Muss man sich um Besitz und Gesundheit sorgen, wenn man sich an oder in die Nähe des Tuttlinger Bahnhofs begibt? Zwei Vorfälle in diesem Monat könnten dieses Gefühl bestärken. Dabei ist nur einer bisher der Öffentlichkeit bekannt.
Am Dienstag, 6. August, verließ ein 82 Jahre alter Mann gegen 13 Uhr den Zug und suchte den Bahnsteig-Aufzug auf. Zusammen mit ihm stieg ein etwa 30 Jahre alter Mann ein, der den Senior packte und mit einem Knie gegen den Oberschenkel stieß. Das ging damals aus dem Bericht der Polizei hervor.
Aus einer verschlossenen Hosentasche des 82-Jährigen habe der Unbekannte dessen Geldbeutel genommen und sei davon gerannt, als sich die Fahrstuhtüren geöffnet hatten. Der Senior erlitt einen Schock und bekam seine Börse zurück. Die 180 Euro Bargeld hatte der Räuber behalten.
Nur sechs Tage später, am 12. August, ergab sich eine ganz ähnliche Situation. Wieder wurde ein Mann über 70 um seinen Besitz gebracht. Doch nicht im Bahnhof, sondern in der Nähe. Im Bereich des an der Bahnhofstraße gelegenen Restaurants „Zum Hexenstüble“.

Er sei hier in die Hocke gegangen und habe sich um eine Sandale gekümmert, in der ein Steinchen drückte. Plötzlich habe ihn ein junge Mann am Arm gepackt. „Ich dachte, der hilft mir“, erzählte der Mann im Nachhinein. Aus Schamgefühlt will er nicht mit Namen in die Zeitung. Sein Name ist der Redaktion bekannt.
Das Knie in den Rücken gedrückt
Stattdessen habe ihm der junge Kerl, den der ältere Mann zuvor mit zwei anderen Männern in der Nähe stehend gesehen hatte, sein Knie in den Rücken gedrückt und weiter den Arm gehalten. Schnell habe er von ihm abgelassen und sei in Richtung Bahnhof gelaufen.
Der ältere Mann rappelte sich auf und merkte, dass seine Armbanduhr fehlte: eine Automatikuhr, die erst kurz für etwas mehr als 100 Euro ersteigert hatte. Der Bestohlene zeigte den Diebstahl bei der Polizei an. Im Polizeibericht allerdings tauchte der Diebstahl nicht auf.
Er sei als Trickdiebstahl mit dem genannten Schadenswert ein eher geringfügiges Vorkommnis, werde von der Polizei bearbeitet, liege aber unterhalb der Schwelle der für den Polizeibericht als hinreichend bedeutsam taxierten Ereignisse, sagte Polizeisprecherin Katrin Rosenthal.
Jahresstatistik ist unauffällig
Aber wie gefährlich ist es dann am Tuttlinger Bahnhof? Die Jahresbilanzen legten nahe, dass der Tuttlinger Bahnhof nicht gefährlicher geworden sei, so Rosenthal. In der Tat ist 2023 mit 33 Straftaten das sicherste Jahr seit dem Corona-geprägten 2020 (29 Straftaten) und den stärker belasteten Jahren 2019 (42), 2021 (50) und 2022 (45). Jeweils hälftig handele es sich um Diebstähle (bevorzugt Fahrräder) und Körperverletzungen. Aktuelle Zahlen des Jahres 2024 dürfe sie nicht weiterleiten, so die Sprecherin. Die würden erst in der Jahres-Kriminalitätsbilanz veröffentlicht.
Für die Polizei sei der Bahnhof unbenommen der Zahlen ein Ort, der unter besonderer Beobachtung stehe. Als wesentliches ÖPNV-Transportmittel mit vielen sich dort aufhaltenden Menschen sei er ein Dreh- und Angelpunkt mit entsprechender Öffentlichkeitswirkung; aber auch ein Ort, an dem rund um die Uhr Fahrräder abgestellt und „im proportionalen Anteil“ entwendet werden.
Ob dieser Frequenz würden Bahnhof und Busbahnhof fortlaufend in die Streife des 24/7 Dienstes des Polizeireviers Tuttlingen eingebunden und angefahren.
Gleichwohl sei im Bahnhof aber grundsätzlich die Bundespolizei bei der Sicherung des Geländes sowie Bearbeitung aufkommender Delikte zuständig. Da die Polizei in aller Regel schneller vor Ort sei und in den Nebenanlagen außerhalb des Bahnhofes wiederum örtlich zuständig, arbeite sie regelmäßig mit der Bundespolizei zusammen.
Bundespolizei spricht von einzelnen Fällen
Von einem geringen Kriminalitätsaufkommen am Bahnhof Tuttlingen spricht Carolin Bartelt. Und schließt in diese Aussage auch die Bahnhöfe Villingen und Donaueschingen ein. Bartelt ist Sprecherin der Bundespolizeidirektion Stuttgart. Es gebe einzelne Fälle, die in der Summe keineswegs vergleichbar seien wie größere Bahnhöfe wie etwa Freiburg.
Was nähere Infos zum oben beschriebenen Übergriff im Aufzug anlangt, sagte die Sprecherin, dass es im Bahnhof Tuttlingen keine Videoüberwachung gebe.