine Zahnarztpraxis in der Vöhrenbacherstraße 13. „Wir sind gar nicht unglücklich“, sagt die Ärztin.

Bei der Auswahl der Praxisräume sei die Hausnummer kein Kriterium gewesen. Und auch von den Patienten sei sie nie auf diese angesprochen worden. „Wir fühlen uns hier sehr wohl und freuen uns über den Blick auf das Hubenloch und die Wueschthütte.“

Zahnärztin Dietlinde Scott
Zahnärztin Dietlinde Scott | Bild: Patricia Beyen

Der Brillenladen

„Wir sind vom Paradies in die Hausnummer 13 gezogen“, scherzt Sandra Ückert. Sie betreibt mit ihrem Mann den Brillenladen in der Vöhrenbacherstraße 13. Davor befand sich ihr Ladengeschäft in der Paradiesgasse.

Den Schritt hin zur vermeintlichen (Un)Glückszahl und zur größeren Ladenfläche haben sie jedoch nicht bereut. „Wir haben damit kein Pech gehabt“, sagt Ückert. „Im Gegenteil: wir sind ordentlich gewachsen.“

Sandra Ückert vom Brillenladen VS
Sandra Ückert vom Brillenladen VS | Bild: Patricia Beyen

Seit dem Jahr 2017 begrüßt das Ehepaar seine Kunden in der neuen Adresse. Die Hausnummer habe für die beiden jedenfalls keine Rolle gespielt. „Wir sind nicht abergläubig und ich glaube, vielen unserer Kunden ist gar nicht bewusst, dass der Brillenladen in der Hausnummer 13 ist. Die spielt einfach keine Rolle.“

Der Citymanager

Thomas Herr hilft Unternehmen dabei, in Villingen-Schwenningen die geeignete Ladenfläche zu finden. Mitunter befindet sich diese auch an der Hausnummer 13. War dies je ein Problem? „Bei einer Gewerbe- und Ladenansiedlung spielt die Hausnummer 13 keine Rolle“, so Herr. „Das habe ich noch nie gehört.“

Thomas Herr ist seit Sommer 2022 City-Manager in VS. Bild: Nathalie Göbel
Thomas Herr ist seit Sommer 2022 City-Manager in VS. Bild: Nathalie Göbel | Bild: Göbel, Nathalie

Der Immobilienmakler

Auch Stephanie und Maik Singler, die in VS und am Bodensee ein Immobilienbüro betreiben, hatten nie Probleme damit, Immobilien mit der Hausnummer 13 zu vermarkten. „Das ist mir noch nie untergekommen“, sagt Stepahnie Singler.

Ihr sei auch nicht bewusst, dass ein Kaufvertrag je nicht zustande gekommen wäre, weil die flache Hausnummer an der Türe stand. Ihr Mann fügt jedoch hinzu: „Es gibt Kunden, die möchten den Notartermin nicht an einem Freitag den 13. haben.“

Stephanie Singler von Singler Immobilien hatte bisher keine negativen Erfahrungen mit der Zahl 13. Die Zahl spiele beim Hauskauf keine ...
Stephanie Singler von Singler Immobilien hatte bisher keine negativen Erfahrungen mit der Zahl 13. Die Zahl spiele beim Hauskauf keine Rolle, so die Maklerin. | Bild: www.jenshagen.info

Der Hintergrund

Laut dem Hausnummerierungserlass des Innenministeriums aus dem Jahre 1974 ist die Vergabe von Hausnummern Angelegenheit der Gemeinden, schreibt Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadt.

Und tatsächlich: „Früher wurde auf Wunsch von Bürgerinnen und Bürgern auch stellenweise auf die Vergabe der Hausnummer 13 verzichtet“, so Falke weiter.

Mit Erfolg: „In der Regel, weil diese von den Antragsstellern als Unglückszahl wahrgenommen wurde. Dem Wunsch hat man damals noch entsprochen.“

Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadt VS bestätigt: in der Doppelstadt wurde zwischen 1980 und 2010 auch mal bewusst auf die ...
Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadt VS bestätigt: in der Doppelstadt wurde zwischen 1980 und 2010 auch mal bewusst auf die Hausnummer 13 verzichtet – auf Bitte der Bürger. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Ein Wunsch der Bürger

Seit etwa dem Jahr 2010 werde dies nicht mehr praktiziert. „Im Interesse der öffentlichen Ordnung“, so Falke, werde diese Hausnummer seitdem wieder vergeben.

„Die Wohngebiete Welvert und Strangen sind vor 2010 entwickelt worden und damals gab es in der Zeit zwischen 1980 und 2010 die Praxis, aufgrund verschiedener Anfragen aus der Bürgerschaft, dass die Hausnummer 13 nicht eingeteilt wird.“

Wie viele solcher Straßen es in VS gibt und welche dies seien, konnte die Stadt auf Anfrage jedoch nicht beantworten.