Auge in Auge mit einem Rottweiler-Hund: Das Tier fletscht die Zähne, bellt eine Achtjährige an und verfolgt sie. Dieses Erlebnis soll ein Mädchen vergangenen Freitag auf dem Weg in die Villinger Warenbergschule gemacht haben.

Der neunjährige Bruder habe sich vor seine Schwester gestellt und wollte sie beschützen. Die herbeigeilte Hundehalterin habe ihn dafür noch getadelt. Er solle nicht so schreien, er mache den Hund ja ganz verrückt. Dieser Vorfall brachte für Yvonne Hauser das Fass zum Überlaufen. Sie und weitere Eltern fordern für den Bereich Warenberg eine Leinenpflicht und die Stadt zum Handeln auf.

Die Zeichnung, mit der das Mädchen den Vorfall zu verarbeiten versucht, zeigt, wie verstört sie war.
Die Zeichnung, mit der das Mädchen den Vorfall zu verarbeiten versucht, zeigt, wie verstört sie war. | Bild: Hauser, Yvonne

Dabei ist Hauser nicht allein. Auch andere Eltern kritisieren laut ihr immer wieder, dass Kinder durch Tiere belästigt werden. Einen Angriff mit physischen Verletztungen habe es zwar ihres Wissens noch nicht gegeben. Aber „soweit muss es ja nicht kommen“. Das Argument der betroffenen Mütter und Väter ist vor allem eines: Bei dem Weg handele es sich um eine von insgesamt drei „Kiss and Go“-Zonen der Warenbergschule. Dabei handelt es sich um sichere Schulwege.

Der Weg am Bildrand rechts oben führt vom Warenbachtal zur Schule. Er gilt als gesicherter Schulweg und auf ihm soll nach Wunsch von ...
Der Weg am Bildrand rechts oben führt vom Warenbachtal zur Schule. Er gilt als gesicherter Schulweg und auf ihm soll nach Wunsch von Eltern eine Leinenpflicht gelten. Unser Bild stammt von August 2019. | Bild: Hans-Jürgen Götz

In diesem Fall, am Endpunkt der Laiblestraße bei der Kleingartenanlage, können Eltern ihre Kinder absetzen, ihnen einen Abschiedskuss geben und sie auf den Schulweg schicken. Das wird von der Schule sogar explizit gewünscht, da so das Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl der Kinder gestärkt werde. Zudem soll vermieden werden, dass Elterntaxis bis direkt vor die Schule fahren.

Tochter in Panik

Doch wenn es sich hier um einen sicheren Schulweg handeln solle, müsse auf den rund 400 Metern soweit möglich auch für Sicherheit gesorgt werden, findet Yvonne Hauser. An diesem Freitag war es jedenfalls nicht der Fall: Ihre beiden Kinder seien wie immer um 7.30 Uhr zur Schule gelaufen. Dann sei es zu dem Vorfall mit dem Rottweiler gekommen. „Die Tochter hatte total Angst und weinte“, berichtet sie. Schlussendlich seien die Kinder übers Feld zur Schule geflüchtet und hätten zuhause angerufen.

Stadt prüft drei Möglichkeiten

Grundsätzlich bestätigt Madlen Falke, Sprecherin der Stadt den Vorfall. Es sei zu einer Situation gekommen, bei dem sich ein Kind bedroht gefühlt habe. Derzeit prüft die Stadtverwaltung, wie sie vorgehen könne. Aus ihrer Sicht handele es sich aber um einen Einzelfall.

In diesem Bereich herrsche tatsächlich keine Leinenpflicht, aber natürlich müssten Hundehalter ihre Tiere jederzeit kontrollieren können, betont die Sprecherin. Es dürfe nicht sein, dass solch ein Tier auf Kinder zusteuere und sie ängstige. Daher werde nun bewertet, ob ein Fehlverhalten der Frau vorliege. Dann könne ein Bußgeld verhängt oder eine Leinenpflicht nur für diesen Hund erlassen werden.

Als zweite Möglichkeit zieht das Bürgeramt in Betracht, in diesem Gebiet Schilder aufzustellen, um Hundehalter zu erinnern, die Tiere an die Leine zu nehmen. Diese Maßnahme sei aber rechtlich nicht bindend, räumt Falke ein.

Das schärfste Schwert ist tatsächlich, entlang des Weges eine Leinenpflicht einzuführen. Dafür müsse aber die Polizeiverordnung geändert werden, wozu der Gemeinderat aber zustimmen müsste. In solch einem Fall würde der Weg zur Warenbergschule als Ausnahme aufgeführt werden, auf dem auch außerhalb der bebauten Flächen eine Leinenpflicht gelte. Dabei berücksichtige das Bürgeramt bei der Bewertung, dass es sich hier um eine „Sondersituation“, also einen sicheren Schulweg, handele.

Der Forderung nach Leinenpflicht will auch eine Elterninitiative Nachdruck verleihen. Es sei eben kein Einzelfall, betont Hauser. Immer wieder komme es zu solchen Aufeinandertreffen von Kindern und freilaufenden Hunden, berichtet sie. Dann werde zwar oft auch abgewiegelt: Das Tier sei doch freundlich und harmlos oder es wolle nur spielen. Selbst wenn es stimmen würde: Woher sollen Kinder das wissen, fragt sich Hauser.