Eine Woche, zwei Kontinente, 3000 Kilometer in sieben Etappen und das Ganze mit einem 54 PS starken Fiat Panda, das sind die Eckdaten für ein Abenteuer, zu dem Boris Pokupec und Sonja Keinhorst aus Brigach derzeit unterwegs sind. Sie nehmen als eines von rund 450 Teams am Panda Raid teil, einer Rallye speziell für die Kleinwagen des italienischen Autoherstellers. Am Freitag startet der Panda Raid im spanischen Madrid.

Als das Auto da war, begann die Arbeit

Die Vorbereitungen für die Teilnahme an der Rallye, bei der es nicht um Geschwindigkeit geht, sondern darum, möglichst exakt nach vorgegebenen Zeiten bestimmte Kontrollpunkte und das jeweilige Tagesziel zu erreichen, dauerten mehrere Monate. Wichtigste Voraussetzung, um am Panda Raid teilnehmen zu können, ist – ein Fiat Panda. Den besorgte sich Boris Pokupec über eine Internetplattform. Und damit begann die Arbeit. „Das Fahrzeug war, obwohl TÜV neu, in einem total maroden Zustand“, erinnert sich Boris Pokupec. Von außen ist dem Fahrzeug nicht anzusehen, dass es sich um ein völlig marodes Auto handelt.

Startklar. Boris Pokupec und Sonja Keinhorst wenige Stunden, bevor sie zum Pandaraid nach Spanien aufbrachen.
Startklar. Boris Pokupec und Sonja Keinhorst wenige Stunden, bevor sie zum Pandaraid nach Spanien aufbrachen. | Bild: Boris Pokupec

Durchgerostete Türschweller und frei liegende Verkabelung, so sah der Panda im Ur-Zustand aus.

Bild 2: Mit dem Panda 3000 Kilometer nach Marrakesch: Wie Boris Pokupec und Sonja Keinhorst einen italienischen Kleinwagen zu einem Rennflitzer umgebaut haben
Bild: Boris Pokupec

So musste das Auto, Baujahr 2003, zunächst praktisch komplett zerlegt und neu aufgebaut werden.

Zuhause wird das Fahrzeug erst einmal praktisch komplett zerlegt und von Grund auf neu aufgebaut.
Zuhause wird das Fahrzeug erst einmal praktisch komplett zerlegt und von Grund auf neu aufgebaut. | Bild: Boris Pokupec

Hierfür hat Boris Pokupec nicht nur viel Schweiß, sondern auch viel Schweißarbeiten investiert.

Bild 4: Mit dem Panda 3000 Kilometer nach Marrakesch: Wie Boris Pokupec und Sonja Keinhorst einen italienischen Kleinwagen zu einem Rennflitzer umgebaut haben
Bild: Boris Pokupec

Dazu mussten das Hinterachs-Differential neu aufgebaut, Sitze neu gepolstert und ein Unterbodenschutz montiert werden und vieles mehr.

Bild 5: Mit dem Panda 3000 Kilometer nach Marrakesch: Wie Boris Pokupec und Sonja Keinhorst einen italienischen Kleinwagen zu einem Rennflitzer umgebaut haben
Bild: Boris Pokupec
Bild 6: Mit dem Panda 3000 Kilometer nach Marrakesch: Wie Boris Pokupec und Sonja Keinhorst einen italienischen Kleinwagen zu einem Rennflitzer umgebaut haben
Bild: Boris Pokupec
Der Unterbodenschutz ist notwendig, damit auf den raubeinigen Pisten die Ölwanne oder Fahrwerk nicht beschädigt werden.
Der Unterbodenschutz ist notwendig, damit auf den raubeinigen Pisten die Ölwanne oder Fahrwerk nicht beschädigt werden. | Bild: Boris Pokupec

Auch Innenraum komplett neu aufbereitet

Der entkernte Innenraum des Fiat Panda.
Der entkernte Innenraum des Fiat Panda. | Bild: Boris Pokupec

Das meiste hat Boris Pokupec, zusammen mit seiner Kollgin Sonja Keinhorst in tage- beziehungsweise nächtelanger Arbeit alleine gemacht, für besondere technische Arbeiten hatte er fachmännische Unterstützung. „Auch die Firma Fiat hat mich toll unterstützt“, so Pokupec, der beruflich nichts mit Autos zu tun hat.

Monatelange Arbeit an der Karosserie sind notwendig, um den Fiat Panda rallyetauglich zu machen. Im Bild Sonja Keinhorst bei ...
Monatelange Arbeit an der Karosserie sind notwendig, um den Fiat Panda rallyetauglich zu machen. Im Bild Sonja Keinhorst bei Schleifarbeiten. | Bild: Boris Pokupec

Eines der beiden Reserveräder wurde im Motorraum untergebracht.

