Jetzt im Oktober sind bereits viele heimische Wildkräuter verblüht. Blätter und Früchte fallen von den Bäumen und zahlreiche Bodenpflanzen sterben ab. Nicht so die Hagebutte. Sie ist der heimliche Star des Herbstes und nicht nur schön anzuschauen. Die roten Früchte enthalten auch ganz viel wertvolle Inhaltsstoffe. „Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm. Es hat vor lauter Purpur ein Mäntlein um.“ Bereits 1843 hatte August Heinrich von Fallersleben mit diese Zeilen die Hagebutte besungen, die auch Hundsrose genannt wird. Ihr botanischer Name lautet Rosa canina. Kräuterexpertin Jeanette Becker aus Schwenningen stellt die Pflanze den SÜDKURIER-Lesern genauer vor.
Hagebuttenstrauch: Die Pflanze begrüßt ihre Betrachter im Herbst schon von weitem durch seine leuchtend roten Früchte. Gerne stehen die Sträucher an Wegrändern, am Waldrand, in Böschungen und in wilden Hecken.
Die Hagebutte ist ein Rosengewächs, das mit vielen Stacheln an den Zweigen bestückt ist, um sich vor Fraßfeinden zu schützen. Es wird daher von Stacheln gesprochen – nicht von Dornen – weil stacheln botanisch betrachtet am Zweig sitzen und leicht abgebrochen werden können. Dornen hingegen wachsen wie ein Blatt direkt aus dem Zweig und werden durch Leitbahnen zur Nährstoffaufnahme im Zweig direkt versorgt. Dornen erkennt man zum Beispiel deutlich am Weißdorn. Dieser wird auch „Hage-Dorn“ genannt und gehört zur gleichen Pflanzenfamilie.
Rosengewächs: Die Hagebutte blüht etwa im Juni weiß bis rosa.
Die anschließende Bildung der Frucht ist ein interessanter Vorgang.
Der Blütenboden, das Innere der Blüte, wird im Laufe des Jahres zur Frucht. Die Blüte selbst kann man im Herbst als schwarze „Mütze“ auf der Hagebutte erkennen. Das selbe Phänomen der Fruchtbildung lässt sich auch bei Erdbeeren oder Äpfeln beobachten, die auch zu den Rosengewächsen zählen. Die Pflanzenfamilie hat viele Vertreter und nicht alle haben Stacheln oder Dornen. Das Fruchtfleisch wächst wie eine schützende Hülle um den für den Strauch wichtigen Inhalt: die Kerne (Samen). Die Kerne liegen dicht beieinander und sind von Härchen umgeben, dem sogenannten Juckpulver. Für den Strauch ist das Überleben der Kerne wichtig. Sie fallen herunter, das Fruchtfleisch verrottet und die Samen bleiben übrig. Die Früchte der Rosengewächse werden als Nüsse bezeichnet.
Inhaltsstoffe: Für Sammler sind vor allem die roten Hagebutten interessant, um später das Fruchtfleisch und die Kerne zu verarbeiten. Ganz wichtig sind dabei Handschuhe, die stachelfest sind, weil die Früchte teilweise tief im Strauch hängen. Hier kann man sich schnell Kratzer holen. In den Früchten stecken neben dem berühmten hohen Vitamin C-Gehalt auch B-Vitamine, Betakarotin, Vitamin K, Pektide und Gerbstoffe. Dadurch wirken sie mobilisierend auf das gesamte Immunsystem. Die Pektide wirken verdauungsfördernd. Die rote Farbe der Hagebutte zeichnet die Früchte als einen Radikalenfänger aus. Außerdem besitzt sie eine Reihe von Inhaltsstoffen, die bei längerer Anwendung antientzündlich und schmerzlindernd wirken. Der sogenannte Kernles-Tee, soll den Gelenken Gutes tun und zudem einen feinen Geschmack haben. Viele wertvolle Inhaltsstoffe sitzen auch in der Schale. Hieraus aus kann zum Beispiel Hagebuttenmarmelade gekocht werden. Zwar gehen beim Erhitzen Vitamine verloren, etwa zehn Prozent bleiben bei der Hagebutte bei diesem Prozess aber erhalten, was immer noch reicht, um den Körper im Winter fit zu halten. Im folgenden, verlinkten Beitrag verrät Becker einige ihrer Lieblings-Rezepte für Hagebutten.
Sammeln: Gesammelt werden die roten, reifen Früchte ab Oktober. Die orangefarbenen Früchte dürfen noch am Strauch bleiben. Haben Hagebutten bereits dunkle, weiche Stellen, eignen sich diese auch noch. Matschig sollten sie allerdings nicht sein. Eine rasche Verarbeitung nach dem Sammeln ist wichtig, da Hagebutten sonst schnell schimmeln.
Verwendung: Becker zieht die Verarbeitung des reinen Fruchtfleisches vor. Zum Verarbeiten am sollten am Besten wieder Handschuhe getragen werden. Die Früchte werden zuerst gewaschen und aufgeschnitten. Jetzt kommen die Hände mit den feinen Härchen in Berührung. Mit einem Messer schabt man die Hagebutten aus. Die Kerne und das Fruchtfleisch werden in getrennten Gefäßen gesammelt. Das Fruchtfleisch kann entweder als Hagebuttenmark oder Hiffenmark weiterverarbeitet werden oder auf einem Tuch ausgebreitet ein paar Tage trocknen. Die Härchen werden von den Kernen durch ein Sieb entfernt, danach gespült und zum Trocknen ausgelegt. Die Hagebuttenschalen können getrocknet und gemahlen als Pulver über Müsli oder Quark als Vitamin C-Bombe gestreut werden. Andere Möglichkeiten der Verwendung sind Hagebutten-Tees oder Hagebuttenmark als Brotaufstrich. Wer die Früchte nicht als Nahrungsmittel nutzen möchte, kann sie natürlich auch wunderschön in einen Herbstkranz einarbeiten.

Wichtiger Hinweis: Wir sammeln nur so viele Pflanzenteile oder Früchte, wie wir gerade brauchen. Das sichert uns einerseits noch eine spätere Ernte, das Weiterbestehen der Pflanze und auch Nahrung für die Wildtiere. Da alle Pflanzen auch Arzneimittel sind, sollte man sich auskennen, bevor man beherzt zugreift. Von einer unbedachten Selbstmedikation ist abzuraten. Im Zweifelsfall sollten Sie immer erst einen Arzt konsultieren.
Weitere Infos
Viele weitere interessante Portraits heimischer Kräuter sowie die dazu passenden Rezepte und Tipps finden Sie auf unserer Themenseite: www.sk.de/kräuterserie