Mit der Schwarzwaldbahn von Villingen nach Konstanz zu fahren, das heißt Erlebnis pur. Oder, etwas platt zugespitzt, hier kann man das Leben in vollen Zügen genießen.
Die Krux mit großen Scheinen
Aber beginnen wir mit dem Kauf des Neun-Euro Tickets für den Monat August. Das gibt es am Fahrkartenautomaten. Aber herrjeh, als es zur Bezahlung geht, hat man nur einen 20 Euro Schein. Und der Automat verweigert allem, was den zehn Euro Schein übersteigt, die Annahme.
Ärgerlich ist das vor allem, wenn man zwei Neun-Euro Tickets käuflich erwerben will, weil man die nur nacheinander bekommt. Wechselgeld? Der Bahnschalter ist von reisefreudigen Kunden belagert, also geht man in den Zeitungskiosk. Die Bedienung dort ist verständlicherweise schon angesäuert, wechselt aber den Zwanziger in zwei Zehner.
Man verlässt den Kiosk mit schlechtem Gewissen, was überhaupt keinen guten Start in den Ausflug an den Bodensee verheißt. Blöde Bahn, denkt man sich. Allerdings ist auch das ungerecht. Das Neun-Euro Ticket ist eine politische Entscheidung gewesen und eine super Sache.
Blöde Politik?
Nein, auch keine gute Sache. Dafür ist der Zug, der nun kommt, ziemlich leer. Der startet nämlich, wie man als aufgeklärter Schwarzwälder weiß, nicht wie geplant in Karlsruhe, sondern in St. Georgen. Weil zwischen Hausach und St. Georgen die Gleise nicht gut sind.
Vielleicht wegen einer falschen Spurweite beim Einbau der neuen Gleise vor einem Jahr. Vielleicht auch, weil der Robert Gerwig damals vor 150 Jahren der viel bessere Ingenieur als die Heutigen war. Oder vielleicht auch, weil die sieben Zwerge beim Schürfen im Schwarzwaldgneis die Schienen verbogen haben. Keiner kann es bisher erklären.
Der Spaß beginnt
Das Gute daran ist, dass man, wenn man in Villingen zusteigt, selbst mit Fahrrad mühelos Platz für das Velo und sich selbst findet, auch wenn, wie heute, etwa 300 Menschen zum Bodensee wollen. Ganz vorn, direkt hinter dem Zugführer, steigt man ein. Es gibt Klappsitze und Platz für sechs Fahrräder.
In Donaueschingen jedoch steigen gefühlt mindestens 500 weitere Passagiere ein, plus eine Menge Fahrradfahrer. Jetzt wird es lustig. Denn plötzlich müssen alle aufs Klo. Das ist wie beim Familienausflug mit Kindern. Kaum ist man losgefahren schreit garantiert eines „Ich muss mal“.
Rätselraten im WC-Abteil
Das WC in unserem Abteil ist für Behinderte. Extrabreite Türe, die Verschlusstasten sind auf Rollstuhlfahrerhöhe angebracht, große lesbare Schilder auf normaler Augenhöhe geben genaue Anweisungen, wie man die automatische Tür schließt und verriegelt. Die meisten Klobenutzer jedoch stehen und gucken verdutzt um sich.

Vom Schaffner kommt die Lösung. Die WC-Nutzer sollten vielleicht einfach mal die Anweisung an der Wand lesen. Als er weg ist, ist auch dieser Rat weg. Die nächsten vom Harndrang getriebenen Menschen stehen wieder ratlos in der Klokabine.
Und so wird man über die Zugfahrt nach Konstanz hinweg zum Helfer beim menschlichsten aller Bedürfnisse. „Einfach mal das Schild lesen“, wiederholt man in der Stunde nach Konstanz gefühlt drei Dutzendmal. Welcome to Deutsche Bahn.