Der Gemeinderat ist der Souverän. Deswegen wäre es vermessen, die Abstimmung über die Stolpersteine als Formalie zu betrachten. Das ist sie nicht, und bis Januar kann noch viel geschehen. Doch ein großer Schritt ist getan, dass die Stadt nun endlich in einer würdigen Weise an die deportierten und ermordeten Bürger erinnern kann. Erstmals kristallisiert sich eine ausreichende Mehrheit heraus. Möglich wurde dies, weil das Gremium nach der Wahl nun um einiges jünger ist. Über die Parteigrenzen hinweg fanden sich Befürworter, für die diese Form der Erinnerung nichts Ehrenrühriges an sich hat. Ja, man kann diesen in den Boden eingelassenen Messingtafeln eine gewisse Unaufdringlichkeit nicht absprechen. Wer sie nicht beachten will, geht daran vorbei, doch wer gedenken möchte, hält einen Moment inne und legt vielleicht eine Rose ab.

Gerade für Kinder und Jugendliche sind diese Form der Mahntafeln mehr wert, als viele Schulstunden. Ein Stolperstein führt vor Augen, dass hier, ganz konkret, Menschen lebten, die Villingen als Heimat verstanden hatten, und die dennoch von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. Über dieses Warum lohnt es sich auch heute noch nachzudenken, einen kurzen Moment nur, um unser Handeln neu zu bewerten und auszurichten. Schon deswegen sind die Stolpersteine besser als ein großes Mahnmal, das einem buchstäblich erdrücken kann. Gedenken kann nicht erzwungen werden – so, in dieser Form – ist sie für uns ein dezentes und doch eindringliches Angebot.