5,5 Kilometer lang soll der Lückenschluss sein, den sich Unternehmer und Offizielle seit Jahrzehnten wünschen. Das Straßenbauprojekt heißt mittlerweile auch Ortsumfahrung von Villingen, Bauherr ist der Bund, 25,9 Millionen Euro sollte das Vorhaben vor fünf Jahren kosten – bevor die Teuerungswelle am Bau einsetzte.

Stop für immer mehr Autos und ja zu mehr Raum für Radfahrer. Das fordern jetzt Klimaaktivisten in Villingen mit einer markanten Aktion. ...
Stop für immer mehr Autos und ja zu mehr Raum für Radfahrer. Das fordern jetzt Klimaaktivisten in Villingen mit einer markanten Aktion. Hier die Beschilderung des Radwegs an der Auffahrt zur B33 beim Landratsamt Villingen, aufgenommen im Oktober 2021. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Während Kommunen wie St. Georgen und Villingen-Schwenningen wie auch der Landkreis nach wie vor auf die Umsetzung der Verbindung von der Autobahn zum Mönchsee und dort auf die Bundesstraße 33 pochen, grummelt es im Gebüsch.

Martina Braun, Landtagsabgeordnete der Grünen, äußerte erst vor Tagen Bedenken, wie der Knotenpunkt des Weiterbaus des Bundesstraße 523 vom Neuen Markt aus an den Mönchsee mit Naturschutzauflagen einher gehen könne.

Und: Zu einer von zwei geplanten Anschlussstraßen in Villingen hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die sich querstellt und notfalls bis zur letzten Instanz klagen will, dass die Ortsdurchfahrt von Nordstetten nicht zum Bundesstraßen-Zubringer am Villinger Stadtrand umgewidmet wird, wie es aktuell das Regierungspräsidium vorgesehen hat.

Hier am Mönchsee vor Villingen soll die neue Strecke der Bundesstraße 523 Richtung neuem Markt abschleifen. Die Route – ...
Hier am Mönchsee vor Villingen soll die neue Strecke der Bundesstraße 523 Richtung neuem Markt abschleifen. Die Route – aufgenommen im September 2021 – führt entlang von Naturschutzgebieten. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Und jetzt kommt neuer Gegenwind: Klima-Aktivisten von Fridays for Future sehen das Projekt als nicht mehr zeitgemäß an. Es fördere einseitig den automobilen Verkehr. Deshalb planen regionale Fridays-Mitglieder nun eine Rad-Demo auf der Bundesstraße.

Im Mai 2022 feiern Klimaaktivisten in Villingen den dritten Geburtstag ihrer Gruppe.
Im Mai 2022 feiern Klimaaktivisten in Villingen den dritten Geburtstag ihrer Gruppe. | Bild: Fröhlich, Jens

Der Protestzug will sich beim Landratsamt in Villingen radelnd auf die Bundesstraße 33 vorwagen und von hier aus Richtung Norden pedalieren. Die Demo ist bei den Behörden bekannt und ersten Anzeichen zufolge wird das Vorhaben auch von den Behörden begleitet werden.

Am Freitag, 22. Juli, soll die Aktion stattfinden. Relevant für alle Bürger: Die Bundesstraße wird zum Aktionszeitpunkt im Bereich Villingen in beiden Richtungen gesperrt, heißt es aus Behördenkreisen jetzt gegenüber der Redaktion vorab.

Tanzen gegen die Klimakrise, die Klimaschützer-Gruppen Extinction und Fridays for Future treffen sich im Mai 2022 zu einer Protest-Party.
Tanzen gegen die Klimakrise, die Klimaschützer-Gruppen Extinction und Fridays for Future treffen sich im Mai 2022 zu einer Protest-Party. | Bild: Rüdiger Fein

Die genaue Uhrzeit wird noch verhandelt. Nach SÜDKURIER-Informationen gibt es noch ein Informationsgespräch zwischen Aktivisten und der Polizei in den kommenden Tagen.

Die Fahrrad-Demo wird sich nach derzeitigem Stand keinesfalls bis zum Neuen Markt bewegen. Im Gegenteil: Recht rasch sollen die Teilnehmern auf ihren Drahteseln wieder von der B 33 abbiegen. Offenbar sind hierzu die Villinger Abfahrten im Bereich des Eckwegs oder zum E-Center im Gespräch.

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Beim Beradeln der Bundesstraße wollen es die Klima-Aktivisten an diesem Tag nicht belassen. In der Villinger Innenstadt ist im Anschluss an die Fahrrad-Demo eine Kundgebung vorgesehen. Auch deshalb offenbar wollen die Aktivisten nicht allzu weit auf der Bundesstraße vom Landratsamt in Richtung Mönchweiler radeln.

Bei Mönchweiler, am Mönchsee, soll die neue Bundestraßen-Trasse in die B 33 münden. Wie genau diese Zusammenführung baulich mit Brücken sowie Zu- und Abfahrten gestaltet werden kann, ist aktuell noch offen. Erwartet wird aber ein ausladendes Bauwerk, das unter anderem zum Ziel haben wird, den Verkehr auf der Ost-West-Achse im Land nicht allzu sehr abbremsen zu müssen.

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Allerdings: Nach Corona und angesichts der finanziellen Herausforderungen resultierend aus dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine stellt derzeit nicht nur Martina Braun für die Grünen die Frage, inwieweit das Bauvorhaben heute noch prioritär behandelt werden kann. Einerseits ist klar, dass der Bau wohl mindestens doppelt so teuer wird als bislang bekannt und andererseits drohen hohe Folgekosten durch die Energiekrise, seit Russland den Westen mit eingestellten Energielieferungen unter Druck setzt.

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Die Fridays for Future-Gruppe der Region verweist durch Jonathan Kühner darauf, wie stark nachgefragt aktuell der öffentliche Personennahverkehr in Deutschland sei. Die Gruppe fordert deshalb, Gelder, die für den Ausbau der Bundesstraße bei Villingen vorgesehen seien, lieber in Projekte zugunsten von Bus und Bahn zu investieren.

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Auf der Projektseite des Bundesverkehrswegeplans heißt es wörtlich: „Das Neubauprojekt der Ortsumfahrung Villingen-Schwenningen liegt größtenteils in landwirtschaftlich geprägtem Raum mit bewaldeten Abschnitten. Die Trasse durchquert auf fast gesamter Länge ein Vogelschutzgebiet. Erhebliche Beeinträchtigungen werden als wahrscheinlich bewertet. Weiterhin wird der Randbereich eines Großraums für Feuchtlebensräume und ein Großsäugerfunktionsraum auf kurzer Strecke gequert. Ein Kernraum für Feuchtlebensräume liegt innerhalb der Wirkzone des Projekts. Weiterhin liegen die westlichen drei Viertel der Trasse innerhalb eines Naturparks.“

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