Wer derzeit die Erzieherin Claudia Laufer Zuhause besucht, der glaubt in einer kleinen, aber feinen Bäckerei zu sein. Auf dem Küchentisch, auf dem Bügelbrett, im Wohnzimmer überall stehen die leckersten Weihnachtsbrötle, die einen noch im Ofen, die anderen am Auskühlen und die Fertigen gerade in entsprechende Boxen verpackt.

In diesem Jahr „nur“ zehn Sorten

„Ich habe schon mächtig reduziert“, erklärt Claudia Laufer, die auch in diesem Jahr über zehn Sorten, manchmal in doppelter Ausführung wie Vanillekipferl, Hildabrötle oder Spritzgebäck, gebacken hat. Nicht etwa, dass sie selbst diese Köstlichkeiten liebt, nein alle diese Weihnachtsbrötle – es sind über zehn Kilogramm – verschenkt sie an die Familie und Freunde.

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Zwei Wochen Arbeiten stecken dahinter, bis die letzten Weihnachtsbrötle in die Dosen verpackt sind. „Es macht mir Spaß, andere zu beschenken und die Freude in ihren Augen zu sehen“, erklärt Claudia Laufer. Allerdings, gehe dieses Hobby auch ganz schön ins Geld, da Butter und viele andere notwendigen Zutaten doch preislich ganz schön nach oben gestiegen seien.

Denkwürdige Aktion vor 18 Jahren

Wenn die Löffinger Bäckerin mit Herz ihre Brötle backt, da erinnert sie sich gerne an die Weihnachtsbrötle-Aktion mit ihrer Mutter Julia vor 18 Jahren. Ihr Patenkind Fabian Kuster, Sohn ihrer Schwester Beate, studierte im Jahr 2006 Sportmanagement/Betriebswirtschaft in Schwäbisch Hall. Gefordert war für den sportbegeisterten Fan des SC Freiburg und des FC St. Pauli, ein Sportpraktikum. Er bewarb sich in Hamburg beim Verein am Millerntor und wurde gleich angenommen. Das halbjährliche Praktikum fiel in die Weihnachtszeit.

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Als der junge Schwarzwälder den norddeutschen Fußballer und Funktionären über die heimische Weihnachtstradition mit Weihnachtsbrötle vorschwärmte, staunten diese nicht schlecht und forderten ihn auf, nach den Feiertagen ein paar zum Probieren mitzubringen.

Mindestens zehn unterschiedliche Sorten müssen es für die Weihnachtsbäckerin Claudia Laufer schon sein.
Mindestens zehn unterschiedliche Sorten müssen es für die Weihnachtsbäckerin Claudia Laufer schon sein. | Bild: Silvia Bächle

Doch da hatte sich die Fußballer am Millerntor getäuscht. Fabian Kuster fragte bei seiner Gotti Claudia und bei Oma Julia nach, ob sie nicht extra für die St. Pauli Weihnachtsfeier Brötle backen könnten. „Natürlich wollten wir unserem Fabian helfen und sagten zu“, erinnert sich seine Tante.

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Aus den paar Probiererle wurden elf Kilogramm Weihnachtsgebäck, und zwar gleich 18 Sorten. Während am Morgen die Oma alle Zutaten herrichtet hatte und den Teig knetete, ging es für Claudia nach der Arbeit im Kindergarten in Neustadt, wo sie viele Jahre Leiterin war, direkt ins Stettholz, einem Weiler zwischen Rötenbach und Löffingen. Dort bearbeitete sie bis in die Nacht den Teig und backte Weihnachtsbrötle.

Kleine Kartons mit Luftpolster

Drei Wochen lang dauerte es, bis alles fertig war. Das Gebäck wurde in kleine Kartons verpackt, das Ganze mit Luftpolstern versehen und dann zur Post gebracht. „Ich staunte nicht schlecht, als da auf der Waage elf Kilogramm angezeigt wurden.“

Das Millerntor-Stadion in Hamburg-St. Pauli ist ein Fußballtempel voller Emotionen. Hier beim Heimspiel am 29. November gegen Holstein Kiel.
Das Millerntor-Stadion in Hamburg-St. Pauli ist ein Fußballtempel voller Emotionen. Hier beim Heimspiel am 29. November gegen Holstein Kiel. | Bild: Marcus Brandt/dpa

Wenige Tage später der Anruf des überglücklichen Patenkinds Fabian. Alle Brötle seien heil angekommen und nun werde er diese Weihnachtsüberraschung an die Fußballer, Trainer, Betreuer, Angestellte und das ganze Management an der gemeinsamen Weihnachtsfeier kredenzen.

Willkommene Seelentröster

St. Pauli war zwar in dieser Saison gerade in die 1. Bundesliga aufgestiegen, doch schon zum Jahresende zeichnete sich der Abstieg in die 2. Bundesliga ab. Da waren die süßen Köstlichkeiten aus dem Schwarzwald gerade das Richtige, um die Stimmung zu heben. „Die Weihnachtsbrötle gingen weg wie warme Semmeln und alle sind begeistert“, so Fabians Nachricht aus Hamburg.

Die Überraschung an die Löffinger Bäckerinnen folgte auf dem Fuß. Sie bekamen eine Einladung nach St. Pauli samt einem Fußballspiel am Millerntor mit persönlicher Betreuung. Zwar konnte die Oma nicht mitfahren, doch dafür fuhr Gotti Claudia mit den Fabians Eltern Sigfried und Beate nach Hamburg, um das Patenkind nach dem Praktikum abzuholen. „Wir wurden empfangen wie die Könige.“ Das Spiel gegen Wolfsburg schauten sich die Schwarzwälder aus der VIP-Lounge an, mit bester Aussicht aufs Spiel und exklusivem Service.

Moderner Kindergarten macht Staunen

Bei der anschließenden Führung gab es noch ein „Leckerle“ für die Erzieherin. „St. Pauli hat einen eigenen Kindergarten, den nicht nur die Kinder des Clubs besuchen, sondern auch Kinder aus dem Kiez.“ Der Kindergarten ist direkt ans Stadion angebaut, mit einem Balkon, einer eigenen Tribüne für den Nachwuchs. Ebenfalls neu war für die Erzieherin, dass schon damals Kleinkinder in den Kindergarten von St. Pauli aufgenommen wurden. „Der Kindergarten war top aus- und eingerichtet und vor allem sehr farbenfroh.“

Pantenkind spielt heute bei den Alten Herren

Das Patenkind Fabian, heute 38 Jahre jung, sozial engagiert und als „Feel-Good-Manager“ in Hamburg ist er seinem St. Pauli bis heute treu geblieben. Er spielt dort in der Altherrenmannschaft. Zu Weihnachten reist er wieder in den Schwarzwald, um dort bei seinen Eltern und seiner Patin Claudia Weihnachtsbrötle zu genießen.

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