
Reisebüro Hoffmann, Villingen: 400.000 Euro Umsatz entgangen
Was war? Nur Stornierungen und keine einzige Buchung hatte Sylvia Hoffmann vom gleichnamigen Reisebüro in der Färberstraße in Villingen Mitte Juni. Bereits die Thomas-Cook-Pleite im vergangenen Jahr hatte das Reisebüro 25.000 Euro gekostet.

Und jetzt? „Viele Kunden wollen ihr Geld, statt eines Gutscheins zurück, weil sie denken, dass wir ohnehin schließen. Aber das stimmt nicht, wir machen das Reisebüro nicht zu“, sagt Hoffmann. Vereinzelt habe sie derzeit Kunden für einen Flug oder eine Ferienwohnung. Die Stornokosten betragen mittlerweile schon mehr als 400.000 Euro. Hinzu kämen mindestens weitere 400.000 Euro an Verlust, die dem Reisebüro entgangen seien. Hoffmanns drei Mitarbeiter, eine ist in Mutterschutz, sind weiter in Kurzarbeit. Die Büroleiterin freut sich, dass alle mitziehen und verstehen, dass es derzeit nicht anders gehe. Die 63-Jährige selbst wird Ende August eine Reise unternehmen, um zu sehen, wie die Gegebenheiten am Flughafen, im Hotel und auf der Reise im Allgemeinen sind. Hoffmann würde sich wünschen, dass die Menschen ihre Reisen wieder im Reisebüro buchen. Die Preise seien in beiden Fällen die gleichen.
Hotels in Villingen und Schwenningen: Ungewissheit und Existenzängste
Hotel im Klosterring, Villingen
Was war? Silke Lutz betreibt das Hotel im Klosterring in Villingen. Kurz vor der Öffnung der Unterkunft für Privatreisende Ende Mai hatte sie eigenen Angaben zufolge etwa 15 bis 20 Übernachtungen pro Woche. Zur Pandemie war bereits zuvor ein Renovierungskredit hinzukommen, den sie auch abzahlen muss. Ihre Mitarbeiter waren in Kurzarbeit.

Und jetzt? „Die zwei festen Mitarbeiter und die beiden in Teilzeit sind noch immer in Kurzarbeit“, sagt Lutz. Ihre 450-Euro-Kräfte könne sie derzeit nicht beschäftigen. „Das tut mir wahnsinnig leid“, sagt die Hotelbesitzerin. Es gehe momentan aber nicht anders. Sie selbst arbeite „viel zu viel“, um Kosten zu sparen. Denn: „Es wird zwar von Monat zu Monat ein bisschen besser, es ist aber noch nicht genug.“ Im Juli hatte sie etwa die Hälfte der Betten im Vergleich zum Vorjahr belegt. Und selbst das war wegen der Renovierung und des Wetters nicht sehr gut. Bei ihrer Bank muss Lutz derzeit keine Raten zurückzahlen. Das helfe ihr enorm. Im Hotel selbst klappten die Hygieneregeln gut. Die Gäste hielten sich in der Regel an die Maskenpflicht, die im ganzen Haus gelte. Wie es weitergeht, weiß Lutz nicht: „Ich kann überhaupt nicht planen.“Reservierungen kämen meist sehr spontan, dazu komme die Unsicherheit, wie sich die Coronazahlen im Herbst entwickeln. Trotz allem sagt Lutz optimistisch: „Eins ist sicher, irgendwie schaffen wir das.“
Schlenkers Hotel und Restaurant Ochsen, Schwenningen
Was war? Yvonne Schlenker betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Dieter Schlenkers Hotel und Restaurant Ochsen in der Schwenninger Bürkstraße. Ende Mai lag die Belegung der 37 Zimmer bei nur zwölf Prozent. Schlenker hatte einen KFW-Kredit beantragt.

Und jetzt? „Die Belegung ist weiterhin schlecht“, sagt Schlenker. Auch im Juli lag die Quote bei zwölf Prozent. Normal sei für das Hotel, das eher bei Geschäftsreisenden genutzt wird, in diesem Monat eine Belegungsquote zwischen 40 und 50 Prozent. Das Restaurant ist laut der Hotelchefin seit drei Wochen wieder geöffnet, „aber nur freitags und samstags“. Es habe wenige Veranstaltungen oder Caterings gegeben. Unter der Woche lohne sich die Restaurant-Öffnung nicht. Die Tilgungen bei der Bank waren ausgesetzt, laufen aber seit dem vergangenen Monat wieder. Schlenker sagt: „Wir sparen, wo wir können. Wir haben Existenzangst.“
Zulassungsstelle des Kreises: Wartemarken statt Online-Anmeldung
Was war? Die Zulassungsstelle des Schwarzwald-Baar-Kreises hat mit Villingen und Donaueschingen zwei Standorte. Der in Donaueschingen war zu Beginn der Corona-Pandemie geschlossen worden. Zur Zulassungsstelle nach Villingen konnte man nur, wenn man sich zuvor online einen Termin ausgesucht hatte. Die Wartezeiten betrugen in der Höchstzeit gute drei Wochen.

