Nächster Halt: heimatlos – das trifft momentan auf das US-Railway-Team der Gartenbahnfreunde Brigachtal zu. Die Modelleisenbahner, die ihre große Anlage Spur G bislang im Forum am Bahnhof im ehemaligen Staiger-Gebäude aufgebaut haben, ziehen aus. Damit verliert das Museum eine weitere Attraktion. Denn die Gartenbahnfreunde sind nicht die ersten, die dem Technikmuseum in den vergangenen Monaten den Rücken gekehrt haben. Hans-Jürgen Götz, Sprecher der Interessengemeinschaft Gartenbahnfreunde Brigachtal, erläutert die Hintergründe.

Auch die viel bestaunte Modellbahnanlage Spurgröße H0, die die Modellbahncrew detailreich aufbaute, ist mittlerweile aus den Räumen im ...
Auch die viel bestaunte Modellbahnanlage Spurgröße H0, die die Modellbahncrew detailreich aufbaute, ist mittlerweile aus den Räumen im Technikmuseum verschwunden. Bilder: Roland Sprich | Bild: Sprich, Roland

Statt als Modellbahnfans Züge über die Gleise und durch amerikanische Landschaften rattern lassen, verpacken die Enthusiasten derzeit Lokomotiven, Waggons und hunderte Meter Gleise in Kartons. „Wegen Uneinigkeit bei Vertragsmodalitäten“, wie es Hans-Jürgen Götz knapp beschreibt, wird die 330 Quadratmeter große Anlage derzeit abgebaut. Ebenso wie Häuser, Figuren und sonstiges Zubehör, was das US-Railway-Team in den vergangenen Jahren in liebe- und mühevoller Arbeit zu einer stattlichen Modellbahnanlage heranwachsen ließ. Wie der SÜDKURIER erfuhr, brodelte es schon eine ganze Weile zwischen dem Vermieter Jörg Wisser, Vorsitzender des Technikmuseums, und den Modelleisenbahnern.

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Dabei begann alles mit einem glücklichen Zufall. Hans-Jürgen Götz erinnert sich. „2015 fragte der damalige Kurator des Technikmuseums, Heinz Stutz, bei uns an, ob wir mit unserer US-Gartenbahn nicht ins Technikmuseum einziehen wollen. Das sollte das Angebot des damals noch recht jungen Museums bereichern.“ Für die Gartenbahnfreunde, die bis dato ihre Anlage immer nur temporär aufbauen konnten, ein glücklicher Zufall. Zumal die Modelleisenbahner auch keinerlei Kosten tragen mussten. In einem hinteren Raum des großen Technikmuseums bauten sie ihr eigenes Refugium auf. Schon bald war die Anlage „die größte Spur-G-US-Innenanlage Süddeutschlands„, wie Hans-Jürgen Götz nicht ohne Stolz sagt. Auf 330 Quadratmetern fuhren die Züge auf über 500 Metern verlegten Gleisen.

Oliver Jöst ist selbst Modellbahner und extra aus Cuxhaven angereist, um seinen Freunden aus dem Schwarzwald beim Packen zu helfen.
Oliver Jöst ist selbst Modellbahner und extra aus Cuxhaven angereist, um seinen Freunden aus dem Schwarzwald beim Packen zu helfen. | Bild: Sprich, Roland

Quasi als Gegenleistung für die kostenlose Nutzung eines kleinen Teils der riesigen Museumsfläche engagierten sich die rund zehn Helfer des US-Railway-Teams und unterstützten den Verein „Forum am Bahnhof“ beispielsweise beim jährlichen Museumsfest. Der Unmut begann laut Götz, als der Eigentümer des Gebäudes irgendwann eine Aufwandsentschädigung für verbrauchte Energiekosten haben wollte. „Das war nicht das Problem“, sagte Götz. Jedoch sei man sich nicht über die genauen Modalitäten einig geworden. Als der Vermieter mit immer neuen Forderungen gekommen sei, die aus Sicht der Gartenbahnfreunde haltlos und völlig aus der Luft gegriffen schienen, haben die Gartenbaufreunde jetzt reagiert und die Reißleine gezogen.

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Der Eigentümer des Gebäudes und Geschäftsführer des Technikmuseums, Jörg Wisser, äußert sich nicht zu den Darstellungen der Gartenbahnfreunde. Auf eine Anfrage der Redaktion teilt Susanne Wisser schriftlich lediglich mit, dass „der Vorstand beschloss, in der nächsten Hauptversammlung eine Erklärung abzugeben.“

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Wie der SÜDKURIER recherchierte, sind die Gartenbaufreunde Brigachtal nicht die ersten Mieter, die aus dem Forum am Bahnhof ausgezogen sind. Bereits Ende vergangenen Jahres ist die Modelleisenbahn-Crew, die im ersten Stock ihre detailreichen Spur N und H0-Anlagen aufgebaut hatten, ausgezogen. Offenbar aus den gleichen Gründen. „Wegen Differenzen“, wie der ehemalige Leiter der Eisenbahn-Crew, Heinz Herrmann, sagt. Erst im Herbst 2018 hatten sie mit viel Aufwand eine 35 Quadratmeter große Modellbahnanlage Spur H0 in das Museum integriert. Davon ist nichts mehr übrig. „Wir haben die Anlagen auf Null zerlegt und versuchen nun, das Material loszuwerden.“ Teilweise werde es verschenkt. Heinz Herrmann verhehlt nicht, dass es anfangs „eine große Enttäuschung“ bei den Mitglieder gegeben habe. „Inzwischen haben wir es verwunden“, sagt Herrmann, der sich künftig seinen weiteren Hobbys, dem Modellfahrzeug- und dem Zirkusmodellbau widmen wird.