Vier Schulen in drei Städten im Kreis. Vier Schulleiter und Schulleiterinnen, die zwar keine Angst, aber doch ein wenig Respekt vor der vierten Welle haben. Vier Einblicke in einen Alltag zwischen täglichen Tests, gehäuften Quarantäne-Fällen und der Erkenntnis: Schulleiter zu sein ist gerade sicher kein leichter Job.
Villingen-Schwenningen: Grundschule Pfaffenweiler
Melanie Wirich, Schulleiterin der Grundschule Pfaffenweiler, wollte auf Nummer sicher gehen. Am Freitag vergangener Woche meldet sich eine Lehrerin, sie sei positiv auf Corona getestet. Wirich erreicht das Gesundheitsamt nicht mehr. Sie beschließt, die zwei Klassen, die direkten Kontakt mit der Lehrerin hatten, am Montag zu Hause zu lassen.
Eigentlich hätte sie das nicht tun dürfen, das weiß sie heute auch. Die Regeln des Gesundheitsamtes besagen, dass wenn ein Lehrer, oder auch ein Schüler, positiv getestet wird, dann darf der Rest der Klasse trotzdem kommen. Muss aber fünf Tage in Folge täglich in der Schule getestet werden.
Außerdem wird der Sportunterricht gestrichen und die betroffene Klasse darf nur noch im Klassenverbund unterrichtet werden. Da die Grundschule Pfaffenweiler jedoch sehr klein ist: „Wir haben nur 80 Schüler“, sagt Wirich. Und es immer zu Durchmischungen kam, wird jetzt die ganze Schule vom Gesundheitsamt als eine Kohorte betrachtet. „Die ganze Schule ist jetzt in der Fünf-Tage-Testung“, sagt Wirich. Bislang gab es keinen weiteren positiven Fall.
Keine weiteren Corona-Fälle also. Aber viele Quarantäne-Fälle. „Da merkt man eine deutliche Häufung“, sagt Wirich.
Seit Mittwoch gilt die Alarmstufe in Baden-Württemberg, das heißt für die Schulen: es gilt wieder Maskenpflicht am Platz. Aufgrund des Corona-Falls hatte Wirich bereits am Montag schon wieder eine Maskenpflicht eingeführt.
Haben Sie Angst vor der vierten Welle, Frau Wirich? Angst hat sie nicht. Aber, sagt sie, „es wird schon nochmal ein Kraftakt“.
St. Georgen: Robert-Gerwig-Schule
„Ich bin entspannt“, sagt Jörg Westermann, Schulleiter der Robert-Gerwig-Schule in St. Georgen. Was bleibe ihm auch anderes übrig? „Ich kann nichts dran ändern.“ Was nicht bedeutet, dass er nichts machen würde.
Die Schüler sind auf dem Pausenhof getrennt, sie mischen die Stufen nicht, sie haben nach den Herbstferien allen empfohlen, trotz der Lockerung weiterhin Masken zu tragen, sie testen.
Die Schule besteht aus einer Grund- und einer Werkrealschule. In letzterer haben sie aktuell einen Schüler in Quarantäne. Für die Klasse hat das keine Auswirkungen. „Der Test hat nicht bei uns stattgefunden“, sagt Westermann. In der Grundschule gab es am Dienstagmorgen zwei positive Meldungen. Da sich die Grundschüler zu Hause testen, hat auch das keinen Einfluss auf die Klassen.
Auch sonst sieht es gut aus. „Wir haben keine infizierten Lehrer“, sagt Westermann. Vor den Herbstferien sei die Situation schlimmer gewesen. Drei Klassen durften damals nur noch im Verbund unterrichtet werden, weil es mehrere Corona-Fälle im Kollegium gegeben hatte.
Villingen: Grundschule im Steppach
„Bei uns sind alle Klassen noch da“, sagt Elisabeth Opel, Schulleiterin der Villinger Grundschule im Steppach. Das ist die gute Nachricht. Die weniger gute: „Es sind deutlich mehr Kinder, die jetzt in Quarantäne sind.“ Nicht weil sie selbst erkrankt sind. „Sondern weil Familienangehörige infiziert sind.“
Mehr Kinder, als in allen Wellen zuvor. Woran das liegt? Opel kann nur mutmaßen. „In der ersten Welle gab es aufgrund der Beschränkungen viel weniger Kontakte.“ Im Lehrerkollegium haben sie aktuell keinen einzigen Fall.
Haben Sie Angst vor der vierten Welle? „Vor was ich Angst habe“, sagt Opel, „wenn die Angehörigen der Kinder schwer erkranken.“ Aktuell hören sie von keinen schweren Verläufen in den Familien der Kinder. Aber wer weiß wie lange noch. „Sollten die Eltern mal im Krankenhaus sein, was ist dann?“ Sie macht eine Pause.
So oft habe man gesagt, die armen Kinder müssen jetzt eine Maske tragen. „Aber wenn die Eltern erkranken, ist das viel schwieriger für die Kinder.“
Donaueschingen: Erich-Kästner-Schule
„Es wird halt einfach immer mehr“, sagt Gabriele Lindemann, Schulleiterin der Erich-Kästner-Schule in Donaueschingen. Mehr Quarantäne-Fälle, mehr Corona-Fälle als bisher.
Vier Klassen sind aktuell betroffen. Heißt: In jeder Klasse gab es einen positiven Corona-Fall. Das betreffende Kind ist in Quarantäne. Der Rest der Klasse ist in der Schule. „Die Kinder sind vor Ort und dürfen sich nicht mischen.“ Fünf Tage lang werden sie außerdem morgens in der Schule getestet.

Wie sie jetzt in die vierte Welle geht? Sie überlegt kurz. Dann sagt sie. „Wir gucken mal und hoffen, dass es nicht ganz eskaliert.“ Was anderes bleibt ihnen wohl kaum übrig. Ein richtiger Schritt, findet Lindemann, sei, dass seit der Alarmstufe am Mittwoch auch wieder die Maskenpflicht im Klassenraum gilt. „Und dann müssen wir abwarten.“
Das Gesundheitsamt
Vier Schulen also. Vier Momentaufnahmen. Aber wie viele Infektionen gibt es denn nun insgesamt im Kreis an den Schulen? Die Frage kann das Landratsamt nicht beantworten. „Die Info haben wir gar nicht“, sagt Heike Frank, Sprecherin des Landratsames auf Nachfrage. „Da das Gesundheitsamt keine Kontakte nachverfolgt.“ Um angesichts steigender Zahlen die Gesundheitsämter nicht zu überlasten wurde die Kontaktverfolgung Anfang November auf Anordnung des Sozialministeriums ausgesetzt. Wer positiv getestet ist, soll seine Kontakte selbst informieren.