69 Unfälle, sieben leicht verletzte Personen, etwa 470.000 Euro Schaden – das bilanziert das Polizeipräsidium Konstanz am Freitagmorgen vom Donnerstag. Im Nachbarlandkreis Rottweil war die Lage nicht so dramatisch: Dort gab es 29 Unfälle, eine Person wurde leicht verletzt, der geschätzte Schaden liegt bei von 176.000 Euro.
Eigentlich keine Überraschung – oder doch?
Schnee im November – im Schwarzwald eigentlich keine Überraschung. Warum kam es beim ersten Wintereinbruch zu so vielen Unfällen? Die Polizei appelliert in ihrer Bilanz an alle Autofahrer, vorausschauend zu fahren, Sicherheitsabstände einzuhalten und natürlich an die Winterausrüstung zu denken.
Was eine Autowerkstätte sagt
Sind zu wenige Menschen mit Winterreifen unterwegs? Laufen in den Werkstätten die Telefone heiß? Anruf bei der Autowerkstatt Laufer in Hochemmingen bei Bad Dürrheim.
Montiert wird seit Ende September
Nein, die Telefone laufen nicht heiß, sagt Gudrun Laufer am Freitagmorgen. „Wir haben mit der Winterreifenmontage schon Ende September begonnen und montieren immer noch“, schildert sie.

Ein paar Nachzügler gebe es durchaus, die man auf Anfang Dezember vertrösten musste oder die man versuche, zwischendurch einzuschieben. „Ich würde aber sagen, dass 99 Prozent unserer Kunden mit Winterreifen unterwegs sind, sodass es bei uns Gott sei Dank relativ entspannt ist. Das hatten wir schon anders.“
Der Freitag startet entspannt
Auch auf den Straßen hat sich am Freitagmorgen die Lage wieder beruhigt. „Unsere aktuelle Einsatzliste sieht nach einem normalen Freitagmorgen aus“, sagt Patrick Zöller vom Polizeipräsidium Konstanz. „Wir merken eine deutliche Entspannung.“

Der erste Schnee bringt immer Probleme mit sich
Und warum hat es am Donnerstag so häufig gekracht? Grundsätzlich sei es so, dass der erste Wintereinbruch nie reibungslos verlaufe – schlicht aus dem Grund, dass sich die Autofahrer erst wieder an das veränderte Fahrgefühl auf winterlichen Straßen gewöhnen müssen.

Deshalb appelliert die Polizei auch besonders an alle Verkehrsteilnehmer, nicht zu schnell zu fahren und Sicherheitsabstände einzuhalten: „Im Vorkommnis sieht man, dass gestern oftmals gescheiterte Bremsversuche zu Auffahrunfällen geführt haben“, sagt Patrick Zöller.

VS-Winterdienst gleich im Einsatz
Der Winterdienst der Stadt sei bereits ab 16 Uhr – mit Einsetzen des Schneefalls – im Einsatz gewesen, sagt Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadt Villingen-Schwenningen. „Um die Straßen direkt zu bearbeiten“, so Falke. Da sich das große Schneetreiben besonders stark zum Feierabendverkehr hin eingestellt habe, sei für die Räumdienste selbst kein Durchkommen mehr gewesen und sie hingen selbst in den Schlangen fest. „Sobald sich das größere Verkehrsaufkommen gelegt hatte, konnten die Kollegen der Technischen Dienste bis 22 Uhr einwandfrei räumen“, sagt Falke weiter.
Am Freitag, 22. November, sei die Mannschaft in voller Belegung und mit allen Großräumfahrzeugen ab 2.30 Uhr im Einsatz gewesen.
Kein Einsatz für die Feuerwehr
Auch wenn auf den Straßen Verkehrschaos herrschte: Die Donaueschinger Feuerwehr hatte am Donnerstagabend keinen Einsatz: „Wir hatten um 7.30 Uhr in der Früh eine Alarmierung nach Aasen, dort gab es einen Unfall. Nach dem Schnee-Einbruch kamen jedoch keine Anrufe“, sagt Feuerwehr-Sprecher Philippe de Surmont.
Anlass hätte es jedoch ausreichend gegeben: Bei Wolterdingen blieb ein Sattelschlepper liegen und kam nicht mehr die Steige hinauf in Richtung Donaueschingen. Entlang der Neue-Wolterdinger-Straße steckten Autos im Graben fest. Anrufe bei der 112 blieben jedoch aus.

Bei der Feuerwehr sei man vorbereitet gewesen und habe auch mit dem Wintereinbruch gerechnet: „Wir haben unsere eigene Vorsorge getroffen. Die Gerätewarte haben entsprechend Schneeketten aufgezogen. Wir waren vorbereitet – wurden allerdings nicht alarmiert.“
Genau im Feierabendverkehr
Um 16 Uhr seien zwölf Mann rausgefahren, um zu räumen. „Die letzten Fahrer kamen dann gegen 22 Uhr wieder rein“, so Börnert. Die größten Probleme habe es auf den Straßen gegeben, weil „viele noch mit Sommerreifen unterwegs sind“. Wenn der Schnee dann auch zeitlich genau auf den Feierabendverkehr falle, dann werde es problematisch.
Auch die Technischen Dienste der Stadt Donaueschingen sind am Donnerstag auf den Schnee vorbereitet: „Der hat um 15.30 Uhr eingesetzt. Daraus wurde dann ein Dauer-Schneefall“, sagt Armin Börnert, Leiter der Technischen Dienste.
So wird schrittweise geräumt
Für Probleme sorgten auch die sinkenden Temperaturen: „Wir hatten am Freitagmorgen minus zwölfeinhalb Grad. Da wirkt das Salz nicht mehr, wie es sollte.“ Es müsse einwirken können.

