Unglaubliches Glück hatte ein Kleinkind, das am Mittwochabend gegen 20 Uhr einen lebensgefährlichen Ausflug auf ein Hausdach am Kopsbühl unternommen hat. Noch vor Eintreffen der alarmierten Polizei und der Feuerwehr konnte das Kind wohlbehalten zu seinen Eltern zurückkehren. Offenbar hatten Anwohner der talwärts liegenden Häuserreihe das Kind auf dem Dach des Gebäudes Kopsbühl 72 entdeckt und die Einsatzkräfte alarmiert.
Wie Augenzeugen berichten, hatten die unten stehenden Personen durch Zurufe versucht, das Kind dazu zu bewegen, sich hinzusetzen, weil es wohl genau an der Dachkante stand. Das Kind selbst soll etwas von „Mama“, „Papa“ und „Auto“ gesagt und den Menschen unten zugewunken haben.

Jörg-Dieter Kluge von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz bestätigte auf Anfrage des SÜDKURIER, dass der knapp zweieinhalb Jahre alte Junge – in einer ersten Mitteilung sprachen die Beamten von einem kleinen Mädchen – in einem unbeaufsichtigten Moment aus der elterlichen Wohnung entwischt und über eine nicht verschlossene Brandschutztür auf das etwa 25 Meter hohe Gebäudedach des Wohnblockes gelangt war. Der Junge soll nach ersten Erkenntnissen auf seinem lebensgefährlichen Marsch in schwindelerregender Höhe vom Haus Kopsbühl 78 bis zum Anwesen 72 marschiert sein. Dabei überquerte er auch die Dächer der Häuser 74 und 76.

Dass dies möglich ist, bestätigt Stefan Wiedenmaier, Leiter der Hausverwaltung von der Firma Treuhand Rebholz: „Die Dächer der Häuser 60 bis 82 sind miteinander verbunden.“
Normalerweise seien die Brandschutztüren aber immer verschlossen, da sie sonst keinerlei Brandschutzfunktion erfüllen könnten. Nur Hausmeister, Hausverwaltung, beauftragte Firmen und einige Beiräte der Eigentümer würden über einen Schlüssel verfügen. Warum die Türe letztlich offen stand? Dazu vermutet Wiedenmaier, dass womöglich Bauarbeiter vergessen hatten, diese nach Benutzung zu schließen.
„Das ist jedoch unüblich“, fügt er hinzu. Unklar bleibt, warum ausgerechnet die Türe im Haus 78 offen stand, denn Bauarbeiten finden derzeit nur auf dem Dach des Hauses mit der Nummer 70 statt. Letzte Arbeiten am Haus 78 lägen schon Tage zurück, so Wiedenmaier. „In Absprache mit der Polizei haben wir gleich am Morgen danach vorsorglich alle Partnerfirmen angeschrieben, mit denen wir in der Regel zusammenarbeiten, mit dem Hinweis, ganz besonders auf geschlossene Türen zu achten.“ Auch sollen demnächst Schilder angebracht werden, so Wiedenmaier weiter, um noch mehr Sicherheit zu schaffen.
Eine Anwohnerin aus Haus 72 ist sich sicher, dass die Türe offen gestanden haben muss: „Ein so kleines Kind bekommt diese Türen sonst nicht alleine auf.“ Als die Frau den Einsatz vor ihrer Haustüre kurz nach 20 Uhr bemerkt hatte, war die Gefahr bereits gebannt gewesen. Ohne eingreifen zu müssen, konnte zu diesem Zeitpunkt auch die alarmierte Feuerwehr wieder die Drehleiter einfahren. Die Feuerwehr war mit zehn Einsatzkräften und zwei Fahrzeugen angerückt.
Wie die Polizei mitteilt, hatten Anwohner aus dem Nachbarblock erst versucht, dem kleinen Abenteurer selbst zu Hilfe zu eilen, scheiterten aber an der verschlossenen Brandschutztüre zwischen den Gebäudeteilen. Schließlich soll es einem Mann aber doch gelungen sein, auf das Dach zu gelangen und das Kleinkind an sich zu nehmen. Der kleine Abenteurer konnte am Ende wohlbehalten den Eltern übergeben werden.