Bild 10: Mit dem Panda 3000 Kilometer nach Marrakesch: Wie Boris Pokupec und Sonja Keinhorst einen italienischen Kleinwagen zu einem Rennflitzer umgebaut haben
Bild: Boris Pokupec

Da der selbständige Küchenbauer darauf spezialisiert ist, Platz optimal auszunutzen, hat er den Kleinwagen so umgebaut, dass jeder Zentimeter optimal genutzt wird. Dank einer von ihm entworfenen Konstruktion, ein maßgefertigter Lattenrost samt Matratze, der mit wenigen Handgriffen montiert ist und über den gesamte Innenraum gelegt wird, können er und Sonja Keinhorst sogar im Panda übernachten. „Das ist wohl der kleinste Camper überhaupt“, sagt Pokupec und lacht. Gegen die Nachtkälte wurde eine Standheizung eingebaut. Hierfür musste sogar ein zusätzlicher Dieseltank in das kleine Fahrzeug installiert werden. Somit dürfte das Team aus dem Schwarzwald sicher die komfortabelste Unterkunft während der einwöchigen Rallye haben. Der Großteil der Teilnehmer übernachtet in Zelten. „Für den Notfall haben wir aber auch ein kleines Zelt dabei, falls das Fahrzeug mal über Nacht repariert werden muss“, sagt Sonja Keinhorst.

Mit wenigen Handgriffen und einer Spezialkonstruktion lässt sich der Innenraum des Panda zum Schlafraum umfunktionieren.
Mit wenigen Handgriffen und einer Spezialkonstruktion lässt sich der Innenraum des Panda zum Schlafraum umfunktionieren. | Bild: Roland Sprich

Was ist die Motivation von Boris Pokupec und Sonja Kleinhorst, am Panda Raid teilzunehmen? „Der Reiz liegt darin, mal richtig weg zu kommen und Landschaften fernab von Touristenzentren zu erleben, die man als Tourist so nicht sehen würde“, sagt Sonja Keinhorst. Und Boris Pokupec ergänzt. „Raus aus der Komfortzone und die eigenen Grenzen kennen lernen.“ Das Ausloten und auch Überschreiten der eigenen Grenzen hilft Pokupec, wie er selbst sagt, auch im Alltag. „Ich gehe Dinge viel gelassener an und wundere mich häufig, über was sich Menschen alles aufregen können.“

Panda Raid ist nicht das erste Abenteuer des Duos

Die Teilnahme am Panda Raid ist nicht das erste Abenteuer des Duos, die Arbeits- und Sportkollegen sind. Immer wieder schalten sie in den Abenteuermodus und haben beispielsweise schon den höchsten Berg Deutschlands, die Zugspitze zu Fuß erklommen. An einem Tag hinauf und wieder hinunter. Auch sonst sind sie gerne in der Natur unterwegs. Steht die Naturverbundenheit nicht im Widerspruch zu der Motorveranstaltung, bei der hunderte Fahrzeuge tausende Kilometer zum Vergnügen durch die Landschaft fahren? „Das Gute an der Rallye ist, dass ein Teil des Startgeldes für Umweltprojekte in dem jeweiligen Land zu Gute kommt“, sehen die Rallyeteilnehmer die Sache entspannt.

Die Fahrer stellen das Auto vor Video: Sprich, Roland

Die Teilnahme an der Rallye wird von Mensch und Maschine einiges abverlangen. Gefahren wird nach Bordbuch, in dem der Streckenverlauf tabellarisch mit allen notwendigen Informationen zum jeweiligen Streckenabschnitt angegeben ist und mit Kompass. Den Weg müssen die Teilnehmer dabei selbst finden, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, auf dem der Großteil der Rallye stattfindet, gibt es keine Straßen. „Nur Sand und Piste“, beschreibt Pokupec die Strecke. Und er hofft, dass das raue Gelände und der Staub dem Fahrzeug nicht zu sehr zusetzen. „Ersatzstoßdämpfer sind an Bord“, verrät er. Den Tipp hat der Rallyeteilnehmer vom Sieger des Vorjahres, den Pokupec zufällig kennt.

Jeden Tag 200 bis 300 Kilometer unterwegs

Am Rosenmontag ist das Team Pokupec/Keinhorst mit dem auffällig beklebten Fiat Panda nach Madrid gestartet. Dort findet am Freitag, 8. März, der Start zum 3000 Kilometer langen Panda Raid statt. Die erste, 540 Kilometer lange Etappe führt nach Almeria, wo die Teilnehmer mit der Fähre auf den afrikanischen Kontinent übersetzen. Von dort geht es jeden Tag auf zwischen 200 und 300 Kilometer lange Etappen, bis am 16. März das Ziel Marrakesch in Marokko erreicht wird.

So sieht der Rallyepanda fertig aus. Jetzt ist auch die auffällige Beklebung angebracht.
So sieht der Rallyepanda fertig aus. Jetzt ist auch die auffällige Beklebung angebracht. | Bild: Boris Pokupec

Auf die Platzierung kommt es Boris Pokupec und Sonja Keinhorst nach eigener Aussage gar nicht mal an. „Hauptsache, wir und der Panda halten bis zum Ende durch.“ Auf der Seite www.pandaraid.com kann der Verlauf der Rallye mitverfolgt werden. Dort gibt es auch aktuelle Fotos. Das Team aus dem Schwarzwald trägt die Startnummer 10.