Villingen-Schwenningen – Die Grünen und die Freien Demokraten sind die Gewinner der Landtagswahl in Villingen-Schwenningen. Martina Braun, die Kandidatin der Grünen, konnte ihr bei der letzten Wahl errungenes Direktmandat klar verteidigen. Außerdem konnten die Grünen ihr überragendes Ergebnis von 2016 in der Doppelstadt von 30,8 auf jetzt 33,1 noch einmal ausbauen.

Zu den Siegern dürfen sich auch die Liberalen zählen. Sie steigerten ihr Ergebnis zur letzten Wahl um gut vier Prozent auf nunmehr 12,3 Prozent der Stimmen. Sicherlich auch ein Erfolg von Direktkandidat Frank Bonath aus Villingen. Für den Unternehmensberater wurde es aber ein spannender Abend, die nicht klar war, ob er den Sprung in den Landtag schafft oder sein FDP-Kollege aus dem Landkreis Konstanz. Wie es am späten Abend aber aussah, wird Bonath mit seinem Landkreis-Ergebnis mit größter Wahrscheinlichkeit den Sprung in den Landtag von Baden-Württemberg schaffen.

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Keinen schönen Abend hatten ein weiteres Mal die Christdemokraten in der Doppelstadt. Mit 20,9 Prozent der Stimmen landete die CDU auf dem bisherigen Tiefpunkt ihrer Landtagswahlergebnisse und verlor nach dem historischen Wahldebakel vor fünf Jahren, als sie über 15 Prozent absackte, noch mal 3,2 Prozent. Damit liegen sie noch unter dem Landesschnitt. Noch schlimmer: Die Christdemokraten im Wahlkreis 54 Villingen-Schwenningen – der Wahlkreis von Erwin Teufel – sind vermutlich nach Jahrzehnten nicht mehr mit Landtag Baden Württemberg vertreten. Raphael Raabe wird es wohl nicht schaffen, er äußerte gestern Abend seine Enttäuschung (siehe untenstehenden Bericht).

Ebenfalls zu den Verlierern gehört die Alternative für Deutschland (AfD). Die Rechtspartei, die vor fünf Jahren noch aus dem Stand 17,4 Prozent der Stimmen in Villingen-Schwenningen holte, hat offenbar ihren Zenit überschritten. Sie büßte in der Doppelstadt rund 4,6 Prozent der Stimmen ein und landete hinter Grünen und CDU sowie knapp vor den Liberalen auf dem dritten Platz. Unklar war bis Redaktionsschluss, ob Kandidat Martin Rothweiler aus VS den Sprung in den Landtag schaffen kann.

Enttäuschung auch bei der SPD. Nicola Schurr konnte das Ergebnis von vor fünf Jahren in etwa halten. Doch wie bei den Christdemokraten landete auch die Sozialdemokraten vor fünf Jahren auf einem historischen Tiefpunkt ihrer Wahlergebnisse in VS. Die Linke kam auf 2,8 Prozent (+0,2 Prozent) und verfehlte ihr Wahlziel ebenso wie die Freien Wähler, die sich mit 2,7 Prozent etwas verbessern konnten (+1,1 Prozent). Bei den Splitterparteien fällt auf: Die Klimaliste, die von manchen Beobachtern als mögliche Konkurrenz zu den Grünen gehandelt wurde, landete unter ferner liefen bei lediglich 0,8 Prozent.

Sinkende Wahlbeteiligung

Mit 56 Prozent war die Wahlbeteiligung dieses Mal in der Doppelstadt relativ schwach und pendelt sich auf das Niveau der vorletzten Wahl von 2011 ein. Vor fünf Jahren beteiligten sich noch 64,2 Prozent der VS-Bürger an der Landtagswahl.

Bemerkenswert war bei dieser Wahl die Zahl der Briefwähler. Von 31 123 Wählern, die ihre Stimme am Sonntag abgaben, nutzten 13 761 die Möglichkeit der Briefwahl. Das waren 44,2 Prozent aller Wähler. Hier schlägt sich mutmaßlich die Corona-Pandemie nachhaltig nieder. Die Stadt hatte dies erwartet und die Zahl der Briefwahlbezirke enorm aufgestockt.

Nachteil von fast 50 Prozent Briefwähler: Die Analyse der Wahlergebnisse nach Wahlbezirken und Stadtteilen wird immer schwieriger. Denn die Briefwahlstimmen können nicht mehr den Wohnorten und Wahlbezirken zugeordnet werden. Die Zahl der Wähler, die ihre Stimme am Wahlsonntag in die Urne eingeworfen haben, lag in den meisten Wahlbezirken unter 30 Prozent.

Gleichwohl lassen sich doch einige Aussagen treffen. Die Grünen haben bei den Urnenwählern in fast allen Stadtbezirken die meisten Stimmen geholt. Nur Herzogenweiler ging an die CDU, in den Wohngebieten Steppach und Schilterhäusle bekam die AfD die meisten Urnenstimmen. Bei der Briefwahl waren die Grünen noch stärker. Die Partei holten in allen 20 Bezirken die meisten Stimmen, zum Teil mit 40 Prozent und mehr.