Auf dem Villinger Marktplatz haben Vertreter von sozialen, politischen und kirchlichen Organisationen sowie Arbeitnehmervertretungen gemeinsam dazu aufgerufen, Aktionen der Gegner der Coronapolitik nicht mehr als schweigende Mehrheit hinzunehmen. Sondern ihren Unmut gegenüber dieser Gruppierungen kundzutun, die bei den so genannten nicht angemeldeten „Montags-Spaziergängen“ gegen die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus protestieren.

Nicola Schurr vom Bündnis „VS ist Bunt“, und Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun, suchten, ebenso wie die SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur, der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei und Oberbürgermeister Jürgen Roth, das Gespräch mit den Passanten.
„Sehr viele Personen kamen auch aus anderen Kreisgemeinden gezielt zu uns, um mit ihrer Unterschrift ihr Votum gegen die Coronagegner abzugeben“, so Nicola Schurr, SPD-Stadt- und Kreisrat und Vertreter von „VS ist bunt“. Auf großen Plakaten konnten die Passanten auch ihre Gedanken veröffentlichen zu Themen wie „Solidarität in der Pandemie“ oder was in der aktuellen Situation wirklich wichtig ist. Hier fanden sich Schlagworte wie sozialer Frieden, respektvoller Umgang und „weniger ich, mehr wir“.

Diskussionen über Protestmärsche
Nicht ausnahmslos alle Passanten, die den Weg an den Stand fanden und den Dialog mit den Veranstaltern suchten, gehörten der „schweigenden Mehrheit“ an. „Darunter waren vereinzelt auch Personen, die sich durchaus als Impfgegner mit ihrem üblichen Geschwurbel zu erkennen gaben, aber sich dagegen verwehrten, der rechten Szene zugeordnet zu werden“, so Nicola Schurr.
„Wir haben versucht, den Leuten klar zu machen, dass sie in dem Moment, in denen sie das Mitwirken von Personen mit rechter Gesinnung an diesen Märschen gestatten, sich für deren Absicht, die Demokratie in Frage zu stellen, instrumentalisieren lassen“, so Martina Braun. Die große Mehrheit der Passanten vor Ort gehörte jedoch zu denen, die die Protestmärsche und die Aussagen der Impfkritiker nicht gut heißen. „Wer unsere Demokratie anzweifelt, soll doch ein Land suchen, in der es eine bessere Demokratie gibt als bei uns“, so eine Passantin.

974 Unterschriften und keine Gegendemo
Obwohl über die sozialen Medien angedeutet wurde, dass sich möglichweise aus dem Lager der Impfgegner oder der rechten Szene zuzuordnenden Personen für eine Gegendemonstration versammeln könnten, blieb es während der mehrstündigen Infoveranstaltung ruhig. Die Polizei zeigte sichtbare Präsenz.
Am Ende waren es laut Schurr genau 974 Personen, die ihre Unterschrift abgaben. Wie er sagt, werde überlegt, die Aktion „früher oder später in irgendeiner anderen Form zu wederholen.“ Nach seiner Information überlege derzeit auch OB Roth, der ebenfalls vor Ort war, wie eine solche Aktion möglicherweise im Kreistag diskutiert werden könne, da die nicht angemeldeten, als Spaziergänge getarnten Montagsdemos nicht nur in Villingen-Schwenningen, sondern auch in anderen Kreisgemeinden stattfinden.