Beim Schneeräumen gehen die Technischen Dienste nach einem Prioritätenplan vor: „Zuerst die Buslinien und die Hauptverkehrsadern“, sagt Börnert. Dann folgen die Hauptstraßen und stark frequentierte Bereiche in der Innenstadt.

Das sagt das Landratsamt
„Die Straßenmeistereien Hüfingen und Villingen waren gestern mit 30 Winterdienstfahrzeugen im Volleinsatz, nachdem das gestrige Schneeereignis bereits um die Mittagszeit angekündigt war“, sagt Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes Schwarzwald-Baar.
Wie sie erklärt, seien die Räum- und Streufahrzeuge vielerorts nicht mehr durchgekommen, da auf der Fahrbahn Laster und Autos mit Sommerreifen auf der Fahrbahn quer standen. „Deshalb konnten die Mitarbeiter der Straßenmeistereien die Straßen nicht mehr räumen. Für den Räumeinsatz eines Räumfahrzeugs ist eine Mindestbreite von fünf Metern notwendig“, so Frank weiter.
Lastwagen blockieren die Fahrbahn
Als Beispiel für die Lage schildert sie die Situation auf der B314 am Randen bei Blumberg. Dort sei der Verkehr für zirka drei Stunden zum Erliegen gekommen, weil Lastwagen, die bereits zum Stillstand gekommen waren, von nachfolgenden Fahrzeugen überholt wurden, die dann ein wenig später über die gesamte Fahrbahnbreite quer standen. „Deshalb kam der talwärts abfließende Verkehr ebenfalls zum Stillstand“, sagt Frank.

Drei Stunden dauert das Schneeräumen
In einer dreistündigen Aktion sei die Fahrbahn vom Randen her geräumt worden, bis die querstehenden Lastwagen aus der Fahrspur beseitigt waren. Nachdem die Fahrbahn bergwärts wieder befahrbar gewesen sei, habe man den talwärts fließenden Verkehr wieder freigeben können.
„Den Mitarbeitern der Straßenmeisterei Hüfingen und den zirka 30 Helfern, die selbst im Stau standen sowie den Polizeikräften, die dafür gesorgt haben, dass nicht noch weitere Fahrzeuge vom Randen talwärts einfuhren, ist es zu verdanken, dass der Verkehr nach zirka drei Stunden wieder fließen konnte“, sagt Heike Frank.
So entwickelte sich das Verkehrschaos in und um VS
Während die ersten dicken Schneeflocken auf dem Schwenninger Adventsmarkt für eine zauberhafte Winterstimmung sorgten, verursachten sie auf den Straßen am Donnerstagabend jede Menge Stress für die Fahrer. Auf sämtlichen Straßen in und um Villingen-Schwenningen ging ab etwa 16 Uhr gar nichts mehr.

Mühevoll selbst mit Winterreifen
Grund waren in vielen Fällen Autofahrer, die nur im Schneckentempo vorwärts schlichen. Einige waren mit Sommerreifen unterwegs. Aber auch mit Winterreifen ausgerüstete Autos hatten Mühe, auf den nach einiger Zeit spiegelglatt gefahrenen Straßen vorwärts zu kommen. Im Bereich der Schwenninger Steige talwärts staute sich der Verkehr mehrere Kilometer zurück bis in die Schwenninger Innenstadt.

Festhängende Laster als Hindernisse
Auf der Bundesstraße B33 Richtung St. Georgen bot sich kein besseres Bild. Ab Höhe Wüba-Abfahrt in Richtung Mönchweiler staute sich der Verkehr wiederum mehrere Kilometer bis zur Höhe Abfahrt Mönchweiler. Grund war ein steckengebliebener Lastwagen.
Aufgrund des Gegenverkehrs kamen die in Richtung Mönchweiler fahrenden Fahrzeuge nur mühsam an dem havarierten Lastwagen vorbei. Auf der weiteren Strecke Richtung St. Georgen hingen dann mehrere Lastwagen fest, die die leichte Steigung in Richtung Villingen nicht schafften. Einige Lastwagenfahrer parkten ihre Fahrzeuge deshalb im Bereich Schoren mitten auf der Bundesstraße.
Wie sehen die nächsten Tage aus?
Wettermeteorologe Jürgen Schmidt zeigte sich kaum überrascht von der Menge des Schnees, die am Donnerstag im Schwarzwald herunterfiel. „Schon am Anfang der Woche war klar, dass Richtung Ende der Woche Schneetief Renate den Schwarzwald erreicht.“
Die Tiefsttemperatur lag in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in Villingen bei Minus 6,9 Grad. Auch der Samstag wird noch ein kalter Tag, bevor es ab Sonntag wieder milder wird. „Morgen sollten die Menschen die Möglichkeit nutzen, um Ski zu fahren. Denn ab Sonntag soll es bereits wieder sieben Grad haben“, ergänzt Schmidt.