Wandern in der Wutachschlucht oder in ihren Nebenschluchten ist ein einmaliges Erlebnis: Schatten spendend zum einen und abenteuerlich in einer imposanten, wilden Natur. Gleichwohl dürfen die Gefahren und das Risiko nicht unterschätzt werden.
Daran erinnern Beispiele in der jüngsten Zeit, als die Bergwacht besonders gefordert war, Menschen zu helfen, die verunglückt sind. Anfang vergangener Woche gab es zwei nahezu zeitgleiche Rettungseinsätze in der Engeschlucht und in der Rötenbachschlucht.
Nach wie vor ist die Wutachschlucht der Klassiker, der jährlich rund 80.000 Wanderer anlockt, doch die kleine Engeschlucht macht der weitaus bekannteren Wutachschlucht allmählich Konkurrenz. 30.000 Wanderer wurden im vergangenen Jahr hier gezählt, obwohl sie oft sehr rutschig und feucht ist und deshalb als gefährlicher gilt.
Feuchte Wege in der Engeschlucht
Während die Rötenbachschlucht rettungstechnisch mit der Wutachschlucht gleichzusetzen ist, ist die Engeschlucht durch die engen, feuchten und oft mit Moos bedeckten Wege äußerst schwierig zu begehen, auch was die Rettung angeht.
„Wir haben immer zwei Möglichkeiten zu retten, zum einen mit der Gebirgstrage oder mittels Hubschrauber“, informiert Jacques Bono aus Mundelfingen, der seit drei Jahren bei der Bergrettung Wutach seinen ehrenamtlichen Dienst leistet.

Beides ist in der Engeschlucht problematisch. Die Gebirgstrage, eine Trage mit einem Rad, über die schmalen und feuchten Wege zu bringen, fordert die Retter, auch körperlich sehr. Eine Hubschrauberrettung ist durch die Enge und den zahlreichen Bewuchs, insbesondere im Totholzbereich, ebenfalls problematisch.
Auch könne man diese nicht mit dem Fahrzeug ansteuern. Man müsse die Schlucht deshalb mit dem schweren Rettungsrucksack mit bis zu 35 Kilogramm bis zur verunfallten Person laufen.
Jens Fischer, Vorsitzender des Löffinger Schwarzwaldvereins und selbst Rettungssanitäter, weist darauf hin, dass die Schluchtenwege neben der richtigen Ausrüstung auch Trittsicherheit voraussetzten. „In der sonntäglichen Wanderberatung in der Dreischluchtenhalle in Bachheim klären wir die Wanderer auf und stellen ihnen die auch die Schlechtwettervarianten vor“, so Fischer.
Denn gerade die Engeschlucht berge nicht wenige Risiken. Neben richtiger Ausrüstung – Wanderschuhe, keine Turnschuhe – erforderten die Schluchten Trittsicherheit, wie im Hochgebirge und eine besondere Aufmerksamkeit. Familien mit Kleinkindern sollten diese auf jeden Fall sichern und keineswegs alleine laufen lassen.
„Wir appellieren an die Vernunft und Selbstverantwortung der Wanderer“, so Jens Fischer. Die Werbung für die Schlucht führe zu mehr Wanderern, was die erhöhten Unfallzahlen erklären könnte.
Auch Kathrin Frenz, Pressereferentin der Landesgeschäftsstelle Bergwacht Schwarzwald, hat den Eindruck, die Unfallzahlen hätten sich erhöht. „Wir werden dies allerdings nach der Wandersaison genaustens ermitteln und dokumentieren.“
Sonnenschein außerhalb der Schlucht täuscht
Sehr oft werde einfach die Nässe in den Schluchten falsch eingeschätzt. „In den Schluchten ist es noch nass und feucht, auch wenn wir in Freiburg schon mehrere Tage Sonnenschein pur haben.“ Gerade dann oder bei „Super-Wetter“, wenn es viele Wanderer in die Schlucht ziehe, sei die Unfallgefahr größer, als bei reinem Regenwetter.
Oft seien es nur kleine Unaufmerksamkeiten, die dann zum Unfall führten, „also keine großen Fehler der Wanderer“. Oder auch technisch bedingte Unfälle, wenn Wege – wie jüngst in der Rötenbachschlucht – einfach wegbrechen, so Kathrin Frenz.
Situation wie in den Alpen
Bergretter Jacques Bono gibt zu bedenken, dass die Schluchten als „alpines Gelände“ einzustufen seien, vergleichbar mit 2500 Höhenmetern in den Alpen.
Dies erfordere 100-prozentige Aufmerksamkeit und man sollte nicht durch Selfies oder Handyaufnahmen – wie leider immer wieder geschieht, abgelenkt werden.