In der Nacht auf den 8. November wurde in Schwenningen vor dem Rathaus eine dort an einem Fahnenmasten aufgehängte Israel-Flagge heruntergerissen. Und der David-Stern auf dem Gedenkstein am Villinger Bahnhof, der an die von Villingen ins südfranzösische Konzentrationslager Gurs deportierten Juden erinnert, wurde bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert.

Auch der Davidstern auf dem Gedenkstein am Bahnhofsvorplatz in Villingen wurde vergangene Woche stark beschädigt. Diese Archivbild zeigt ...
Auch der Davidstern auf dem Gedenkstein am Bahnhofsvorplatz in Villingen wurde vergangene Woche stark beschädigt. Diese Archivbild zeigt den noch unbeschädigten Gedenkstein. | Bild: Hahne, Jochen

Der Krieg zwischen der Hamas und Israel schlägt sich zunehmend in offensichtlich politisch motivierten Attacken auf jüdische und israelsche Symbole nieder. Am Montag, 14. November, meldete die Polizei eine massive Sachbeschädigung an der Villinger „Schneckenbrücke“ beim Bahnhof. Unbekannte sprühten mehrere antisemitische Schriftzüge auf die Brücke und verursachten laut Polizei Schaden von mehreren tausend Euro.

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Und dann auch noch das: Am Freitagabend, 10. November, wurde in der Dunkelheit eine weitere Israel-Fahne, die von der Stadt mit anderen Fahnen vor dem Villinger Rathaus gehisst worden war, von Unbekannten gestohlen. Die Ankündigung der Stadt, die Fahnen verstärkt durch den Kommunalen Ordnungsdienst sichern zu lassen, hat augenscheinlich wenig gefruchtet.

Drei Jugendliche gesehen

Wie die Polizei auf Nachfrage bestätigte, hat sich der Diebstahl am Freitag gegen 20 Uhr auf dem Münsterplatz ereignet. Ein Zeuge hatte die Polizei informiert, dass er drei Personen – vermutlich Jugendliche oder Heranwachsende – beobachtet habe, die den Fahnenmasten mit der Israelflagge umgelegt hätten, die Fahne entwendet und mit der Flagge in Richtung Innenstadt davongerannt seien. Allerdings, so die Polizei, erreichte dieser Hinweis die Ordnungshüter erst zwei Stunden nach der Tat. Eingeschritten ist der Zeuge offenkundig nicht.

Polizei meldet Fahnen-Diebstahl nicht

Die Polizei habe den Vorgang bislang nicht der Öffentlichkeit berichtet. Am Wochenende hätten sich sehr viele Vorkommnisse aller Art ereignet, sagte der Polizeisprecher, sodass die Pressestelle sich veranlasst sah, zu selektieren. Kleinere Delikte habe man daher nicht veröffentlicht. Außerdem wolle man die mutmaßlich politisch motivierten Aktionen „nicht zu hoch hängen“ und damit erst Aufmerksamkeit bescheren.

Auch die Stadtverwaltung hat den zweiten Diebstahl einer Israel-Fahne über ihre Pressestelle nicht kommuniziert. Gestern haben Mitarbeiter der Stadt eine neue Israel-Fahne stillschweigend vor dem Rathaus hochgezogen.

Seit vergangener Woche wehen (von links) die Stadtfahne, die Israelfahne und die Fahne Mayors for peace (Bürgermeister für den Frieden) ...
Seit vergangener Woche wehen (von links) die Stadtfahne, die Israelfahne und die Fahne Mayors for peace (Bürgermeister für den Frieden) vor den VS-Rathäusern. | Bild: Falke, Madlen

Auf SÜDKURIER-Anfrage teilte die Pressestelle der Stadt am Dienstag Folgendes dazu mit: Wie bereits bei der gestohlenen Flagge in Schwenningen „hat die Stadt Anzeige erstattet“. Außerdem sei der Kommunalen Ordnungsdienst im Einsatz, „der die Plätze vor den Rathäusern verstärkt bestreift und im Auge behält“, teilte Pressesprecher Christian Thiel mit.

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Stadt: Fahnen werden immer wieder ersetzt

Der Fahnenmast samt Israel-Flagge sei am Montag wieder aufgerichtet worden, nun wehen sowohl in Schwenningen wie auch in Villingen die Israel-Flaggen wieder. „Sollten auch diese Flaggen wieder gestohlen oder zerstört werden, werden sie immer wieder durch neue ersetzt“, erklärte der Sprecher der Verwaltung.

Das sagt der Oberbürgermeister

Und Oberbürgermeister Jürgen Roth wird mit den Worten zitiert: „Vandalismus ist eine Straftat und wir verfolgen diese vehement. Insbesondere, wenn wir antisemitische Gründe dahinter vermuten müssen.“

Die Israel-Fahnen sollen noch bis zum 19. November, dem Volkstrauertag, vor den Rathäusern gehisst bleiben. Der seit 1952 begangene Gedenktag erinnert an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

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