Die Vision der Schwenninger Helios-Arena als erster CO2-freier Eissportanlage Deutschlands präsentierten Oberbürgermeister Jürgen Roth mit Stadtwerke- und Kunsteisbahn-Geschäftsführer Gregor Gülpen am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Wie soll das gehen und warum kommt dieser Vorschlag jetzt?

Bei der Pressekonferenz wurde deutlich: Bei diesem Vorschlag geht es den Verantwortlichen darum, kurzfristige Einsparungen, insbesondere die Schließung von Eisflächen, bei der größten und beliebtesten Sportanlage in Villingen-Schwenningen abzuwehren.

Kritik wird laut

Erste Kritik an den immensen Kosten des Schwenninger Eispalasts sind aus der Bürgerschaft bereits laut geworden. Der Ärger kommt nicht von ungefähr: Denn die Schwenninger Kunsteisbahn ist der größte Energieverbraucher in Regie der Stadt.

Die Energiekosten für Strom und Gas sind, wie der SÜDKURIER kürzlich enthüllte, innerhalb eines Jahres von 450.000 auf 1,6 Millionen Euro im Jahr angestiegen. Ein Teil dieser Mehrkosten dürfte auf die Steuerzahler zukommen, die die Anlage schon bisher jährlich mit Betriebskosten von etwa einer Million Euro alimentieren.

Geschäftsführer Gregor Gülpen zu Einsparmaßnahmen bei der Schwenninger Eissportanlage: „Die Herausforderung ist der Spagat ...
Geschäftsführer Gregor Gülpen zu Einsparmaßnahmen bei der Schwenninger Eissportanlage: „Die Herausforderung ist der Spagat zwischen wirtschaftlichem Handeln und gesellschaftlicher Verantwortung.“ | Bild: Zweckverband Gasfernversorgung Baar

Doch die Verantwortlichen der Stadt scheuen offenkundig vor einem Konflikt mit der Eishockeylobby – und damit vor massiven Einsparungen bei der Eissportanlage zurück. Kunsteisbahn-Geschäftsführer Gregor Gülpen war es vorbehalten, die Nachteile einer Schließungen von Eisflächen vorzutragen.

Eishockey wichtig fürs Image

Auch Oberbürgermeister Jürgen Roth positionierte sich ausführlich. Er wies auf die Bedeutung des Erstliga-Spitzensports in Schwenningen für das Image der Doppelstadt hin. Die vorübergehende Schließung von Eisflächen hätte zudem für die Nachwuchsarbeit der eissporttreibenden Vereine negative Folgen.

Die Talente seien dann weg. Besser sei es, jetzt einige kurzfristige technische Maßnahmen zum Energiesparen zu ergreifen und die Arena mittelfristig zum Energiekraftwerk auszubauen, das Wärme in ein öffentliches Versorgungsnetz liefern wird.

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Geschäftsführer Gregor Gülpen präsentierte die Details dieser Marschroute. Er wies darauf hin, dass es nicht nur um Einsparungen gehe, sondern auch um das Lebensgefühl in Villingen-Schwenningen.

Die Aufrechterhaltung der Sportanlage zwei zwar „ein monetärer Kraftakt“, stärke aber die Vereine und bringe der Stadt ein positives Image und Lebensqualität. „Die Herausforderung ist der Spagat zwischen wirtschaftlichem Handeln und gesellschaftlicher Verantwortung“, erklärte Gülpen.

Höhere Gebühren für die Nutzer vorgeschlagen

Für die Nutzer der Eisflächen brachte er höhere Gebühren ins Spiel, um zumindest einen Teil der steigenden Energiekosten aufzufangen. Eine komplette Schließung aller Eisflächen sei ohnehin nicht möglich, da die städtische Kunsteisbahn GmbH ihre vertragliche Pflichten mit dem Profiverein Wild Wings in der Helios-Arena einhalten müsse.

In der Eishalle 2 wird nicht nur trainiert wie hier im Januar 2020. Es gibt auch öffentliches Eislaufen für jedermann.
In der Eishalle 2 wird nicht nur trainiert wie hier im Januar 2020. Es gibt auch öffentliches Eislaufen für jedermann. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Anders die Halle 2. Mit einer Schließung dieser Eisbahn, so räumte Gülpen ein, wäre eine massive Energieeinsparung möglich. „Das möchte ich gar nicht bestreiten.“ Aber dieser Schritt zöge ebenso massive Folgen nach sich: Der Spielbetrieb der Freizeitvereine sei durch den Wegfall von 50 Prozent der Eisfläche massiv gestört. Die Profis hätten Vorrang, die Hobbyspieler das Nachsehen.

Öffentliches Eislaufen gefährdet

Auch das beliebte öffentliche Eislaufen sei dann nicht mehr möglich. Und: Aktuell sei der wirtschaftliche Verlust bei einer Schließung der zweiten Eisbahn für die KEB höher als wenn der Betrieb wie bisher weiterlaufe. Grund: Die Einnahmenausfälle seien größer als die steigenden Energiekosten.

Gleichwohl, so betonten Gülpen wie auch Oberbürgermeister Roth, sollen die möglichen Einspar-Szenarien im Aufsichtsrat der Kunsteisbahn GmbH in der nächsten Sitzung ausführlich vorgestellt und besprochen werden.

Technisch, so Gülpen, sie die Schließung jeder einzelnen Eisbahn ohne weiteres möglich, wirtschaftlich aber jeweils „furchtbar“. Auch der Curlingsport würde hart leiden, wenn dessen Eisfläche geschlossen würde. Die Gremien, in erster Linie der Aufsichtsrat und der Gemeinderat, müssten nun unter monetären, ökologischen und gesellschaftlichen Aspekten eine Entscheidung treffen, wie es weitergehen soll.

Auch diese Eisfläche des Curling Clubs Schwenningen steht bei der Einspardebatte zur Disposition. Das Foto stammt aus dem November 2021.
Auch diese Eisfläche des Curling Clubs Schwenningen steht bei der Einspardebatte zur Disposition. Das Foto stammt aus dem November 2021. | Bild: Curling Club Schwenningen

Kurzfristige Einsparungen

Als kurzfristige Sofortmaßnahme schlägt der Geschäftsführer zwei Einzelmaßnahmen zur Energieeinsparung vor. Durch diese energetischen Optimierungen könnten jährlich 50.000 Euro eingespart werden. Die Investitionskosten bezifferte er auf 230.000 Euro. „In sechseinhalb Jahren wäre die Investitionen amortisiert“, so Gülpen.

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Außerdem skizzierte der Geschäftsführer die Vision, die Schwenninger Eissportanlage in sechs bis acht Jahren „zum ersten CO2-freien Stadion in Deutschland auszubauen“. Für diesen Transformationsprozess sprach er eine „klare Empfehlung“ aus. Offen bleibt, wie viele Millionen diese Modernisierung kosten würde. Bis März will Gülpen den politischen Entscheidungsgremien ein Konzept vorlegen.

Eishalle soll ein Kraftwerk werden

Mehrere Fachbüros haben die Energiesituation der Eissportanlage bereits analysiert. Daraus entspringt der Vorschlag, die Schwenninger Eissportanlage zum Kraftwerk auszubauen und in ein öffentliches Fernwärmenetz einzubinden. Mit der Abwärme aus der Eisproduktion könnten 700 Wohneinheiten in Schwenningen mit Wärme versorgt worden. OB Jürgen Roth sprach sich explizit dafür aus, diesen Weg einzuschlagen.