Und jetzt? Seit dem 20. Juli können Kunden wieder ohne vorherige Terminvereinbarung online die Dienste der Zulassungsstelle nutzen. Seither steht laut Kreis ein Kontingent an Wartemarken zur Verfügung, das nach dem „Windhund-Prinzip“ aufgebraucht wird. Ein Zugang zur Zulassungsstelle sei nur mit einer Wartemarke möglich. Für die Zulassungsstelle in Villingen werden dies täglich 200 bis 250, für die Zulassungsstelle in Donaueschingen zirka 150 Zugangsberechtigungen sein. Kunden mit Wartemarken müssen sich auf längere Wartezeiten einstellen. Für Autohäuser sei die Zahl der Zulassungsvorgänge auf fünf pro Tag begrenzt.
Tafelläden im Kreis: Zwar 4 von 5 Standorten wieder geöffnet, aber...
Was war? Der Förderverein Mach mit betreibt fünf Tafelläden im Kreis. Die mussten am 17. März komplett geschlossen werden. Die Ansteckungsgefahr für die zumeist älteren Mitarbeiter war zu groß. Am 20. April waren die Läden in Villingen und Schwenningen, die in Donaueschingen, Triberg und St. Georgen blieben zu, wieder geöffnet worden.

Und jetzt? „Wir haben überall, außer in Donaueschingen, wieder auf“, sagt Silke Rothbauer von der Tafel. In Donau befinde sich die Tafel in einem Mehrgenerationenhaus, dort sei es nicht möglich. Der Einkauf bei der Tafel dauere prinzipiell länger als üblich, weil immer nur zwei Kunden gleichzeitig in den Laden dürften. Entsprechend wurden die Öffnungszeiten von verlängert – von 14.30 Uhr bis 18.30 Uhr, statt von 15 bis 17 Uhr. „Wir suchen außerdem noch immer nach Mitarbeitern“, sagt Rothbauer. Vor allem für die Standorte Villingen und Schwenningen gebe es zu wenig Kollegen. Für die zumeist älteren Mitarbeiter sei die Ansteckungsgefahr noch immer zu groß, sie können noch immer nicht helfen.
Uwe Smidt, Meister für Veranstaltungstechnik: Ohne zusätzlichen Job geht es kaum weiter
Was war? Uwe Smidt ist Meister für Veranstaltungstechnik und hat in Villingen ein kleines Unternehmen mit einem Mitarbeiter. Seit der Coronakrise brach für ihn die Auftragslage so gut wie zusammen. Einnahmen, etwa über den Verkauf von Equipment, hatte er dann nicht mehr. Die Soforthilfe vom Land hatte er erhalten.
Und jetzt? „Es passiert weiterhin einfach nichts“, sagt Smidt. Es gebe kaum Veranstaltungen. Er mache nur wenige Livestream, wie den am . August für das Patrozinium in der Münsterkirche. Gäbe es einen solchen Auftrag jede Woche, „könnte man sich damit arrangieren“. So aber sich muss Smidt aller Wahrscheinlichkeit nach nach einem weiteren Job umschauen. „Derzeit verbrenne ich jeden Monat Geld“, sagt er. Der Meister für Veranstaltungstechnik geht nicht davon aus, dass es im kommenden Jahr viel besser werden wird. Und selbst wenn er sich dafür entscheidet, die Firma dicht zu machen: „Das wäre gar nicht möglich. Niemand würde mein Equipment abkaufen.“
Seliger Licht- und Wassertechnik: Juli war erster starker Monat
Was war? Seliger Licht- und Wassertechnik aus dem Villinger Kuthmühleweg produziert schon seit vielen Jahren in China. Zu Beginn der Pandemie Anfang des Jahres erhielt das Unternehmen keine Ware aus Fernost. Auch die Verkäufe gingen zurück. Chef Roland Seliger meldete Kurzarbeit für seine Mitarbeiter an und verkaufte FFP2- und FFP3-Masken.

Und jetzt? „Am Anfang haben wir viele Masken verkauft, jetzt ist der Verkauf tot“, sagt Seliger. Von der Kurzarbeit musste er keinen Gebrauch machen. Seine Mitarbeiter arbeiteten voll. „Der Juli war von den Verkäufen her auch ok“, so der Firmenchef weiter. Weil sein Unternehmen in der Gartenbranche tätig ist, merke er, dass sich die Menschen in diesem Jahr eher um den Urlaub zu Hause kümmern und entsprechend die eigenen Grünanlagen auf Vordermann bringen. Der August allerdings könnte wieder schlechter ausfallen, weil viele Firmen länger in Urlaub seien, als üblich. Die Zusammenarbeit mit China laufe unterdessen wieder problemlos. Nur auf Reise nach Asien verzichtet Seliger noch komplett, weil man anschließend zwei Wochen in Quarantäne müsste.